ITALIEN 2019
Po-Delta

Verona - Ravenna - Birdwatching - Bologna

 

 

Italien ist viel mehr als Venedig und Rom, Strand und Meer, Pizza und Spaghetti ... Es ist das Land mit den meisten UNESCO Weltkulturerbestätten (und nicht genug Budget sie alle zu erhalten). Wer alles sehen will, braucht vermutlich ein ganzes Leben dafür. Also muss man sich seine Highlights herauspicken. Das haben wir gemacht - und hier ist ein wenig Inspiration.

 

Eine der größten wissenschaftlichen Messinstrumente des 16. Jh., bezeichnenderweise in einer Kirche; bunte und freundliche Mosaiken als Relikte einer finsteren Zeit, aus der nur wenig erhalten ist; geschichtsträchtige Orte, an denen sich die Wege legendärer Gestalten kreuzen – all das war Teil des Plans.

Was noch alles dazukam, und warum wir nach 11 Tagen bereits "Overflow" hatten und zufrieden heimgefahren sind – alls das gibt es hier:

 

"Ganz Italien in 1 Bild" - natürlich Bad Taste von mir ...

 

Ouvertüre
Um 05:30 fahren wir auf die Autobahn auf, wo schon viel Verkehr unterwegs ist (viele Bayern starten Ende August in den Urlaub). Schöne Berge mit dunklem Tannenwald in Österreich, 15°C am Brenner. Nach 2,5h Fahrt sind wir an der ital. Grenze (was ich nie für möglich gehalten hätte). Südtirol sieht genauso aus. Wir hören Radio Maria, in dt. Sprache (mit ein wenig Akzent), aus Südtirol.
Die Etsch bildet ein Tal, dem die Autobahn folgt. Immer wieder stehen einzelne Weinberge in den Alpen, die Berge ändern sich, zeigen weiße Flanken, auf denen nur noch Büsche (oder Latschen) wachsen. Das Tal wird immer breiter. Alpines und Mediterranes mischt sich hier.
„Alto Adige“, heißt die Region auf ital., was so etwas wie „Hoch-Etsch“ bedeutet. Der Etsch sind wir ins Flachland gefolgt, es hat 30°C und ist dampfig. Die Berge sind noch zu sehen.
Kuriosa: die Autobahnbrücken in Verona haben alle Namen bzw. Nummern. Wie sie heißen? Na: Opera 1, Opera 2, usw.

 

 

Erster Hauptakt

 

VERONA
Eine Aufführung in der Arena zu besuchen, ist für Opern-Fans ein Muss.
Shakespeare hatte sein Drama „Romeo und Julia“ hier angesiedelt.

Nachmittags noch mit dem Bus in die Stadt. Sie ist voller Touristen. Wir sind reizüberflutet (zu früh aufgestanden, zu viel gefahren, und jetzt schon voll in Italien ...)

Auf dem Rathausplatz steht eine Säule mit Markus-Löwe, es weht die Venedig-Fahne. Wir sind im Veneto.

 

Spontan flüchten wir uns in das Kirchlein San Lorenzo , aus dem 12. Jh. (romanisch!), bei freiem Eintritt. Viel ist nicht los.
Eine CD mit Gregorianischen Gesängen läuft, das hält die Leute vom Schreien ab (= gute Idee). Die alten Fresken sind erhalten, wenn auch meist nur teilweise. Es ist ruhig, klein und schön alt. Ideal zum ausrauchen und runterkommen.


Wir kaufen uns luftgetrockneten Schinken, Käse, Salat, Baguette, und essen abends auf dem Campingplatz. (O-Ton Australier dazu: you have such a lovely setup).
Ich bin so froh, dass wir nicht Essengehen müssen (in der City wurlt es, sie ist voll mit Restos („Touristenfallen“).

Ein alter Mann fragt uns nach Geld. Ich gebe ihm 2 EUR. Er möchte mehr. Ich gebe ihm noch 1 EUR. Aber eine Pizza kostet 10 EUR, beschwert er sich. Leider verstehen wir ihn nicht und stecken unsere Köpfe wieder in den Stadtplan.

Ein Kormoran sitzt auf einem Stein in der Etsch (Adige), trocknet seine Flügel, fliegt über den Fluss, landet, taucht ab.

 

Auf dem Campingplatz haben 3 junge Australier ihr Zelt aufgebaut. Sie leben in England, und machen „ein paar Monate Sommerurlaub“, per Anhalter. Damit sind sie schon von Bosnien, über Österreich, hierher gekommen. Jetzt packen sie (abends), stellen sich an die Autobahn, wollen nach Mailand, zum Flughafen, um ihren Flug zum Tomorrow-Festival in Valencia zu erwischen.
Eine der beiden Ladies brezelt sich auf, mit schwarzen Hotpants, schwarzem Netzhemd, schwarzen Stiefletten. 1x darf ich raten, wer sich vorne hinstellt und den Daumen rausstreckt …  Dass Australier verrückt sind, war mir schon lange klar. Aber soooo verrückt … 
Ach ja: an den Auffahrten steht immer das Hinweisschild: NO Autostop (nix Anhalter mitnehmen). Begründet sich so: jedes Auto zahlt Benutzungsgebühr, Anhalter nicht.


