China

Peking, Chin. Mauer, Shanghai, Suzhou
Dezember 2002

„Das Taxameter bitte einschalten.“
„Nein!“
„Sonst steigen wir aus.“
„Nein!“
„Wir steigen aus.“
„Da habt ihr eure Koffer.“

Mein Kumpel C holte uns am Flughafen ab. Er machte ein Semester Praktium bei Siemens Beijing, lud mich zum Besuch ein. Es wurde Dezember, bis ich eine liebe Bekannte als Begleitung fand, alles organisiert hatte (in einer halb-analogen Welt), und mit Swiss nach Peking fliegen konnte. C kannte sich mit der Mentalität der Leute bereits aus.
    Das nächste Taxi hatte uns beobachtet, nahm uns auf, und fuhr uns brav mit Taxameter an. Ankommende Touristen am Flughafen haben meist keine Ahnung von solchen Tricks, und zahlen dann einen Fantasiepreis ...

Wir erwarteten: durchgeistigte Menschen, die in Weisheiten und Gleichnissen sprechen.
Das Erste, das wir sahen: mit dem Finger das eine Nasenloch zuhalten, durch das andere Nasenloch den Rotz auf den Gehsteig blasen. Selbst vom Fahrrad herab.
Willkommen in China.

Auf den Straßen standen auffallend viele Mercedes S-Klasse im Stau. Gefühlt mehr als in ganz Deutschland. (Das war noch vor dem Super-Ugly-Vehicle Boom). Und gehört zum Wertesystem, einer der nächsten Kulturschocks:
Wenn ich genug Geld habe, muss ich es ausgeben, damit es alle sehen. Die Familie ins Restaurant führen und dort auftischen, Kleidung, Wohnung, Auto, Fernreisen. In etwa in dieser Reihenfolge. Wenn ich das nicht mache, obwohl ich das Geld dafür hätte, werde ich verachtet.
(Heißt auch: zuhause an allem sparen, und dann davon auf Fernreise gehen – das versteht kein Chinese.)

C wohnt in einem Wohnheim. In einem schicken Hochhaus sind Wohneinheiten für Manager und Studenten. Je zwei Personen teilen sich Küche, Bad und Wohnzimmer. Es ist luxuriöser als daheim.

 

Außentemperatur: -10 bis -15°C, Tag und Nacht


Die Stadt ist im Dauer-Smog. IT-Hardware-Zentrale der Welt zu sein, hinterlässt Spuren.

Blick aus dem Wohnheim. Links: bei wenig Smog. Rechts: bei viel Smog

 


So geht Essen:
Der Tisch bestellt etwas, nicht die Personen. Drei Leute können sich z.b. acht Sachen bestellen. Manches ist „nur“ Beilage, wie gedämpfter Brokkoli. Das alles kommt auf einen drehbaren Aufsatz, so dass sich jeder am Tisch die Speisen zu sich her drehen kann.
Jeder bekommt eine Schale Reis, über der er diese Gericht isst. Tropft etwas herunter, würzt es den Reis. Und den Reis teile ich mit niemandem (wie bei uns eine angebissene Scheibe Brot nicht weitergereicht wird).

Beijing ist eine moderne Stadt, und noch voll im Wachstum. Wohnungen im Hochhaus sind beliebt und begehrt, dort gibt es fließend Wasser in kalt und warm, ein eigenes Bad und eine Einbauküche. Für China nicht selbstverständlich.
Verbreiteter sind Plattenbauten aus den Sechzigern o.ä. Dort lebt und übernachtet eine dreiköpfige Familie durchaus im Wohnzimmer, weil es das einzige Zimmer für Aufenthalte ist.
So etwas wie eine Altstadt gibt es nicht, oder nicht mehr. Es gibt wichtige alte Gebäude, meist Palast- oder Tempel-Anlagen. Diese sind eingefasst (meist mit einer Mauer) und kosten Eintritt. Die alten Wohnhäuser wurden schon lange weggeschoben.

