Italien

Toskana

September 2022

 

mit: Mantua, Florenz, Pisa, Volterra, Ligurien, Lucca, Trient

Unsere dritte Auslandsreise nach den Lockdowns bringt uns nach Italien.
Toskana in Landhäusern, und einen Pool gibt es auch. Klingt langweilig.
Das wäre schön – denn egal, was wir uns vornehmen – irgendwelche spannenden Entdeckungen kommen immer uns Eck …

 

 

Unsere Mission: mit Achtsamtkeit und Werschätzung viel Schönes entdecken.

Schöne Regio-Souvenirs mitnehmen.

 

Meine Zusatz-Mission: jeden Tag an der Idee zu "Dorfstrand" schreiben, das Stück nach Möglichkeit komplett in Italien schreiben.

 

 

Living on the Etsch
Mühelos steuert meine Frau den Corolla über die Alpen. Der angedrohte Stau ist nicht zu sehen. Um 04:30 sind wir nicht die ersten. Viele Bayern sind unterwegs, starten oft erst im September (es sind auch noch Schulferien).
Freundliche Mädels an der Brenner-Mautstelle (10,50 EUR) bringen gute Laune am frühen Morgen. Allmählich wird es hell, zwischen schroffen Bergspitzen und dunklem Wald. Immer wieder stehen kleine Weinfelder am Hang. Wir folgen der Etsch durch ihr Tal, die Autobahn ist überwiegend auf Betonpfeiler aufgebockt.
Dann öffnet sich das Tal immer weiter, die Hänge werden steiler und kahler, weniger Wald wächst. Ständiger Anblick sind Apfelplantagen, immer mehr Wein kommt hinzu. Dann geht der Blick weit, über das Flachland der Po-Ebene, auf dem der übliche Dunst liegt. Auf einmal sind wir unten, bei 27°C und hoher Luftfeuchtigkeit – wo Veneto und Lombardei aufeinander treffen (Verona gehört zum Veneto, Mantua zur Lombardei). Immer noch geht der Weg neben der Etsch her. Neben der Straße wachsen Mais und Reis – die kulinarischen Inbegriffe für Norditalien.

 

 

 

Mantua (Stopover)

Um 11:00 sind wir in Mantua, parken, spazieren. Es geht entspannt zu. Die Stadt war eine etruskische Gründung, der Dom hat romanische Grundmauern, im 15. Jh. war sie Herzogssitz und auf der Blüte ihrer Zeit. Der antike Dichter Vergil stammt aus der Nähe.
    Ich komme gratis in die Kirchen, und entdecke so manche Kuriosität.
Das Amerena-Eis ist das beste, das ich je gegessen habe (auch das erste in diesem Urlaub – vielleicht besteht ein Zusammenhang?)
Der Park, in den wir uns setzen, heißt - na? - Vergil-Park (Piazza Virgiliana). Er gilt als d-e-r Dichter der Antike. (Genaueres finde ich leider dazu nicht heraus …)

Wir schlendern durch die Straßen, holen uns Eis, trinken Kaffee. Ich schaue in die Kirchen der Stadt. Es geht entspannt zu, die Einwohner sind eher ruhig, alles ist sehr lecker. Um „ein bisschen zu kucken“ ist hier wirklich viel geboten. Mantua ist eine der Überraschungen auf dieser Tour.

 

o.l.: auf der Piazza Sordello, vor Dom und Herzogspalast

o.r.: in der Rotunda die San Lorenzo

2.v.o.r.: das Casa del Mercante

3.v.o.r.: der Dom von außen: Cattedrale die San Pietro Apostolo

darunter: und von innen

3.v.u.l.: ist das nicht ein bisschen arg? Ja.

3.v.u.r.: das Martyrium der Hl. Agatha. Sehr anschaulich dargestellt.

2. Reihe v.u.: die Kuppel, mit ihrem berühmten "Wimmelbild" (das mir bis dahin fremd war)

u.l.: Vergil-Statue im Vergil-Park

u.r.: die Riseria Manuel Zacche: hier wird Reis aus der Region verarbeitet. Mein Super-Regio-Souvenir aus Mantua kommt hierher, siehe weiter unten ...

 

 

Grazie

Wir fahren noch raus nach Grazie – einfach, weil es auf der Online-Karte ruhig und erholsam aussieht (vielleicht können wir Vögel beobachten?).
Ein Geheimtipp.