San Zeno Maggiore
Es gibt verschiedene Legenden über Zeno, der aus Nordafrika stammt, und im 4. Jh. Bischof von Verona war. Eine davon geht so:

Zeno spielte ein Ballspiel mit dem Teufel, um einen Einsatz. Der Teufel verlor, und musste ein Taufbecken aus Rom herbeischaffen. Die Kratzspuren an Becken und Fußboden, durch seinen Unmut darüber verursacht, sind bis heute zu sehen.
(Erzähl das mal ein paar Jahrhunderte später (Zeno spielt mit dem Teufel) - und sie hätten dich auf dem Scheiterhaufen verbrannt …).
    Nachforschungen ergeben: das Taufbecken ist „römischen Ursprungs“, und stammt aus einer Therme. (Es kann also auch aus der Gegend stammen, und nicht aus Rom …).

Vom 4. Jh. ist kaum etwas erhalten.
Ab 807 ließ Pippin (Sohn Karls des Großen) das Kloster erneuern und erweitern.
Der heutige Bau entstand nach dem Erdbeben von 1117, in ital. Romanik.
Unten ist eine große (begehbare) Krypta (inkl. Zenos Grab), genau darüber ist die Kirche der Mönche (um näher an der „Strahlung“ des Heiligen zu sein).
Der große Bereich dahinter war für das Volk - San Zeno war nie eine reine Klosterkirche. Die alten Fresken sind in Resten erhalten, nur wenig wurde hier „modernisiert“.
Die alten Eingangstüren sind mit Bronze-Reliefs verziert, die eins der Highlights sind. Angefertigt (oder maßgeblich beeinflusst) von deutschen Künstlern/Handwerkern - Deutschland war in der Metallbearbeitung weit vorne. (Was ein Klischee bestätigt: DE = Industrie, IT = die große Kunst).

Kuriosa:
- Die deutschen Kaiser spendeten immer viel Geld für das Kloster; und nutzten es als Aufenthaltsort bei ihren Reisen nach Rom etc. (z.B. zur Kaiserkrönung durch den Papst).


- Otto I. war einer der größeren Gönner. Der ital. Teil des Reiches, in etwa der ganze Nordosten, hieß damals „Markgrafschaft Verona“. Das Kloster gehörte also zu seinem Reich. (Außerdem konnte er dem Papst ein paar neue Bistümer im Umland von Magdeburg -seiner Residenz- herausleiern. Das neu eroberte Slawenland muss ja auch irgendwie verwaltet werden ...)


- Die Freundschaft / Klüngelei zwischen dt. Königen und dem Papst (der sie zum Kaiser krönt), geht zurück auf die Franken Pippin und Karl d. Großen, die über Verona nach Italien kamen, und dem Papst Oströmer und v.a. Langobarden vom Hals hielten. Bezeichnenderweise kam der Papst zu den Franken, um sie um Hilfe zu bitten (nicht andersherum).


- Auf dem Außenportal haben Historiker 2 Darstellungen von Theoderich ausgemacht (so der Verdacht), der dabei sehr schlecht wegkommt (obwohl er viel für die Stabilität und das Christentum in Italien geleistet hat). Diese Darstellungen kamen erst nachträglich, ca. Im 12. Jh., als die Päpste ihre Macht ausbauen wollten. Theoderich war nämlich Arianer, und die hatten den Papst nicht anerkannt. … 
(Mehr zum Thema: bei „Ravenna“ und unten im Anhang)

3.v.o.r.: schön zu erkennen: unten geht es in die Krypta (inkl. Zenos Grab), oben geht es hoch zur Kirche der Mönche (die direkt über Zeno feiern wollen, wegen der Ausstrahlung etc. ...)

4.v.o.l. und darunter: in der Krypta

5.v.o.r. und darunter: in der "Oberkirche" der Mönche

2.v.u.: das Bronzeportal

l.u.: im Kreuzgang

 


Romeo und Julia
 In der Via Cappello, dem Sitz der Familie Del Cappello, steht das sogenannte „Haus der Julia“ (Casa del Giuletta). Im Eingangsbereich hängt eine Wand voller Briefe (Liebesbriefe?), der Eintritt kostet, dafür kann man den Balkon der Julia betreten (für ein Foto o.ä.). Der Balkon wurde in den 1930ern angebaut, und besteht z.T. aus einem alten Sarkophag - er ist also ein Fake (was aber niemanden stört).

 

 

Der Domkomplex
Um 1187 entstand der Dom, in ital. Romanik. Doch innen versteckt sich so einiges. Kapellen-Reste aus der Spätantike, ein Baptisterium aus dem frühen Mittelalter. Der Dom ist innen gotisch, mit viel Renaissance-Ausstattung.

