- BAUSTELLE -

 

Eine Pop-Up Galerie

 

EINLEITUNG

Es wird gerade modern, die Leistung seiner Angestellten steigern zu wollen. Dazu wird der Ist-Zustand ermittelt, und künftig mehr Arbeit erwartet.

Ein großer Teil des Stresses in den meisten Firmen ist hausgemacht. Erwartungen und Ansprüche schaukeln sich gegenseitig hoch, jeder priorisiert seine eigenen Belange – ein Kreislauf setzt ein und nimmt Fahrt auf. Viele nehmen es ernst und wollen sich darin beweisen. Ein paar Wenige drehen das Rad schneller, um mehr Einsatz aus den Leuten zu holen. Es ist schwer, aus dieser Dynamik auszusteigen.

Da die deutsche Wirtschaft bald auf Nachhaltigkeit im Allgemeinen, und auf motivierte Mitarbeiter im Besonderen angewiesen sein wird, während sie sich seit Längerem bereits über (hausgemachten) Fachkräftemangel beschwert, ist der Abstieg dabei unvermeidlich.

Wer den Beratern in naher Zukunft Einkünfte abgraben will, schreibe Management-Ratgeber oder erarbeite Workshops und Coaching-Programme für diese Zeit.

Wer in diesem Umfeld seine Karriere voranbringen will, muss mehr Riffe umschiffen und Hürden meistern denn je – das ganze Leben auf seinen Werdegang ausrichten.

Ich bin selbst bereits vom Stuhl gefallen, weil mir die Arbeit zu viel geworden war. Und das ganz ohne Aufstiegs-Ambitionen und dergleichen. Doch die Sorgen meiner Mitmenschen hatten weniger mir gegolten – mehr der eigenen Karriere.

Bitte nicht falsch verstehen: ich gelte regelmäßig als einer der Angestellten, mit denen Kunden und Kollegen am liebsten zusammenarbeiten. Weil ich zuhöre, und auf das Ziel hin arbeite.

Auch deswegen fallen mir all die Spielchen umso mehr auf, mit denen sich andere als wichtiger verkaufen wollen, als sie sind. Wohl dem, der sich ihnen entziehen kann.

Diese virtuelle Ausstellung lädt ein, sich unverdrossen mit dieser Thematik zu spielen, zu erkunden, wohin das Ganze führt und Spaß dabei zu haben. Es ist Kunst. Die darf das. Kunstfreiheit deckt uns dieses Vergnügen.

Rechtlicher Hinweis:
Ich habe keinerlei Namen oder Jahreszahlen erwähnt. Eine Zuordnung zu einer bestimmtem Firma oder Personen ist somit nicht möglich.


 

 

Raum 0,8 Bock:              „Feiern bis sie fallen“


Anlässe zum feiern gibt es mehr denn je. Umsatzziele, Schwangerschaft von Kolleginnen, Anlieferung einer neuen Maschine – oder, ganz klassisch und abgestanden: Geburtstag.

Wer sich da noch abheben will, muss sich schon was einfallen lassen. 

Aber: sie (Die Feiern) müssen langfristig und strategisch geplant werden!
Nur so können sie der Karriere förderlich sein.
 
Beispiele:
Erster Schultag des Kindes, oder Hochzeitstag (Kann ich nutzen, um mich als loyalen und zuverlässigen Mitarbeiter darzustellen).
Jahrestag der Scheidung meiner Eltern (alternativ: der eigenen Scheidung), oder Jahrestag meines neuen Autos (kann ich nutzen, um mich als sozial und teamfähig zu präsentieren)

Hier eine Musterplanung anhand eines Beispiels:
In 16 Monaten steht der erste Schultag von Sophia-Laureen an.
Was ist vorzubereiten und zu beachten?
- Welches Smartphone kommt in die Schultüte?
- Auf welchen Vertrag soll es laufen?
- Ein neues Kleid für das Kind kaufen
- Passend zur Schultüte natürlich
- Neue Kleider für uns
- Einen Fotografen bestellen
- Karten an Verwandte, Bekannte, Freunde, Kollegen, Vereine schicken
- Restaurant buchen, Gerichte vorbestellen.