In der Wallfahrtskirche Santuario della Beata Vergine delle Grazie sind mehrere lebensgroße Figuren aus Wachs und Pappmaché, die nicht sehr gesund aussehen. Es geht um Folter und Qualen …
Dahinter ist eine Wiese, am Wasser des Mincio – und da wächst Lotus. So richtig viel davon (so viel hatten wir in Asien nicht gesehen). Die Leute bleiben ruhig, gehen auf und ab, um die Blumen zu betrachten. Auch das wirkt asiatisch (japanisch). Hier legen wir uns ins Gras.

 

Hinter der Kirche geht es runter, zum Wasser. Dort wächst Lotus, und zwar richtig viel davon.

Ins Gras legen, schauen, ... Meine Frau zeichnet ihn (sieht besser aus als in echt ;-) )

 

Weiter unten: im Inneren der Wallfahrtskirche: Figuren aus Pappmaschee, aus dem 16. Jh., wollen uns etwas erzählen. So etwas hatte ich noch nirgendwo sonst gesehen ...

Und ein Krokodil hängt auch noch an der Decke ...

 

Dieser kleine Ausflug war eine echte Überraschung für uns.

 


Am nächsten Morgen kaufen wir ein – in der, na? - „Vergil Mall“ (Centro Virgilio). Der Parkplatz ist im Schatten: ein Dach mit Solar-Panels spendet ihn. Danach ein Kaffee in der Hibiskus-Bar (Bar Ibiskus), allein der Name ist schon gut.

Mein Super-Regio-Souvenir: 4 Packungen Reis, aus der Gegend, abgepackt von Reismühlen im Stadtgebiet von Mantua. Die eine Sorte zeigt die Statue von … na? … Vergil, im Vergil-Park von Mantua.

 

l.: der bekannte (?) Mandelkuchen aus Mantua: besteht praktisch nur aus Streuseln, mit ein paar Mandeln. Sehr lecker.

r.: hier ist er. Gleich neben dem "Vergil-Park" in Mantua steht die "Riseria", wie auch oben in den Fotos zu sehen. Dort wird Reis, der hier lokal in der Po-Ebene angebaut wird, verarbeitet und abgepackt.

(Den Carnaroli haben wir schon probiert - er ist unglaublich gut)

 

Und das war erst der Stopover ...

 

 

 

TOSKANA

 

Nach Bologna geht es nur noch die Berge rauf, bis Florenz. Danach bergab, und durch leeres Land. Auf einem Feld tummeln sich Kuhreiher (!). An einer unscheinbaren Ausfahrt biegen wir ein, fahren 1 km schlechten, einspurigen Weg durch den Wald, sehen viele Eichelhäher. Wir bleiben in einer Burg o.ä., außen herum ist nur Wald. Die Luft ist gut.

 

l.o.: eben noch im Kreisverkehr ...

r.o.: schon in der Toskana. Hier von der Landstraße abbiegen, und 2 Meilen auf einspuriger Schotterpiste in den Wald und den Hügel hoch ...

u.: unsere Burg, auf der wir eine FeWo gemietet haben ... Von hier aus machen wir Ausflüge

 


Volterra
In der Twilight-Saga ist es „Home of the Volturi“.
Nebenher ist es Hauptstadt des Alabasters.

Bei einem Besuch wird es uns deutlich. Das Kombi-Ticket (7,- EUR p.P.) bringt uns zuerst in eine kleine Ausstellung: Highlights aus örtlichen Ateliers. Das Gestein ist lichtdurchlässig, wird oft zu dünnen Werken wie Fensterscheiben verarbeitet, die in diversen Kirchen der Toskana zu finden sind. Wir staunen, was alles damit möglich ist. Außerdem war die örtliche Zunft auch politisch eine Macht – gegen ihren Willen war schwer etwas durchzukriegen.

Der Dom ist außen romanisch, innen modernisiert, es passt nicht ganz zusammen (wie so oft bei alten Kirchen). In beiden Querschiffen geht es weiter zu einem Raum, Sakristei, etc. für eine solche ist viel drin – Metallbüsten früherer Bischöfe, ein Stuhl mit rotem Kissen (wie ein Thron), alte Bücher, etc. … Spätestens jetzt wird klar, warum der Ort in Twilight zum Zentrum der Volturi wurde.

Kurioses finde ich auch auf den vielen Gemälden, die das Gebäude ausstatten. Die Figuren sind auffallend blond und blass – für Italiener eher unüblich. Und sehen dafür sehr lebendig und gesund aus. Klar: Alabaster ist hell und durchschimmernd. Die Haut von Vampiren ist nicht nur blass, sondern auch … hart … fast … wie … Stein … oder … Alabaster … Oh. Wo sind wir hier?