 

 

Gibt es Geister? Wir spazieren die Via S. Pietro Martire entlang, bei 32°C, völlig fertig. Auf einmal spüre ich einen kalten Fleck, auf ca. 1qm, aber so richtig kalt. Ich gehe zurück, versuche es zu lokalisieren etc., vergebens …
(Vielleicht nur die Abluft einer Klimaanlage?)

Zwischenakt

 

BIRDWATCHING & Strand

Wir fahren an die Adria, schlagen unser Zelt in Lido di Spina auf. Unter Pinien. Das gibt zwar Schatten, aber auch viel Taubendreck. Und an den Baumstämmen sitzen Häute von Zikaden, also die Reste ihrer Verpuppung.
Ein Golf-Cart mit Anhänger fährt über den Platz, bringt Leute zum Strand-Ausgang. Popmusik läuft laut, die Fahrerin animiert alle zum mitsingen.

Auf der Fahrt sehen wir ganz viel grünes, flaches Land, ganz viele Reisfelder, und 2 Silberreiher. (Ja: hier wird ganz viel Reis angebaut, die ganze Po-Ebene entlang, bis hinter nach Turin. Italien ist der größte Reisproduzent Europas. Übrigens in „Trockenbau“. Oft ist ein Wasserkanal um das Feld herum, aber die Halme stehen nicht im Wasser. Dafür benötigen die Pflanzen hohe Luftfeuchtigkeit - falls sich jemand wundert (wie ich), warum es hier immer so schwül ist …).


Regelmäßig stehen hier Verkehrsschilder, die sagen: bei Sichtweiten unter 100m: nur 50 km/h fahren. Die Feuchtigkeit verursacht wohl viel Nebel.
Ein Stück nördlich münden Po und Etsch in die Adria. Wir verlassen das Veneto, kommen in die Emilia-Romagna.
Von hier machen wir Ausflüge, gehen abends an den Strand.

l.: in der Po-Ebene, nahe des Po-Deltas. Flach, grün, viel Landwirtschaft. Hier wird viel Reis angebaut

r.: eine Zikaden-Haut (der Rest der beim schlüpfen übrig bleibt), hängt immer noch im Baum (am Campingplatz, eine Pinie auf "unserem" Platz

 

Unsere Strand-Erfahrung:
Abend 1: wir baden im Meer.
Abend 2: ein Seegras-Teppich hält uns ab, wir setzen uns nur in die Brandung
Abend 3: tote Fische und Krabben werden angespült. Das ist uns nicht geheuer.
Abend 4: noch mehr tote Fische und Krabben.

Die nördliche Adria zählt zu den „Todeszonen“ (Hypoxie) – intensive Landwirtschaft (Düngung) und andere Abwässer ernähren Algen und Bakterien, die den Sauerstoffgehalt im Wasser stark reduzieren.

Möwen schreiten den Strand ab, suchen nach Essbarem, rotzfrech und ohne Angst. Als ich im Wasser bin, wird auch mein Rucksack inspiziert. (Vielleicht sind Möwen doch nicht so langweilig, wie ich immer dachte?)

 

Abtei Pomposa
Schönes altes Kloster, das einst auf einer Insel stand. Entstanden zwischen 750 und 870 (Das Baumaterial kam aus Ravenna). Schön ruhig, im Museum stehen Stücke ab dem 6. Jh. Blütezeit ab ca. 1000 unter Abt Guido. Er legte die Ordensregeln strenger aus als notwendig, bis hin zur Geißelung (die ich erst ins 13. Jh. gelegt hätte).
Weltberühmt wurde er als Guido von Arezzo, der die allererste Tonleiter erfunden hatte, und somit die Musikgeschichte revolutionierte.

1152 durchbricht der Po die Dämme, Pomposa ist keine Insel mehr, versumpft immer mehr, wird von Mücken und Malaria geplagt, der Abstieg beginnt. 1663 wird das Kloster aufgehoben, die Kirche wird für das Volk verwendet.
In der Kirche haben sich viele Fresken aus dem 13.+14.Jh. erhalten.
Der Turm / Campanile ist ein perfektes Beispiel ital. Romanik (unverändert). Seine Zwickel sind mit bunt lackierten Terrakotta-Schalen verziert, die in der Sonne glitzern.

 

Um 12:00 erklingen die Glocken des Kampanile, auch das ist Musik.
Hier ein externer Link dazu:
https://www.youtube.com/watch?v=OYvcSW2qI68

Wer meint (wie ich), Reliquien wären ein alter Hut: im Jahr 2000 spendete Speyer eine Guido-Reliquie an Pomposa (immerhin eine alte, und keine brandneue ...)