Die Stadt ist von 3 Autobahnringen durchzogen. Der vierte Ring führt um die Stadt herum, während diese schon an ihn heranwächst. Den fünften Ring bauten sie damals gerade.

„In 5 Jahren sind wir die Nummer 1“. Diesen Spruch bekamen wir oft zu hören. Es ist die offizielle Richtung, und alle machen mit. Auch C’s chin. Freundin war davon überzeugt.

Taxi fahren
Macht jede Langnase hier. Bus und U-Bahn sind nicht nur meist überfüllt, sondern auch noch unverständlich, alle Beschriftungen sind ausschließlich chinesisch.
Taxis gibt es in 3 Klassen. Nur 1. und 2. Klasse sind für Touristen zugelassen.

Und sonst?
Hotels sind ebenfalls in 3 Klassen eingeteilt, und die 3. Klasse darf keine Ausländer aufnehmen.
Beim Überqueren der Straße gilt Faustrecht. Außer man ist eine Langnase, dann bremsen sie plötzlich. Der Grund: auf Unfalltod etc. von Langnasen stehen hohe Strafen, bis hin zur Todesstrafe. Das Leben eines Chinesen hingegen zählt nicht so viel … 

C’s Kommilitonen erzählen uns, dass sie dies ausprobiert hätten. Chinesisch-stämmige Deutsche oder Amerikaner waren als Fußgänger beim Überqueren der Straße einer Hasenjagd ausgesetzt, während weiße Europäer sofort den Verkehr zum Stillstand gebracht hatten.


Ein paar geführte Ausflüge hatte ich vorab gebucht.

 


Die Chinesische Mauer , bei Badaling
Unsere Reiseleitung spricht deutsch. Eine Frau mittleren Alters, notorisch schlecht gelaunt, redet nur das Nötige mit uns.
Mit dem Auto werden wir zur Mauer gefahren, etwa 60 km nach Norden, und abends wieder zurück. Der Fahrer hat vergessen zu tanken und muss das nachholen.
Also werden wir in ein vornehmes Restaurant eingeladen, um eine Kanne Tee zu trinken. Viel reden wir nicht. Ich glaube, sie findet es doof (Mehrkosten, bei minimalem Umsatz, Verzögerung, und dann mit uns alleine, ...). So etwas wie Cafés oder Teestuben scheint es nicht zu geben.
Die Autobahn sieht gut aus, neu und anständig geteert, gut ausgeschildert, alles fast so wie bei uns.
Dieser Abschnitt der Mauer ist einer der besten, wurde auch kräftig renoviert. Die Mauer ist das, was sie ist: eine Mauer, auf der man gehen kann, von Zinnen flankiert. Immer wieder stehen Türme in ihrem Verlauf, als Zugang für die Truppen. Immer wieder standen Lager für die Besatzung. Hier endete das chinesische und kaiserliche China, dahinter war das „Barbaricum“ der Mongolen. Auch wenn sie ihren Zweck nur teilweise erfüllen konnte, erstaunt die Menge an Stein, die für sie bewegt wurde.

Ich kaufe mir Postkarten. Zahle aber den Touristen-Abzock-Preis (wie ich nachträglich erfahre).

 

 


Verbotene Stadt

(Peking)
Wir werden abgeholt –der nächste Tagesausflug. Auch wenn es „nur“ innerhalb Pekings ist, werden wir gefahren. Wieder begrüßt uns unsere „charmante“ und wortkarge Reiseleitung.
Sie zeigt das Ticket an der Kasse vor, wir dürfen in den ersten Hof. Der Eintritt in den zweiten Hof kostet erneut Eintritt, aber wir haben alles vorab bezahlt. Der ganze Palast besteht insgesamt aus zwischen acht- und neuntausend Zimmern. Wir schauen uns gerade mal die großen Hallen an, die das Gelände gliedern. Sie alle führen das Wort „Harmonie“ im Namen, und stehen für bestimmte Amtshandlungen, die der Kaiser dort vollzog.