 

3.Reihe v.o.: Werke aus Alabaster (in der Ausstellung, im Kombiticket enthalten)

5.u.4. Reihe v.u.: Nebenräume, im Inneren des Doms, Sakristei etc. Uns wird klar, woher die Idee stammt, hier wäre die Zentrale der Volturi ... (Twilight-Saga)

Alles ein wenig spooky? Ja.

2.v.u.l.: im Inneren des Baptisteriums

u.l.: das römische Theater, das man auf dem Weg durch die Gassen der Stadt von oben fast unweigerlich sieht

u.r.: hausgemachtes Pistazien-"Steckerl"-Eis, aus einer der Eisdielen. Super. Hatten wir sonst noch nie gesehen, dass jemand so etwas macht ...

 

 

Da wir nicht zum Spaß hier sind (Insider-Spruch sein 1993), schaue ich noch ins Etrusker-Museum

( Museo Etrusco Guranacci 8 EUR p.P.)

 

Es ist eine der ältesten und größten Sammlungen. Seit 1732 gibt es sie. Viele Urnen, auch Mosaiken, Statuen, Münzen, Werkzeuge. Das alte Gebäude umrahmt die Ausstellung sehr schön.

 

2.v.o.r.: die "Spusi-Urne", bzw. Paar-Urne (Urna degli sposi)

2.v.u.l.: der junge Marcus Aurelius (später röm. Kaiser, und Philosoph der Stoa)

 

 

 

Siena
Wir fahren nur für den Dom hin.
(Beim letzten Besuch 2004 LINK hatte uns der Eintritt von 6 EUR abgeschreckt (für uns damals viel Geld) – ein Fehler).

Ein gotisches Bauwerk auf romanischem Fundament ist schon toll genug, finde ich. Durchgehend blau-weiß-gestreifter Marmor, die Wände fast durchgehend mit Fresken oder Gemälden ausgestattet und der Fußboden, wiederum aus Marmor, weist zahlreiche Illustrationen auf. Wir werden nicht fertig mit schauen.
Dann geht es nach nebenan, in einen in der Renaissance ausgemalten Saal, in dem die Bücher aufbewahrt wurden (was wir so noch nie gesehen hatten).

In der Ausstellung gibt es auch noch viel zu sehen. Bischofsstäbe und Bücher und vieles mehr - jedes Stück aufwändig gearbeitet.
Unabhängig voneinander kommen wir zur gleichen Ansicht: wir kennen keine andere Kirche, die so voll an großartiger Kunst ist. Nicht mal der Petersdom im Vatikan – der ist nur ein wenig größer, aber keinesfalls voller. 

 

 

4.v.u. in der Ausstellung im Dom

4.v.u.l.: ein altes Buch, mit Holzdeckeln und Lederriemen

4.v.ur.: ein Bischofsstab aus Elfenbein

3.v.u.r.: der Nebenraum, nur zur Aufbewahrung von Büchern

2.v.u.: Details aus diesen Büchern

u.r.: ein Kuriosum: der "Neue Dom" sollte direkt angebaut werden, und noch größer werden. Die alte Kirche hätte ihm dann "nur noch" als Seitenschiff gedient ... Gigantismus? Ja. Er wurde aber nie gebaut, nur die Grundmauern stehen, als Ruine und Sehenswürdigkeit, daneben.

 

 

Im Untergeschoss gibt es noch Fresken in der Krypta und/oder Vorläuferkirche zu sehen, sowie die alten Grundmauern. Es hört einfach nicht auf ...

l.u.: die alten Grundmauern, unter dem Dom

r.u.: von unten nach oben schauen, in die heutige Kirche ... Und auf Leute, die gerade über den Glasboden laufen ...

 

 

Im River-Cafe, gegenüber des Parkhauses (von dem man mit der Rolltreppe in die Stadt hoch fahren kann, sofern alle Abschnitte mal funktionieren), gibt es noch Kaffee und Eis, bei äußerst freundlichen Menschen. Deutlich entspannter als in den Gassen oben in der Stadt. So doof ich Siena damals gefunden hatte, so versöhnt bin ich jetzt mit der Stadt.

Danach wollen wir noch schnell einkaufen. Eine halbe Stunde lang schickt uns das Navi auf den Schnellstraßen kreuz und quer und im Kreis herum. Etwa 5x pfeifen wir am Einkaufszentrum vorbei, ohne dass eine Ausfahrt kommt. Fazit: jetzt ist es meine Frau, die von Siena die Nase voll hat (nicht mehr ich).