 

Neben dem Gelände ist ein Weinfeld, wie es sich gehört. Daneben ein Reisfeld, von einem Kanal umgeben, dort sitzt ein Graureiher. Das war’s dann wieder an Zivilisation, die Straße führt stangengerade raus in die Pampa …

 l.o.: Weinberg vor Abtei

r.o.: Reisfeld neben Kanal, davor Reiher, Straße raus in die Pampa

M.r.: Reis in Nahaufnahme

 

Birdwatching
Um 07:10 starten wir, fahren um die Saline von Comacchio herum.  Das ist ein großer See, meist seicht, an dem viele Vögel leben. Gespeist wird sie von Seitenarmen des Po.
An einem Kanal, hinter einem kleinen Wasserkraftwerk, sitzen viele Silberreiher. Unter dem Baum versteckt sich eine Rohrdommel, ein Biber schwimmt durch den Fluss.
Entlang der Straße bzw. eines Baches sitzen viele Angler, dazwischen ganz, ganz viele Silber- und Seidenreiher.

o.l.: ein Biber

darunter: eine Rohrdommel

die anderen sind überwiegend Reiher

2.v.u.r.: Rohrdommel, im Zoom

u.: Seidenreiher mit Beute

 

Saline de Camacchio
3-4 kleine Parkbuchten, mit einer Wand aus Schilf inkl. Gucklöchern (= getarnter Beobachtungspunkt) ermöglichen es, verschiedene Vögel in allen Größen zu beobachten; Tafeln erklären die hier vorkommenden Arten.
Und ganz hinten, da waten sie durchs flache Wasser: 7 Flamingos.
Mit gesenktem Kopf voraus gehen sie ein paar Schritte, filtern Wasser und Sand etc. durch ihren Schnabel, finden so ihre Nahrung. Wir haben sie gefunden.

o.: der "Cavaliere d'Italia", eine Stelze

alle anderen: Flamingos

die Jugendlichen sind noch braun. Durch die vielen Krebse, ihre Hauptnahrung, übernehmen sie deren Farbstoffe, und ihre Federn werden mit zunehmdem Alter immer rosaner ...

 

Comacchio (aka: Komatsu)
Stand über 13 Inseln verteilt, war eine reine Lagunenstadt. Erst im 19.+20. Jh. wurden Teile der Lagune trockengelegt, und die Stadt ist heute normal zugänglich. Geblieben sind Kanäle und Brücken, wo es aussieht wie in Venedig. Zumindest an ein paar Ecken ...

 

 

 

Zweiter Hauptakt


Ravenna
War die letzte Hauptstadt des Römischen Reichs. Ort seines Untergangs, Residenz von Theoderich dem Großen, Brückenkopf der Oströmer, Teil des Kirchenstaats. Jede Epoche hinterließ Bauten. Diese wurden nie zerstört (!). Vermutlich, weil alle Herrscher irgendwie christlich waren, und keine Veranlassung sahen, das Bisherige plattzumachen.
Ausführliche Version: siehe ganz unten, im Anhang.

Heißt: Bauten aus dem 5.+6. Jh. blieben erhalten, mit ihnen einmalige Mosaiken.
Europa war damals noch im Griff der Völkerwanderung. Überall hatten sie sich die Köpfe eingeschlagen, alles in Schutt und Asche gelegt. Nur hier war relative Ruhe.
Das gibt es sonst nirgendwo, und macht die Stadt so einzigartig in Europa.

Organisatorisch:
Parking San Vitale, 3 EUR/Tag
Gleich nebenan: San Vitale
Kombiticket: gleich gegenüber, im Bookshop in der Via Guilaiano Argentario 22; kostet 9,50 EUR/Person, und erlaubt Eintritt in 5 ausgewählte Gebäude.
Einen kleinen Stadtplan, um sie alle zu finden, gibts gratis dazu.
Mehr Info: ravennamosaici.it
Hatten wir so gemacht, ist wirklich gut (und der Preis ist echt i.O.)
Es fehlen nur: Theoderichs Mausoleum (dort gibt es auch keine Mosaiken), und Sant Apollinare in Classe (weil es in Classe ist, nicht in Ravenna).
Wir haben mit dem Mausoleum der Galla Placidia begonnen, danach gleich rüber zu San Vitale (= ein perfekter Einstieg).
„It’s all so perfect, it makes me wanna cry …“

Was ist hier so besonders?
Die Mosaiken leuchten, sehen frisch aus. Jesus wird meist als der Gute Hirte dargestellt, mit Schäfchen um ihn herum. Das Ganze auf hellgrüner Wiese, viele Tiere und Pflanzen. Die dargestellten Personen wirken meist freundlich. Es hat etwas Einladendes. Wer möchte da nicht gerne konvertieren?
(Im Mittelalter wird Jesus meist als Weltenrichter dargestellt - nicht mehr so heiter wie hier. Die Heiligen schauen streng, oder durchgeistigt. Das macht deutlich weniger Laune.).
Ob die Mosaiksteine aus Mineralien geschlagen wurden, oder mit deren Bröseln angerührter Farbe angefertigt, konnte ich nicht herausfinden. Aber die Leuchtkraft muss mineralischen Ursprungs sein …

San Vitale und andere Kirchen sind meist achteckig ausgeführt. Die Ähnlichkeiten zur Hagia Sophia sind unübersehbar, nur dass hier alles 10-20x kleiner ist.