- Wie poste ich meine Bilder in den sozialen Netzwerken?
- So, dass ich einen Vorteil davon habe?
- Und mich als loyalen und verantwortungsbewussten Mitarbeiter präsentieren kann?

 


ÜBUNG
In 2 Monaten hast Du Dein neues Auto genau 1 Jahr lang. Wie feierst Du diesen Tag?
Mehrfachnennungen möglich.
- Konditor-Sahnetorte für die Kollegen bestellen
- Modellautos für die Dekoration besorgen
- Eine kleine Ansprache halten
- Sektempfang
- Ein geeignetes Foto für die Einladungskarten aussuchen
- Schick Essen gehen
- Neuer Schmuck für die Frau
- Grillabend, mit Leinwand und Beamer, für die schönsten Momente mit Dir und dem Auto, auf Foto und Film
- Dankeskarten verschicken, für den Besuch danken.
- Den Nichterschienenen eine kurze Zusammenfassung des Ereignisses zukommen lassen

Hast Du mindestens 1 Punkt angekreuzt?  Dann auf in den nächsten Raum!
 

Bilder, jeweils:

OBEN: wie Du gesehen werden willst

UNTEN: wie andere Dich sehen

 


 


Raum 0,7 Bock:             „Das triviale Gelaber“


Geredet und geschimpft wird schnell. Um mithalten zu können, ist es wichtig, dabei zu sein – und es zu bleiben. Auf Inhalte kommt es nicht an.
Wer sich in sein Büro zurückzieht, oder gar an Lösungen arbeitet, wird nicht mehr wahrgenommen.
 
Hier sind ein paar Standard-Phrasen, die sich nie abnutzen:
- Bei … hätt’s das nicht gegeben!
- Ich hab‘ schon mit … geredet!
- Zuerst muss die zuständige Entity geklärt werden!
- Letzte Woche gab es einen Call dazu
- Der … hat sich immer noch nicht committet!
 
ÜBUNG
Sprich diese Phrasen möglichst laut und energisch. Hast Du mind. 1 Lücke logisch mit einem Namen gefüllt? Bist Du mit Dir zufrieden?
Dann weiter in Raum 0,6 Bock
 


 
Raum 0,6 Bock                  „Geisterbahn“


„Ich will nur deine Seele“, sagt das Gespenst. Und „buhu! Buhuhuuuuuuhuu!“
 
Das sagt der Chef:
- Das muss heute noch fertig werden!
- Das auch, das auch, und das hier sofort!
- Dieses ist noch gar nicht produziert!
- Und jenes noch nicht ausgeliefert!
- Die Fehler müsst ihr noch ausbessern!
- Und den ganzen unerledigten Haufen noch abarbeiten!
- Du da: verfass mal eine Liste davon!
- Diese brauche ich bis in zehn Minuten!

Im Klartext:
- Ich will nur deinen vollen Einsatz und deine volle Begeisterung
- Du sollst brennen für deinen Job

 
ÜBUNG:
Verfasse einen Bericht über alles noch nicht erledigte, mit Lieferschienen und Summe des noch nicht realisierten Umsatzes.
 Fertig? Fein! Du darfst weiter:


 

 
Raum 0,5 Bock:   „Bestätiger“


Wer andere in ihrer Meinung bestätigt, macht sich beliebt. Ja-Sager werden gerne befördert, und sind bis ganz oben zu finden.
Hab keine Angst als meinungsschwach und rückgratlos dazustehen.
Hab keine Angst ‚Ja‘ zu sagen!
 
Suggestivfragen sind universell, leicht zu verstehen, immer und überall gut.
Hier ein paar Beispiele:
- Findest du nicht auch, dass der … etwas seltsam ist?
- Wäre es nicht toll, wenn Du den Bereich … übernehmen dürftest?
- Du hast doch sicher nichts dagegen, deine Arbeit bereits heute abzuliefern?
- Du willst doch bestimmt, dass der Umsatz steigt? 