M.: die Piazzo del Campo, mit dem Rathaus (auf diesem Platz finden auch Pferderennen statt)

u.l.: so siehts da zur Saison in echt aus

r.u.: wir sind im Land des Chianti. Hier ein Regio-Souvenir.

 

Mein Super-Regio-Souvenir (aus dem Supermarkt, als dann noch einer kam): 1 Flasche Olivenöl DOP Siena.

l.: Olivenöl "Tierra di Siena" aus dem Supermarkt (nicht aus einem der Souvenirläden in der Stadt ...)

r.: die Rolltreppe vom Parkhaus hoch in die Altstadt. Zumindest einer der Abschnitte, und einer der gerade funktionierenden ...

 

 


Abtei-Ruine:
Abbazio die San Galgano

(5 EUR p.P.)

Nach so viel Pracht und Ausstattung müssen wir ausrauchen, und schauen uns eine leere Kirche an. Dazu fahren wir 20 km durch leeres Land und Wald, ein Mal abgebogen und auf den Parkplatz.
Ab 1218 errichtet, war es eine große und stolze Zisterzienser-Abtei. Groß und stolz ist sie noch immer, die Grundmauern stehen noch. Nach Hunger und Pest waren die Mönche im 15. Jh. nach Siena umgezogen. Der Glockenturm wurde 1789 vom Blitz getroffen, danach wurde die Kirche entweiht und endgültig aufgegeben.
So eine zünftige Ruine – das ist eine Einladung zum totknipsen. Und die Luft ist gut.

 

 


Wir ziehen um, auf einen Bauernhof nahe Florenz. Die Enten im Teich freuen sich über unsere Salatblätter, Wein und Oliven wachsen nebenan. Das Haus ist rustikal, perfekt ausgestattet, es geht lustig zu. Die Luft ist gut.

 

 

 

San Gimignano
Was gibt es Romantischeres, als sich auf einer ferrariroten Vespa in den dichten Verkehr zu stürzen, der sich über die Hügel windet? Fallen nur mir bessere Optionen ein?

(Zum Glück kommen sie uns entgegen, und fahren nicht vor uns her. Es sind wirklich Viele, die mit solch einem Roller fahren. Sie sehen alle aus wie Touristen)

Hierhier kommt man wegen der „Geschlechtertürme“, womit die Stadt als „Manhattan der Toskana“ vermarktet wird. Reiche Tuchhändler wollten ihren Wohlstand zeigen. Beste Möglichkeit (aufgrund begrenztem Platz in der Stadt und der Zeit-vor-dem-Auto und anderer Statussymbole): in die Höhe bauen (so auch z.B. in Regensburg zu sehen).
Vor dem Stadttor spielen Musikanten, in der Stadt gibt es viele hübsche, kleine Läden, die lokale Souvenirs zu überhöhten Preise anbieten. Durch die Gassen schlendern Touristen, die von Türmen, Häusern, Gassen und netten Shops verzaubert sind. Mich wundert es, dass wir am Stadttor noch keinen Eintritt zahlen müssen – wenn die Stadt schon dem Tourismus geopfert wurde.
Wir biegen ab, kommen vor die Stadtmauer, setzen uns auf eine Bank, in den Wind, schauen übers Hügelland, sind allein. Die Luft ist gut.
Bis der Touristenstrom auch dieses Eck erreicht. Und der Wind uns zu stark bläst.

(Den Vespa-Verleih gibt es wirklich, und die sind tatsächlich ferrarirot)

 

 

 

 

Florenz
An einem Samstag. Die Warteschlange vor dem Dom ist so lange, wie der Dom selbst. Menschenmengen drängen sich durch die Gassen. Wir kucken ums Eck.

An der Basilika di San Lorenzo ist wenig los, wir gehen rein (9 EUR p.P.)
Schlagartig ist es ruhig. Seit 393 n. Chr. stehen hier Kirchen, ab 1418 entstand der heutige Bau, eine der ersten Renaissance-Kirchen.
In der Krypta ist eine Ausstellung (vorübergehend mit einem Teil des Naturhist. Museums „La Specola“). Viele Wachsmodelle, die meisten anatomische, aus der Frühzeit der modernen Medizin (17./18. Jh.). Dazu noch viel, viel mehr an Kuriositäten. Für Exponate wird auch mal ein romanisches Fresko zugestellt, damit es nicht stört (bei uns undenkbar). Wir staunen und schmunzeln viel.
Im Kreuzgang ist es richtig ruhig und schön, wir sehen rüber zum Dom. Zu sehen gab’s hier bestimmt mehr – nur ist sie nicht so berühmt wie der Dom.