("Verboten" heißt, dass Normalsterbliche früher hier nicht rein durften)

r.: am Platz des Himmlischen Friedens ist der Eingang
 
Himmelstempel
Eine weitere Fahrt mit der vertrauten Reiseleitung.
Hierher kam der Kaiser, um zu beten – meist für gute Ernte. Es war so etwas wie eine Prozession. Der erste Tempel hat ein Dach, der zweite zwei, der dritte drei. Die Tempel sind allesamt rund. Denn: der Kreis ist Perfektion, und Perfektion steht für den Himmel.
    Aufgemerkt: die Verbotene Stadt ist, wie alle Paläste und irdischen Bauten: viereckig angelegt. Eckige Bauten stehen für das Irdische.
Im Anschluss fahren wir noch zu einer Grabstätte (ab 2003 UNESCO gelistet):

 


Ming Gräber
Etwa 50 km außerhalb von Peking, mittlerweile per U-Bahn zu erreichen, am Fuße des Berges Tianshou. Hier liegen 13 von 16 Kaisern der Ming-Dynastie begraben.
Das Highlight (zumindest für uns) ist die Seelenmeile, auch „Weg der Seelen“ genannt.
Es geht durch ein Tor, in dem eine steinerne Schildkröte eine Säule mit Schriftzeichen trägt.
Seelenmeile
Ein von Weiden gesäumter Weg. Zur Linken und Rechten stehen steinerne Figuren. Sie stellen einen gesamten Trauerzug dar, um die Kaiser zu ihrer letzten Ruhestätte zu begleiten. Dazu gehören Beamte, dargestellt in ihrer Amtskleidung und ihren Utensilien, exotische Tiere (z.B. Elefanten), sowie eine Reihe Fabeltiere.
Im Dezember ist fast nichts los, durch die tierstehende Sonne bekommt dieser Weg eine leicht melancholische und stimmungsvolle Note. Es ist einer unserer Lieblingsmomente auf dieser Tour.

 


Wir haben Zeit, so unternehmen wir Ausflüge auf eigene Faust. Mal schauen, ob wir ohne notorisch unmotivierte Reiseleitung durchkommen …
Wie schon erwähnt, gibt es keine Altstadt oder dergleichen, wo man schlendern und schauen kann. Man muss gezielt eine Attraktion ansteuern.


Sommerpalast
Wir zeigen dem Taxifahrer den chinesisch gedruckten Namen im Reiseführer. Die Fahrt dauert 45 Minuten und kostet etwa 7,50 EUR. Der Eintritt in den Garten ist ein geringer Betrag. So schlendern wir durch den Garten, mit Blicken auf den zugefrorenen See. Ob wir in den Palast auch können, und ob er weiteren Eintritt kostet, finden wir nicht heraus. Der Garten reicht uns. Es ist ruhig, nur wenige Menschen sind unterwegs, wir sind auch nicht wirklich aufnahmefähig und genießen den ruhigen, sonnigen Wintertag.

Immer wieder kommen junge Soldaten vorbei, frotzeln sich, trauen sich aufs Eis, machen Fotos voneinander. Auch Privatleute und Pärchen wagen sich für ein Foto aufs Eis.

Im Anschluss gehen wir über die Straße, zu Starb*cks, zum chillen, aufwärmen und Kaffee trinken. Kaffeehäuser dieser Marke stehen überall in der Stadt, und die jungen Leute sind dort, sprechen auch englisch, denn Kaffee ist exotisch, westlich und voll hip.
Wie weiter oben erwähnt: Teehäuser hatten wir nie gesehen.
 

 


Peking Zoo
Ein weiterer Tagesausflug auf eigene Faust. Wir zahlen Eintritt in den Zoo, danach nochmals für das Aquarium. Es ist eines der größeren damals, neu gebaut und durchaus sehenswert. (Erst in den Folgejahren kamen SeaLIfe-Aquarien bei uns auf).