ÜBUNG
Richte solche Fragen an deine Kollegen.
Danach marschiere stracks zu Raum 0,4 Bock!
 



Raum 0,4 Bock:  „Chef-Versteher“


Wer andere Menschen versteht, gewinnt deren Vertrauen.
Vertrauen ist der ultimative Schlüssel zum Erfolg. Ob du es ernst meinst, oder nur vorspielst, ist dabei nicht entscheidend.
 
Fallbeispiel: der Chef hat „einen seiner Momente“, und brüllt einen Kollegen nieder.

(Vielleicht wird ihm der Stress selbst gerade zu viel?)
Das ist deine Chance, dem Chef Verständnis zu bekunden, und in den Fahrstuhl nach oben einzusteigen. Hier sind passende Sätze, die Du an „das Opfer“ richten kannst, um beim Chef Pluspunkte zu sammeln:
- Er ist halt so
- Da kannst du nichts machen
- Er hat’s ja auch nicht leicht
- Hab dich nicht so
- Das ist eben sein Temperament
- Nimm’s dir nicht so zu Herzen
- Versuch doch, ihn zu verstehen

Achtung: diese Konter kann vom „Opfer“ kommen: „Wollen wir Plätze tauschen?“
Souveräne Antwort: „Nee, das dann auch nich‘ …“
 



Raum 0,3 Bock:                   Coaching-Wahnsinn

16:18, Du denkst schon ans Heimgehen. Dein Kollege M hat sich schon verabschiedet, und kommt erst morgen wieder. Dein Chef kommt zu Dir ins Büro.

Chef: Warum hat der M beim Dingkirchen den Preis 800,00 EUR gemacht?
Du: Frag ihn das morgen bitte selbst. Ich habe damit überhaupt nichts zu tun.
Chef: Ich schick' Dir das mal rüber.
Du: Warum?
Chef: Ist das nicht unlogisch, wie er den Preis gemacht hat?
Du: Nochmals - ich bin da komplett außen vor!

So löst Dein Chef das:
Er schickt Dir Preisliste, Datenblätter, Infos und Schriftverkehr. Und hält Dir einen Vortrag, nach welchen Grundsätzen Dein Kollege gearbeitet hat. Damit kannst Du alles nachverfolgen und Dir eine Meinung bilden.
Er bleibt neben Dir stehen, um Dich gleich coachen zu können.

Wie verhältst Du Dich?
-> Du schlägst vor, noch viel mehr Aufgaben zu übernehmen. Somit können Deine Kollegen schöner blaumachen, mehr Zeit in Meetings verbringen, wo sie besprechen, welche Unterstützung du brauchen könntest, um die auf dich abgewälzte Arbeit noch schöner machen zu dürfen.

-> Dein Chef hat die Ironie darin nicht verstanden, hält das für einen großartigen Vorschlag, und wird Dich mit Sonderaufgaben zuknallen.

Dafür darfst Du weiter in Raum 0,2 Bock



Raum 0,2 Bock:   „Der erste säuft schon ab“

Einer ertrinkt
Um ihn herum stehen alle und sind ganz schlau, reden, diskutieren. Du kommst dazu, es ist ja sonst nichts los.
-> welche guten Tipps gibst du ihm mit?

- Willst du nicht mal die Päckchen annehmen?
- Ich hab’s ja auch nicht leicht!
- Warme Milch mit Honig hilft.
- Versteh mich bitte nicht falsch. Aber kann es sein, dass du schlecht organisiert bist?

Für Deine tolle Rhetorik darfst Du einen Raum weiter:



Raum 0,1 Bock:   „Du säufst ab“


Jetzt bist du es, der absäuft.
- Dir wird schwarz vor Augen
- Die Kollegen und Chefs geben dir gute Ratschläge (s.o.)
- Du fällst vom Stuhl
- Du hast Dein Jahresziel nicht erreicht
- Und der Bonus wird dir auch gestrichen

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