 

 6.v.o.r. + 7.v.u.l.: sieht irgendwie expressionistisch aus? Diese kleinen, runden Bilder sind original Renaissance (15. Jh.), evtl. noch nicht restauriert ...

 

 

Kaum draußen, wuseln schon wieder Leute um uns herum. Wir sind in Bahnhofsnähe, gehen ihm sogar entgegen. Jeder muss seinen Rollkoffer irgendwo hin ziehen. Hinter dem Bahnhof steht die „Novella“ (eine meiner Lieblingskirchen).

Santa Maria Novella (7,50 EUR p.P.)
Die „Novella“ ist eine gotische Dominikaner-Abtei, somit „nur“ eine Kirche in Florenz. Aus blauem und weißem Marmor gestreift erbaut, reich mit Fresken und Gemälden ausgestattet – wie die kleine Schwester von Siena. Es ist nichts los, was die pastorale Ruhe verstärkt.
In der Ausstellung ist wieder einiges zu sehen, viele Reliquiare, viele Bilder.
Im Kreuzgang ist es luftig und schön. Dahinter geht es weiter, in einen zweiten und größeren Kreuzgang (das hatte ich echt noch nirgends sonst gesehen). Es ist luftig, hell und ruhig. Und das nahe am Bahnhof.

 

 

 

 

Tiki Trail 1
Samstag Nachmittag vor dem Dom. Wir stehen etwa 15 Minuten und schauen Leute an. Niemals endende Ströme an Menschen kommen vorbei, aus allen Gassen. Jeder muss irgendwo hin, ist müde und genervt, zieht seinen Koffer hinter sich her. Oder hungrig, auf der Suche nach dem passenden Restaurant und freien Plätzen dort. Viele Plätze im Freien, mit Domblick, sind schon besetzt. In 1 m Respektabstand ziehen Leute daran vorbei. Es nimmt und nimmt und nimmt kein Ende. Nach wie vor ziehen niemals endende Ströme an Menschen an uns vorbei. Wir verstehen was „Over-Tourism“ ist. Und sind froh, mit dem Auto aus der Stadt fahren zu können.

 

 

2.+3. Reihe v.u.: knüppeln, Köpfe ausreißen, Frauen gegen ihren Willen verschleppen ... - was für eine Kultur ist das?

u.: Ponte Vecchio

 

 

Tiki Trail 2
Sonntag Nachmittag: wir verlassen Florenz und wollen noch hoch zur „San Miniato al Monte“. In Serpentinen geht es den Berg hoch. Der entfernte „Panorama-Parkplatz“ ist schon voll, dann düsen wir schon an „dem Ding“ vorbei. Tja, das war’s dann, wir können heimfahren.
Links ab, durch den Ort, enge Straßen, den Berg hoch, abbiegen, … oh … eine Kurve zieht sich sehr steil den Hügel hoch, im ersten Gang Gas geben und hoch … Es geht über die Hügel, einspurig, Gegenverkehr jederzeit möglich.
Rechts der Straße steht entweder eine Mauer, oder -besser noch: ein Graben, hinter dem eine Mauer steht. Links gehts gleich den Hügel runter. Was tun, wenn da was … oh … da kommt tatsächlich was entgegen! Rückwärts in die Einmündung, die zufällig da ist … puh …
Nach einer halben Stunde Fahrt über diese Nebenstrecken sind wir nervlich zerrüttet. Deswegen gibt es keine Fotos davon. Aber die Ausblicke waren echt toll.


Meine Super-Regio-Souvenirs: 2 Flaschen Wein (rot und weiß) und ca. 2 Liter Olivenöl, das alles auf den Feldern direkt neben dem Bauernhof gewachsen ist, auf dem wir zu Gast waren.

(Nicht im Bild: der 1L-Kanister Olivenöl und ein weiteres Fläschchen. Gab's ein wenig billiger, weil es nicht mehr lange hält ... Ja, ich bin süchtig. Und wenn ich Worte wie 'Preis-Nachlass' o.ä. höre, bin ich gleich dabei. Bei uns ist noch kein Olivenöl entsorgt worden, weil es schlecht geworden wäre o.ä.)

 

 

 

Lucca
Parken an den Kasematten, vor der Ruine einer ehem. Tabakfabrik – das ist schon beeindruckend genug (Parccheggio Citadella). Es kommt noch besser.