Kulturschock 1
Wir machen Fotos von alten Lagerhäusern auf dem Gelände, im Industrial-Stil, mit irgendeiner Schrifttafel, und zugefrorenen Wassergräben, die melancholische Wintermotive ergeben. Kein Chinese versteht das.

Kulturschock 2
Auf dem Gang, noch vor dem Aquarium, werden wir angesprochen, dürfen je 1 Los ziehen. S bekommt ein Poster mit einem Wasserfall-Motiv geschenkt, ich habe einen schönen Preis gewonnen. Die Mädels am Stand, an dem wir mittlerweile angekommen sind, klatschen in die Hände und freuen sich. Ich spüre Druck, komme wohl nicht aus, ohne die Harmonie zu zerstören. Ich darf mir eins der Rollbilder aussuchen, zum absoluten Vorzugspreis … (umgerechnet 12,50 EUR). Klar dass sie Geld wollten …
    Das Bild gefällt mir allerdings, es hängt noch heute in der Wohnung – und ich hatte in der Stadt kein einziges Geschäft gesehen, wo sie zu kaufen gewesen wären …
    Dafür weiß ich jetzt, warum Chinesen als gewiefte Händler gelten, und mit welchen Tricks sie arbeiten.
Nochmals: wir durften Lose ziehen. Das war schon der Abschluss des Verkaufs, da hätten wir schon ablehnen sollen. Das Ganze war auf dem Gelände des Aquariums, hatte aber mit dem Aquarium nichts zu tun …


Zugfahrt nach Shanghai
Wir werden geschoben. Tasche aufs Förderband, damit sie durchleuchtet wird, während sie in die Bahnhofshalle fährt. Die Leute schieben sich durch die Tür, wir werden mit geschoben. China ist das Land des Rempelns, und jetzt sind wir mittendrin.

Den Bahnsteig zu finden, ist alles andere als einfach. C begleitet uns. Überall sind Gänge, Anzeigetafeln, Bahnsteige, Züge und jede Menge Menschen. Uns bleibt nur, die Schriftzeichen zu vergleichen. Erst zuletzt erbarmt sich ein Schaffner, und den richtigen Warteplatz zu weisen. Die Tickets hatte ich vorab gekauft, unsere unmotivierte Teilzeit-Reiseleiterin hatte sie uns vor ein paar Tagen bereits überreicht.
Wir haben unsere Plätze im Zug gefunden. Eine Thermoskanne mit heißem Wasser steht in jedem Abteil bereit, um sich z.B. Fertig-Nudelsuppe aufrühren zu können. Wir haben Liegeplätze, jeder Platz hat einen kleinen Fernseher, Vater und Tochter teilen sich mit uns das Abteil, unterhalten sich ein wenig auf chinesisch, interessieren sich nicht groß für uns. Wir schlafen mehr schlecht als recht, der Zug fährt die Nacht durch, etwa 1.000 km, erreicht in der Früh Shanghai.
Gleich vor dem Bahnhof stehen Frauen mit Schildern, bieten Übernachtungen an. Wir werden fast angeschrien, und nicht in Ruhe gelassen.

"Bei den Fischköpfen". Wir sind wirklich woanders (Shanghai)

 


Shanghai
Es ist deutlich wärmer. Etwa 15°C plus, nicht mehr minus.
Die Leute sehen ein wenig anders aus. Eine Spur dunkler, und irgendwie auch freundlicher. Dieser Eindruck wird sich wiederholen. Ich hatte ein wenig die Preise kennengelernt. In China muss man handeln. In Peking sind die Händler überwiegend stur und unfreundlich. In Shanghai nenne ich den Preis, der mir angemessen erscheint. Sie sind kurz überrascht, sagen dann einen leicht höheren Preis und wir einigen uns dazwischen. Es kommt mir wesentlich einfacher, offener und freundlicher vor.