 

Mausoleo di Galla Placidia:     ("for a cosmic experience" ...)

 

Basilica di San Vitale:                          ("it's so perfect, it makes me wonna cry ...")

 

Warum ist das so?
Ravenna, als Hauptstadt des Weströmischen Reichs, lag nahe am Meer (Classe war der Hafen), um Kontakt mit dem Oströmischen Reich zu halten (ursprünglich wurde das Reich nur für Verwaltungszwecke getrennt).
Nach dem Untergang Roms intervenierten die Oströmer / Byzantiner hier, um einen Brückenkopf in Italien zu halten. Viel Arbeit hatte hierzu Theoderich übernommen. Ob  im Auftrag von Byzanz, oder in Eigenregie (mit einer Unterordnung zu Byzanz), ist nicht ganz klar.
Aber so kam es, dass hier alles ein wenig orthodox aussieht, und erhalten blieb. Die Stadt ermöglicht somit einen Blick in diese Zeit, aus der sonst kaum etwas erhalten geblieben ist (5.+6. Jh. n. Chr.).

 

Basilica di Sant'Apollinare Nuovo:

 

 

Battisterio Neonlano:

 

Mausoleum des Theoderich
Liegt außerhalb des Stadtzentrums (ca. 15 Min. Fußmarsch), 3 EUR p.P. Ist innen leer. Oben steht ein Steinsarkophag aus Porphyr. An die Decke ist ein Kreuz gemalt. Die Deckenkuppel ist aus einem Stück Stein gefertigt, in Istrien (heutiges Kroatien), und eingeschifft worden.
(Nicht im Kombiticket enthalten).


Kuriosum:
Santa Croce, in der City. Kirche aus dem 4. Jh., umgeben von Wasser und Ruinen. Der Grundwasserspiegel der Stadt war um 3m gesunken, was die Erhaltung der Bauwerke vor echte Probleme stellte. Ob die Mauerreste, heute Teil eines Tümpels, zur Kirche gehörten, oder zu einem separaten Bau, konnte ich nicht herausfinden.

 

Classe
Wenig südlich von Ravenna, großer Parkplatz (gratis) neben der Kirche.

Classe war der zweitwichtigste Hafen des Mittelmeers in der Spätantike (zuerst nach Rom, dann nach Byzanz/Konstantinopel). Heute ist fast nichts mehr davon zu sehen. Das Land hat sich abgesenkt, der Hafen verlandete, liegt heute ein paar Kilometer vom Meer entfernt ...

 

Hierher kommt man wegen der im Jahr 549 geweihten Kirche

San Apollinare in Classe:

 

Was macht eine Black Mama auf einer Bierkiste, direkt neben der Landstraße? In knappem Oberteil? Es gibt Dinge, die wollen wir besser nicht so genau wissen …

 


Wir verlassen die „Todeszone“ und fahren nach Bologna, unserer letzten Station.
Auf dem Campingplatz: viele Tigermücken (nervig und aggressiv).

 

 

Dritter und letzter Hauptakt

BOLOGNA
Sechstgrößte Stadt Europas (im Mittelalter), die erste Universität (ab 1088), gespickt mit 180 Geschlechtertürmen (um den Reichtum der Bewohner zu zeigen). Eine Stadt der Superlative.
Von den Türmen sind gerade noch 2 erhalten. Und Bologna ist heute circa sechstgrößte Stadt Italiens … (nicht mehr Europas).
Viele Arkaden, viele Geschäfte, viele Touristen. Es scheint eine wohlhabende Stadt zu sein.

r.o.: Schaumwein-Werbung vor dem Rathaus, das gibt es nur in Italien ...

l.u.: die letzten 2 Geschlechtertürme. Und der eine ist schon schief. Von denen gab es im Mittelalter um die 180 Stück im Stadtgebiet

 

Basilika San Petronio
Fünftgrößte Kirche der Welt. Eine Kirche der Superlative.
Napoleons Schwester ist hier begraben.
Karl V. wurde hier zum Kaiser gekrönt. Das ist der, in dessen Reich die Sonne nie untergeht. (Dt. Kaiser (Habsburger), erbte von seinen Großeltern Spanien inkl. dessen südamerikanische Kolonien.)
In der Kapelle der Hl. 3 Könige (Cappella de Rei Magi) wird der Prophet Mohammed von einem Dämon am Kopf gepackt und zur Hölle geschickt. Deshalb hatten Islamisten schon 2x einen Anschlag auf die Kirche geplant, die vereitelt wurden. Bis heute steht das Militär am Eingang und passt auf.
(Anstatt eine Tafel aufzustellen, die den historischen Kontext erklärt, inkl. einer Entschuldigung an alle Muslime und vielleicht einem Dank, bzw. welche Errungenschaften wir Europäer den Muslimen verdanken ...)