 

Wenig weiter kommt Santi Giovanni e Reparate (4 EUR p.P.).
Das Baptisterium ist in einer riesigen Art Glocke untergebracht, hell, geräumig und sehr hoch. Von da geht’s rüber zur Kirche, alle Mauern, in der Renaissance neu gestaltet. Ja, richtig gelesen: Baptisterium und Kirche sind verbunden, unter einem Dach.
Wie alt die Kirche wirklich ist, wird unten ersichtlich. Fast das ganze Haus ist unterkellert. Wege führen zu den Ausgrabungen von Taufbecken, Mauerstücken und Resten antiker Mosaiken. Für mich ein echter Geheimtipp und den Eintritt wert. (Wir sind, anderen folgend, beim Notausgang gratis rein – haben wir erst beim rausgehen bemerkt. Den gesparten Betrag notiere ich mir, und kauf’ mir etwas Schönes davon).

 2.v.o.l.: das Plakat zeigt Giacomo Puccini, einen bekannten Komponisten und Sohn der Stadt

 

 

Die Kathedrale San Martino nebenan ist auch toll, aber nicht so kurios

(kostet dafür auch weniger: 3 EUR p.P.).
Warum es in der kleinen Altstadt so viele Kirchen gibt, hat sich uns nicht erschlossen. Wir gehen in eine nette Buchhandlung und trinken da Kaffee. Der Barkeeper ist tiefenentspannt. Zwischendurch steht er auf der Straße, vor dem Laden, und raucht Zigarre. Ich kaufe mir ein „English Book“: (…) James Joyce, mit wenigen Seiten (!), als Einsteiger-Werk. Hat was mit Dublin und Irland zu tun, wozu ich durchs reisen einen Bezug habe (LINK).

 

 

 

Lucca ist (nach Mantua) die zweite große Überraschung für uns, die wir „nur“ auf Durchreise anschauen. In der kleinen, überschaubaren, gemütlichen Altstadt stehen 12 Kirchen, und man kann gut Zeit verbummeln. Von all dem haben wir in den Reiseführern & Co. wenig gesehen. Die Stadt scheint unter dem Radar zu liegen - genau das hatte uns angezogen.

 

2.v.o.: San Michele in Foro

2.v.u.: im Mondadori Buchladen (mit Kaffeebar), rechts die alte Glasdecke im Laden.

 

Die Kirche San Michele in Foro im Zentrum ist gratis, und wirkt ziemlich wehrhaft und alt. Ab 1200 entstanden, war sie größer geplant, als realisiert. Front und Turm lassen das erkennen, und sie klobiger aussehen. Ich mag so schräge Sachen …

 


Meine Super-Regio-Souvenirs (aus dem Supermarkt): 1 Fl. Olivenöl DOP Lucca und 1 Päckchen Kaffee aus der Stadt.

 

 

Lucca liegt übrigens im Flachland, von Hügeln umgeben. Wir fahren noch über ein paar Kuppen. Der Wald ist abgebrannt – eine Stelle erkennen wir aus den Nachrichten wieder. Dann geht es runter, zum Flachland an der Küste, vorbei an Carrara. Wir sehen felsige, hohe Berge (überraschend alpin), die offene Flanke der Steinbrüche, und vorkonfektionierte Stücke auf Verladeplätzen. Seit der Antike wird der Marmor von hier verladen und ist heiß begehrt.
Unsere nächste Bleibe liegt, um ein paar Meter, in Ligurien.

 

 

Die Berge von Carrara. Das Weiße sind die offenen Flanken, bzw. Steinbrüche, mit dem berühmten Marmor

l.u.: ein Verladehof für vorkonfektionierte Stücke. Der Hafen Marina di Massa ist nicht weit

 

 

 

Pisa
Der Turm kann gar nicht umfallen. Es gibt ausreichend Leute, die ihn stützen. Immer kommen neue Menschen, die einspringen – zumindest für die Zeit eines Fotos. Das ist fast interessanter, als die Gebäude selbst.

Für Romanik-Fans ist der Dom ein Muss. Nicht so opulent wie Siena – aber genau das ist das Schöne an der Romanik. Blau-weißer-Marmor, viele Gemälde, Marmorboden – es ist schon viel geboten. Und deutlich weniger los – was seine Ausstrahlung deutlich hervorhebt. Uns gefällt er gut.

 

 

Danach gehen wir rüber ins Baptisterium (Kombiticket: 7 EUR p.P., das ist das Minimum. Alles mit Turm kostet deutlich mehr).