Überall stehen Wolkenkratzer herum. In der City sind die Straßen voll mit Läden, und mit Leuten, hauptsächlich mit Leuten, die etwas kaufen wollen. Juweliere stehen hoch im Kurs. Shanghai ist Sonder-Wirtschaftszone. Hier gibt es vieles, was es im restlichen China nicht gibt.

Taxifahrer, mit der Lizenz Ausländer zu fahren, tragen Uniformen und weiße Handschuhe. Es gibt deutlich mehr Radfahrer als in Peking. Und: sie haben eigene Straßenspuren, und können Brücken über die Hauptstraßen nutzen -wie Fußgänger-, anstatt sich mit Fußgängern um den Gehsteig streiten zu müssen.

Was ich in der ganzen Stadt NICHT gesehen habe: Leute, die einfach auf den Boden schnäuzen. (!)

Unser Hotelzimmer (80 EUR) ist sehr luxuriös. Wir haben zusätzlich Stühle und Sofa, Fernseher und Stereoanlage, Wasserkocher, Tassen und Teebeutel, und jede Menge Utensilien wie Hausschuhe, Bademantel, Kämme, Zahnpflege-Artikel, Schlafmaske, etc.
    Abends sehe ich fern. Bleibe hängen bei einer Musiksendung für junge Leute. Sie sind brav, freuen sich, zünden Wunderkerzen, schunkeln leicht zur Musik. Die jungen Bands machen Musik, die bestimmt sehr romantisch ist, mich aber mehr an eingeschlafene Füße erinnert.

 



Shanghai Food is strange
Mittags in einem kleinen Laden, wie eine Kantine. Wir nehmen ein Plastik-Form-Tablett (wie in der Mensa), und dürfen uns 3 Sachen aussuchen, die dann direkt auf dem Tablett landen. Kostet: ca. 0,60 EUR. Bei mir landet: ein Mini-Fisch (der mehr aus Haut und Gräten denn sonst was besteht), gelber Glibber (eine Paprika vielleicht, oder ein Seestern?), grüner Glibber (Gemüse, Seetang, Seegurke?). Sehr seltsam.
In einem Familien-Restaurant. Die Speisekarte kommt, ist komplett in Schriftzeichen. Aber was die am Nebentisch haben, gefällt mir. Ich deute dort hin, sage auch englisch, dass ich das Gleiche möchte. Hä? Was ist mit denen? Belästigen die dich? Die dritte Bedienung versteht es endlich, und ich bekomme etwas Ähnliches vorgesetzt. Puh! (weiße Weizennudeln mit Pilzen und brauner Soße. Nicht sonderlich „strange“, aber so fühle ich mich hier).


Wir sind gekommen, um einen Tagesausflug nach Suzhou zu unternehmen.

Ein freundlicher Reiseleiter holt uns am Hotel ab, fährt uns zum Bahnhof und bringt uns zum Zug. Es gibt ein eigenes Terminal für Ausländer, mit einem modernen Wartesaal und Anzeigetafeln auf englisch.
Die Züge sind pünktlich. Die Fahrt dauert 45 Minuten. Alle Bahnhöfe sind nur mit Schriftzeichen ausgewiesen. Wir fahren hauptsächlich nach Uhr, vergleichen die Zeichen und steigen aus. Der nächste Reiseleiter begrüßt uns auf deutsch.

 


Suzhou
Die Gartenstadt
Suzhou liegt am Kaiserkanal, und ist bekannt für seine vielen Gärten. Ich habe keine Ahnung, was ein Garten ist. Soviel vorab: es ist nicht einfach eine Fläche aus Gras und schön arrangierten Blumenbeeten.

Wir besichtigen nur drei der Gärten. Zu jedem gehört ein Haus oder Pavillon. Dort versammelt sich die Familie oder Festgesellschaft. Zu jeder „Landschaft“ gehören Berge und Wasser (übrigens auch auf jedem Landschaftsbild zu finden). Der „Berg“ ist meist nur 2-3 m hoch, und wurde künstlich angelegt.
Berge stehen für so etwas wie Kraft
Wasser steht in etwa für Gefühl
Durch den Garten führt ein Rundweg. An ihm sind immer wieder Terrassen, um bei Mondscheinnächten aufs Wasser zu schauen, Gedichte zu rezitieren, Musik zu machen, etc. Immer wieder hält man inne, um die „Landschaft“ auf sich wirken zu lassen.