Kuriosum:
Der Meridian von Giandomenico Cassini von 1655, die längste „Mittagslinie“ der Welt, mit einer Länge von 66,8m.
Von links hinten nach ganz links vorne, also von schief nach quer, zieht sich die markierte Linie über den Boden. Vorne ist ein Loch im Dach, das mit Sonnenstrahlen markiert ist. Hier fällt Sonnenlicht ein, und markiert den Tag. Ganz hinten an der Wand ist der 21. Dezember, die Wintersonnenwende.
Heißt: die Sonne markiert täglich einen Punkt auf der Linie, jeden Tag einen anderen, wandert bis hinter, dann wieder nach vorne. Deshalb steht jeder Teil der Linie für 2 Tage im Jahr (1x wenn die Sonne nach hinten wandert, 1x wieder auf dem Weg nach vorne). Das Ganze ist also ein Sonnen-Kalender. Und der Nachweis, dass die Erde in Bewegung ist …

Ja, in einer Kirche. Sie ist ja eine der größten Bauten, noch dazu für die Öffentlichkeit. (Und dass Weihnachten & andere Kirchenfeste nicht nur über einen Kalender festgelegt werden, sondern sich diese „göttliche Ordnung“ auch wissenschaftlich nachweisen lässt, dürfte der Kirche eher gefallen …).

Passend zum Thema wird auch ein Foucaultsches Pendel ausgestellt, das die Erdrotation sichtbar macht. Kein Original, aber interessant.

Für das Kunstwerk, dem Schweißtuch der Veronika nachempfunden, bleibt da nur noch eine Randnotiz.
Es ist eine Kirche der Superlative.

Eintritt frei.
Fotografieren: 2 EUR (Armbändchen kaufen).
Cappella de Rei Magi: 3 EUR.
Schultern und Knie bedeckt halten. Ansonsten: dünnen Umhang ausleihen: 1 EUR.

r.o.: Napoleons Schwester

M.l.: das ist er, der Meridian von Cassini (1655)

M.l.2.v.l.: durch dieses Loch, mit Sonnenstrahlen gekennzeichnet, fällt das Sonnenlicht auf den Meridian. Jeden Tag ein bisschen anders, dadurch wird die Linie zu einem Kalender.

u.l.: das hintere Ende des Meridians, wenn die Sonne am tiefsten steht. Das ist am 21. Dezember (Wintersonnenwende). Von da an wandert das Licht wieder zurück. Jeder Punkt der Linie steht also für 2 Tage im Jahr.

Länge des Meridians: 66,8 m

 

 

Ausklang


Brisighella
Hier schauen wir eine Olivenöl-Presse an. Die einzige zu besichtigende, die ich finden konnte. Wir kommen an, die Tür ist auf, niemand da. Wir schauen das Video der Herstellung an, die leeren Geräte. Ich wundere mich, wie klein das alles ist.
Wir können ein Telefon anrufen, dann komme gleich jemand, sagt der Zettel.

Stattdessen fahren wir ein paar Meter weiter, dort ist ein Laden („Terra del Brisighella“), der lokale Produkte verkauft. Wir probieren alle (5) Öle, nehmen einen Jahresvorrat mit.
(Italienern ist der Ort bzw. das Öl durchaus ein Begriff, mir bis dahin gar nicht).

Brisighella liegt in den Hügeln, überall stehen schon „Raketenbäume“ (Zypressen). Die Toskana ist nur wenige Meter weiter. Hier ist noch Emilia-Romagna, und der Ort so etwas wie die Olivenöl-Hauptstadt der Region …

In einem netten Café am Bahnhof endet unsere Exkursion. Wir sehen zu, wie der Wind die trockenen Blätter über die Straße schiebt und Regenwolken bringt, die zu grummeln beginnen, und in den Bergen festhängen.

o.: eine Olivenölfabrik, in der gerade nichts passiert. (Eigentlich schauen wir nur durch die offene Tür rein. Die aushängende Telefonnummer anzurufen, bringt wohl auch nicht viel ...)

l.u.: sieht aus wie in der Toskana (aka Toxana), ist aber noch in der Emilia-Romagna (kurz vor der Toskana)

r.u.: "unser" Café. Ital. Lebensgefühl pur, und wir waren die einzigen Ausländer ...

 


Extro
Wir entkommen dem Regen, fahren an einem Wochentag bei Sonne über den Brenner (ohne Stau).
Wir hätten den Urlaub verlängern können. Doch die schwüle Hitze fordert ihren Tribut. Jeden Tag fiel es uns schwerer aufzustehen und loszugehen. In diesen 11 Tagen haben wir mehr als genug gesehen und erlebt. 