 

 


Das Schöne an Pisa ist, dass es im Flachland liegt (die ganze Berg-Kurverei und das Gassen-Gewusel fallen weg !) - und: dass um den Dom eine Wiese ist, auf die man sich setzen und legen kann. Wo gibt es das sonst? (Ausser in England …)

 

 

 

Vor Dom und Baptisterium im Gras liegen ...

Weiter oben: diese beiden Männer, die sich da vom Dach des Baptisteriums abseilen, sind Arbeiter, die Arbeiten oder Untersuchungen an der Fassade vornehmen.

 

Kleiner Einwurf am Rande:

Der schiefste Turm "wo gibt" steht in Suurhusen in Ostfriesland. Ein Mitarbeiter des Guinnes-Buchs hat nachgeforscht und es "amtlich" bestätigt (so amtlich der Marketing-Gag einer Brauerei sein kann). Auch andere Quellen bestätigen das. Dabei geht es aber nicht um viel. Und der in Pisa ist viel größer, da wirkt das gleich viel mehr ...

Selber kucken?: LINK (Ostfriesland)

 

Wie eingangs geschildert: der Turm kann gar nicht umfallen. Es gibt genügend Leute, die ihn stützen ... Schaut selber:

 

 

oben: so schief ist er wirklich

l.u.: die Künstler-Version meiner Frau

r.u.: mein Remix davon

 

 

Unsere nächste Bleibe liegt auf dem Berg, mit Blick runter zum Meer.

Ein kleiner Spaziergang durch den großen Garten und die Felder um unsere Ferienwohnung:

 

l.o.: Granatäpfel, am Baum

r.o.: Maronen, am Baum

darunter: der Weinberg, von dem auch unsere Flasche stammt

r.u.: gleich daneben: Olivenbäume

 

 

Der Tag am Meer
In Marina die Massa, wo die Randsteine aus Marmor sind (= lokaler Werkstoff), liegen wir am Strand. Hier nicht, das ist Privatstrand – geht rüber, hinter den blauen Schirm!
Die Frau findet Steine am Strand, rund und von Wasser geschliffen, die nach Marmor aussehen. Nach 1 h haben wir genug und fahren zu einem Riesen-Supermarkt (Carrefour). Strandurlaub ist echt nicht unser Ding … Immerhin kommt Wind auf, die Nachsaison hält Einzug. Doch noch immer hat es 30°.

 

Die ligurische Küste ...

Sieht schon sehr nach Nachsaison aus? Yeah! Es ist schön leer und trist ... So klappt Strandurlaub sogar mit mir - zumindest für eine Stunde.

Es ist wichtig, an den "Freien Strand" zu gehen. Andernfalls wird man weitergeschickt, weil der Strand zu einem der Hotels etc. gehört ... (ist uns passiert).

l.u.: auf dem öffentlichen Parkplatz. Hier sind sogar die Randsteine aus Marmor (= dem lokalen Baustoff)

 

 

In der Nacht bekomme ich Visionen. Wir wohnen in einer Wohnung, die aussieht, als hätte sich seit 1900 kaum was geändert. Feature: manche Klinke öffnet lautstark und schließt nicht korrekt. Viele Kunstbücher stehen im Regal, wir schmökern (ich: romanische Kirchen in Italien, aus dem 5. & 6. Jh., etc.).
Oder spazieren durch den Garten, mit Weinreben und Olivenbäumen. Nachts weht der Wind, ab und an mischen sich Fetzen klassischer Musik dazu, die Glocken der Kirche auf dem Hügel nebenan (da liegt der Ort Nicola auf der Kuppe), Esel und Hundegebell. Guter Stoff für eine Horror-Story …

 

I see a darkness coming

r.u.: sieht alt und gemütlich aus. Man hört aber mehr Geräusche, als in neuen Häusern ...

Für eine Horror-Story, die hier angesiedelt ist, bin ich tatsächlich (noch) am Plot entwickeln ...

 

Mein Super-Regio-Souvenir: die Flasche Rosé-Wein (= Geschenk des Hauses): angebaut und erzeugt hier auf dem Gelände.

 

 

Für einen letzten Stopover fahren wir über die Berge des Apennin, durch die Po-Ebene, und die nächsten Berge hoch.