Über den See gehen geht so:
- Die Brücke startet z.B. leicht nach rechts, ich lasse das Ufer hinter mir.
Dann knickt sie in die andere Richtung. Ich steuere meine Gedanken zu neuen Zielen
Wiederum knickt der Weg
Letztlich erreiche ich das Ufer, symbolisch neue Perspektiven
Der Weg endet immer am Haus bzw. Pavillon.

Bevor wir entlassen werden, besichtigen wir eine Seidenfabrik. Das gehört zum Ausflugspaket und ist nicht fakultativ. Wir müssen uns anschauen, wie die Seidenraupen gekocht und ihre Fäden abgewickelt werden. (Sie ergeben einen günstigen Snack für Chinesen). Aus diesen Fäden wird Seide gesponnen.
Im Shop nebenan dürfen wir Souvenirs kaufen. Seide ist voll super. Ein Anzug daraus glitzert nicht nur schön, er hält im Sommer auch schön kühl. Ein Kleid für die Dame?
Die Preise sind gehoben. Wer sich eine Reise nach China leisten kann, und dabei nach Suzhou kommt, hat Interesse und genug Geld für diese Kleidungsstücke. Mehr aus Verlegenheit, und um die Harmonie zu wahren (rein aus Verlegenheit) kaufe ich ein Tuch, mit traditionellen Motiven bedruckt, das sich in der Wohnung gut macht.
Unser Reiseleiter wirkt ein wenig enttäuscht. Ist es das Chin. Händler-Talent, ist er am Umsatz beteiligt, oder decken sich Touristen hier tatsächlich kräftig ein? Oder bin ich unten durch, weil ich Geld für eine Reise ausgebe, und dann am Luxus spare? (<- damit das chinesische Wertesystem sprenge). Das bleibt mir auf ewig schleierhaft.

l.o.: auf dem Kaiserkanal, im "Venedig des Ostens" ...

r.o.: in diesen "schönen" alten Häusern wohnen Leute. Oft fehlt diesen Häusern ein eigenes Bad und/oder eine Küche. Heißt: waschen im öffentl. Badehaus, essen auswärts

 

Alle anderen Bilder: ein Best Of der besuchten Gärten, inkl. Teich / Wasserlandschaft, Spazierwege und Pavillon

 


In Shanghai haben wir keine Lust auszugehen. In unserem Hotel gibt es mehrere Restaurants. Im Familien-Restaurant sind nur Familien, dort ist Stimmung, es ist sehr laut. Die Tische sind groß. Wir fühlen uns fehl am Platz.
Ein Bediensteter fängt uns ein, setzt uns an einen kleinen Tisch auf der Galerie. Es ist der Frühstücksraum, und um diese Zeit ungenutzt. Auf der englischen Karte gibt es „Curry“.
Das ist dann Rindfleisch in einer würzigen, braunen Soße, neben Reis. (Für uns eher „Gulasch“). Dazu bekomme ich einen Löffel. Gefragt dazu werde ich nicht, denn Ausländer essen mit Löffeln, anstatt mit Stäbchen (eine Gabel wäre mir lieber).