UMFRAGE
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- Extrem zufrieden
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Einkaufen
Das fällt mir beim Einkaufen auf:
- fast alles Gemüse ist einheimisch (nix spanische Treibhaus-Mafia)
- Die Vielzahl an Nudelsorten ist überwältigend (mind. 40 versch.)
- Bei den Keksen genauso. Molino Bianco fertigt sie mit Ökostrom, guten Zutaten und ohne Palmöl (finde ich äußerst wichtig), in mind. 20 Sorten

Bei uns wären alle Sorten, die sich verkaufen, schon aus dem Programm geflogen. Damit die Sorten, die sich gut verkaufen, sich noch besser verkaufen. 


Klangkiste
Das hatte ich abends immer gehört. Ist nicht neu, passt aber zu leeren Stichstraßen und flachem Land, finde ich:

Elisa Toffoli „Ancora qui“
https://www.youtube.com/watch?v=dVYfo1Uh7ls

Radio Kiss Kiss

https://www.radio.de/s/radiokisskiss
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Retro-Perlen aus der Emilia-Romagna

 

Ataraxia (meine Lieblings-Italiener, aus Modena) "Oduarpa" (live in Portugal)

Die Bilder sind pixelig und ein wenig verzögert  – aber darum geht es nicht. Die Musik ist ätherisch, voller "saudade" (portugiesisch für übergroße Sehnsucht, hin zur Melancholie, o.ä.), und absolut zeitlos. Einfach perfekt. Ein Geschenk.

http://www.youtube.com/watch?v=tISf4FnUJpg

 

Kirlian Camera (aus Parma), "Ascension"

https://www.youtube.com/watch?v=JM0PkhvsX9k

 

 

The Bel Am "Without Sense"

erst neulich ausgegraben und im Auto gehört. Eine wunderschöne Stimme, Heavenly Voice, mit ein wenig Rock. Herrlich. Sie stammen aus Parma

https://www.youtube.com/watch?v=k5tThS1wWiw

 

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Kleines How-we-made:
Verona: Camping Verona Village. Bitte voranmelden (auch mit Zelt). Platz für ca. 4 Zelte auf der Wiese (sonst viele Miethüttchen und WoMo-Plätze). Von dort gute Busverbindung ins Stadtzentrum. Bustickets an der Rezeption erhältlich.

Bologna: Camping Citta di Bologna (Stadt-Camping). Schöner Platz.
Bus 68 fährt alle 2h, hält direkt vor der Rezeption.
Bus 25 fährt oft, die Haltestelle ist aber knapp 1km weg.
Fahrkarten & Fahrplan an der Rezeption erhältlich. Beim Einchecken gleich machen, dann kann man den 68er Bus vor der Tür gut einplanen …

UND: immer Schulter und Knie bedeckt halten, wenn man eine Kirche betritt.
Ansonsten muss man einen Umhang ausleihen (manchmal gebührenpflichtig).






ANHANG
„Ravenna im Brennpunkt der Geschichte“ o.ä.
(„Leistungskurs Geschichte“)

Das späte Römische Reich war zu schnell zu groß gewachsen. Zu groß, um es noch sinnvoll verwalten zu können.
Kaiser Justinian „vierteilt“ es, in 4 Reiche und Präfekturen. Durch Machtkämpfe verkürzt sich das auf 2: West-Rom, und Ost-Rom bzw. Byzanz.

Das (West-) Römische Reich, mit Hauptstadt Rom, hatte ein „Thema“ mit Wilden aus dem Barbaricum, die die Grenze angreifen (Donau, Rhein, dazwischen der Limes als Grenzwall).

Das Wort „Problem“ solle ich nicht verwenden, hatte ich in einem Rhetorik-Kurs gelernt, das klinge gleich so negativ. Deshalb verwende ich das Wort „Thema“.

Was passiert, wenn die Grenztruppen in Kämpfe verwickelt werden? Nach VA (Verfahrensanweisung) müssen sie Boten zum Kaiser schicken, der sie mit Anweisungen zurückschickt.  (Ich konnte nirgends finden, wie lange so ein Ritt dauert, tippe auf so etwas wie 2-3 Wochen – in denen an der Grenze viel passieren kann).


Was können wir tun, um die Befehlsstruktur zu beschleunigen?
Ganz klar: wir verlegen die Hauptstadt, weiter nach Norden (= Mailand).
(Sagt jetzt nicht: Markgrafen. Diese Idee ist mittelalterlich, kommt erst im 9. Jh. n. Chr., und ist eher eine deutsche Erfindung).

Das Römische Reich, mit Hauptstadt Mailand, hatte Themen mit Wilden aus dem Barbaricum, die die Grenze überschreiten und sich in Italien ansiedeln.

Es ist die Ungleichheit der Lebensumstände, eine funktionierende Wirtschaft, Möglichkeiten sich etwas zu erarbeiten, das die Barbaren anzieht. Daran wollen sie teilhaben. Dies durch den Bau einer Mauer abzuwehren, um sie draußen zu halten, ist bis heute eine beliebte Lösung.