In einem Laden kaufe ich mir Fisch-Bonbons. An der Kasse brauche ich viel zu lange. Die alte Frau hinter mir (eine andere Kundin) greift mir in mein Geld, legt davon die passenden Geldscheine hin, damit es schneller geht.  (Die Kasse bei Aldi ist dagegen slow-motion)



Bei McD am Bahnhof
Die letzten zwei Stunden verbringen wir in einem Schnellrestaurant, dort im Keller, ein wenig abseits. Wir wollen nichts mehr sehen, nur noch in den Zug. Es ist ein wenig duster, die Wege führen weit an uns vorbei.
Immer wieder entdecken uns Kinder, starren uns an, fangen an zu lachen. Dann laufen sie weg, holen andere Kinder, manchmal auch Erwachsene, die uns anschauen. Was für lange Nasen wir haben! Und obendrauf noch voll blass! Wahnsinn.
Wir versuchen uns nicht ablenken zu lassen, schreiben Postkarten, Notizbuch, lesen, was auch immer. Nerven bewahren, auch wenn’s nicht immer einfach ist.

Am Pekinger Bahnhof gehen wir durch einen Gang, also unten Pflastersteine, rundum Fliesen. Ein Verkaufsstand für Zeitungen steht im Weg, viele fallen fast über ihn. Der Verkäufer wirbt per Megaphon dafür. Von allen 4 Seiten kommt der Schall zurück. Ein Wahnsinn.


In Peking gehen wir noch schön essen (Peking-Ente). Das Taxi hält abrupt, ein Typ in einem dunkelgrauen Mantel, im unverkennbaren Ostblock-Schnitt, öffnet die Tür und begrüßt uns durch ein Megaphon (auf ca. 2m Distanz). Wir erwarten eine schlimme Strafe, für uns oder den Fahrer (falsche Taxi-Klasse für Touristen vielleicht?).
Später kombinieren wir: er macht Werbung für das Restaurant, soll Passanten darauf hinweisen.

 

Ausführliche Version von dieser Episode:

https://wortlaterne.jimdo.com/lost-in/lost-in-beijing-2-restaurant/

 


Zum ersten Mal auf einer Reise bin ich ganz froh über die Heimreise. Was ich nie verstehen werde, sind Chinesen. Selbst wenn sie englisch reden – die Mentalität ist komplett anders. Des öfteren konnte ich Situationen oder Menschen überhaupt nicht mehr einschätzen.

Der Flug geht mit dem Tag, die ganze Zeit scheint Sonne auf ein Winter-Wunderland. Die Mongolei besteht aus endlosen, verschneiten Wiesen, die sich zu Wellen verwerfen. Sibirien besteht aus endlosem Wald. Immer wieder mal sehe ich 3 Schneisen durch ihn laufen (und tippe auf Eisenbahn-Straße-Pipeline). Nach 6h kommen Berge (Ural), in denen sich die Wolken stauen. Nach 8h umfliegen wir Moskau. 8 von 10h sehe ich nur leeres Land da unten.
Auf die letzten 2h zieht „der ganze Rest“ durch. Kleine Felder, Straßen mit Autos drauf, Dörfer, Städte, Felder, Städte, ... Polen, Deutschland, Tschechien, nochmals Deutschland, Österreich, Landeanflug, eine große Wand an Bergen, blau scheinend im Abendlicht, Landung, in der Schweiz (Zürich).

Während des Flugs war es mir egal, wo wir landen.
Gedankenspiel: Deutschland ist gesperrt, wegen Schneesturm, oder Hochwasser.
Wir landen in Ungarn, Polen, Italien, oder fliegen weiter, nach Frankreich, NL, GB, ....
Ich würde die Leute verstehen. Weil sie so denken wie ich, weil wir alle gleich sind, eine Familie. Ganz egal, wo in Europa ich rauskomme – ich wäre daheim.
Und dann konnte ich deutsch reden, auch sprachlich alles verstehen. Auf dem Flughafen von Zürich (zahlen ein Euro, Wechselgeld in Franken).


Ich bin zuhause. In Europa.

Wichtiger Hinweis:

- VISUM vorab beantragen.

 

 

Lost in Beijing:

Einkaufen ist furchtbar:

https://wortlaterne.jimdo.com/lost-in/lost-in-beijing-1-markt/

 

Essen gehen auch:

https://wortlaterne.jimdo.com/lost-in/lost-in-beijing-2-restaurant/