Wie reagieren? Ganz klarer Fall: wir verlegen die Hauptstadt. Nach Ravenna.

Ravenna ist auf 3 Seiten von Sumpf umgeben, auf der 4. Seite ist das Meer (der Hafen heißt: Classe). Ja, richtig gelesen. Der Po zerstörte den Hafen im Mittelalter, und verursachte eine Verlandung – somit liegen die Hafenreste heute hinter der Küste.

Der Untergang des Weströmischen Reichs ist nicht aufzuhalten.
Odoaker übernimmt blutig die Macht (ein römischer General germanischer Herkunft), und nennt sich selbst „König von Italien“ (nicht etwa römischer Kaiser … Zu Italien gehörte damals auch das Gebiet östlich der Adria, in etwa das heutige Kroatien).

In der sog. „Rabenschlacht“ (Raben = alter dt. Name für Ravenna) besiegt Theoderich die Truppen Odoakers, tötet diesen und wird selbst zum Herrscher. Ein zweites goldenes Zeitalter, mitten in den Wirren der Völkerwanderung („Finstere Zeit“) beginnt. Theoderich ist Christ, nur leider Arianer (Jesus ist nur gottähnlich, nicht gottgleich. Und den Papst erkennen sie nicht an).

Der klassischen Geschichtsschreibung nach war Theoderich Geisel und Ziehsohn des oströmischen Kaisers, und wurde von ihm nach Italien geschickt.
Je mehr ich nachlese, desto verwirrender wird es. Eher eignete er sich die Gebiete in Eigenregie an, und versuchte dann, sich dem Kaiser in Konstantinopel unterzuordnen.
In seinem Reich ist es liberal. Goten und Römer, Arianer, Papsttreue und Orthodoxe leben friedlich zusammen.

Nach seinem Tod übernehmen die Oströmer das Gebiet, wollen es als Brückenkopf halten, um es nicht kampflos den Barbaren zu überlassen („Exarchat von Ravenna“).
Der Exarch hat weitreichende Rechte (wie ein Markgraf?).

Mit der Völkerwanderung wandern die Langobarden in Italien ein, machen sich breit und übernehmen die Macht. Kuriosum: in Italien nehmen sie das arianische Christentum an.

Übergang zum Mittelalter
Im Exarchat ist Schluss mit Toleranz. Der neue Kaiser ordnet die orthodoxe Konfession für alle an.
Die Langobarden (als Arianer, die die Macht des Papstes ablehnen) machen sich in Italien breit, der Papst fühlt sich in seiner Existenz bedroht.
Theoretisch kann er den oströmischen Kaiser um Hilfe bitten. Doch Konstantin V. ist an seiner Ostgrenze gebunden, im Kampf gegen die Araber.

Papst Stephan II. reist 751 nach Norden, um die Franken um Unterstützung zu bitten. Der Papst tritt hier als Bittsteller auf, das überrascht viele.

754 kommt Pippin mit seinen Franken nach Norditalien, erobert viel, vor allem von den Langobarden, einen Teil des Exarchats auch, und übergibt einen Teil davon dem Papst („Pippinische Schenkung“). Dass ein Teil des Exarchats darunter ist, verärgert Byzanz. Byzanz sieht sein Eingreifen ohnehin als Einmischung.

Die Karolinger (fränkische Herrscherfamilie) werden vom Papst dafür zum König gesalbt.
Karl der Große (Pippins Sohn) wird Weihnachten 800 vom Papst in Rom sogar zum Kaiser gekrönt. Heißt: die (west-)römische Kaiserwürde wird an die Franken übertragen.  
Später nennt sich das Land auch so: Heiliges Römisches Reich. (Ab dem 15. Jh. auch: Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation – das offiziell bis 1806 besteht).

Das wiederum verärgert die Byzantiner. Wozu irgendjemanden in Mittel-/West-Europa neu zum Kaiser krönen, wenn in Byzanz / Konstantinopel noch ein legitimer römischer Kaiser sitzt?
„Schisma“ nennt sich das, also „Spaltung“ (1054 n. Chr.).
Ost- und Westeuropa entwickeln sich daraufhin getrennt. Der Westen ist „römisch“, der Osten bleibt „orthodox“.

Der Papst wurde ein „Global Player“. Das Gebiet wurde nach ihm benannt (nicht Papstland, sondern: Kirchenstaat), und blieb bis ins 16. Jh. eine einflussreiche weltliche Macht.

Was mich überraschte: Kaiser Otto II. heiratete Theophanu 972 in Rom, eine Neffin des oströmischen Kaisers (die genaue Verwandtschaft ist bis heute ungeklärt). Das spricht für eine Aussöhnung zwischen Byzanz und deutschen Kaisern. 


Und Ravenna stand bei all diesen Geschehnissen und Umwälzungen (eher unfreiwillig) im Mittelpunkt. Wenn das nicht Wahnsinn ist …
 

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