 


Trento / Trient
Es geht hoch in die Berge. Noch stehen sie weit auseinander und zeigen schroffe, blaue Flanken. Die Stadt ist ins flache Land am Ufer der Etsch gedrängt. Außerhalb des Zentrums gehen die Straßen teils steil rauf und runter, um die Kurve, teils extrem eng – ein Alptraum.
Mit dem Konzil von Trient hatte im 16. Jh. die Gegenreformation begonnen (Grund genug für mich, da nicht hinzufahren - ich hab’ erst danach davon erfahren). Ein romanischer Dom sieht nach seinen Zeitgenossen nördlich der Alpen aus … Für mich reicht die Zeit nur für einen kurzen Bummel. Wir machen hier nur Zwischenstopp, machen letzte Einkäufe und tanken …
Im Radio läuft Rockmusik (Virgin Rock Radio). Ich fühle mich stark wie die Berge, voll bärig … so ist das Lebensgefühl in Tirol und Bayern … Nix mehr Italo-Pop und „tutti emozioni“ … Als wären wir schon woanders …
Dunkle Wolken ziehen um die Berge, kündigen Regen und Unwetter an.

 

Meine Super-Regio-Souvenirs: 2 Fläschchen Rotwein, mit autochthonen Sorten des Trentino.

 

Am nächsten Morgen fahren wir heim, starten bei 18°C. Es geht fast nur hoch, die Berge werden steiler und sind mit Wald bedeckt. Teilweise ist die Autobahn tatsächlich in enge Schluchten gebaut, und fast vollständig auf Betonstelzen aufgebockt.
So chaotisch sich der Verkehr in Italien oft anfühlt – versuchten Totschlag verüben nur die Deutschen (schwarzes Totschläger-Dickschiff mit Münchner Kennzeichen beschleunigt, um mich zurückzudrängen. Schon eine Weile blinkere ich links und habe mit Spurwechsel begonnen, das hatte ihm nicht gefallen).
Noch im Trentino halten wir am Rasthof. Viele Deutsche sind unterwegs. Völlig ungeniert bestellen sie ihre Kaffees auf deutsch, bemühen sich nicht mal. Die Angestellten meistern das ganz gut. Immerhin ist das Trentino eher italienisch, erst in Südtirol sprechen sie zuerst deutsch …

 

Am Brenner hat es 12° und Wolken ziehen um die Berge, verschlucken uns, geben uns wieder frei, in einer anderen Welt. Solange wir fahren, entkommen wir der schwarzen Wolke. Ein kurzer Kaffee-Stopp in Tirol ist dennoch drin. Zuhause muss nicht nur das Gepäck aus dem Auto, sondern auch alle Souvenirs (= Einkäufe, auch alle Super-Regio-Souvenirs). Dazu muss ich öfter gehen. Beim letzten Gang - natürlich - bricht der kühle Regen über mich herein. Nach 2 Wochen bei 30° eine willkommene Abwechslung.
Die „Souvenirs“ sind verstaut – der Winter kann kommen.

 

 

Nachträge

Ein Nicht-Regio-Souvenir freut mich ganz besonders:


Eine Flache Olivenöl aus Brisighella, in der Emilia Romagna.
Das ist immerhin 100 km weg … 2019 waren wir dort, hatten uns eingedeckt. Ich denke gerne an Brisighella, den ganzen Urlaub, und v.a. an Ravenna (LINK)

Noch eine Bleibe gesucht?

Man spricht deutsch.

 

Gefunden am Scheibenwischer, nach dem Parken in Marina di Massa. In 3-facher Ausfertigung und mit Stempel drauf. Top.

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James Joyce, 3 Kurzgeschichten, deutsch und italienisch, von mir in Lucca gekauft, 1x gelesen, guter Zustand, Nichtraucherhaushalt, gibt es auf ebay:  LINK

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Dorfstrand

Am vorletzten Tag, dem letzten mit Blick aufs Meer, ist das Epos fertig und mein Heft damit vollgeschrieben. Ich habe meine Challenge gemeistert - und kann mir das Stück in einer "Italien-Phase" zuschreiben ;-)

 

Im November 2022 wird es als Teil des Kurzgeschichten-Bandes "Wenn Wandel Einzug hält" veröffentlicht.

 

 

 

Wer kennt das nicht, wenn man in einer verfahrenen Lebenssituation feststeckt?
Manchmal hilft ein aufziehender Sturm, um die Dinge durcheinander zu wirbeln. Manchmal hilft es, seine Gewohnheiten zu ändern. Und in manchen Fällen reicht es, genauer hinzuschauen – um den Wandel, der bereits eingesetzt hat, zu erkennen.

 


5 kleine Geschichten drehen sich um Änderungen, Romantik und gemütliche Stunden in der Gastronomie. Tauche ein in Schicksale, kleine Abenteuer und große Gefühle.

 

LINK

 

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Das Original-Skript von Dorfstrand ist derzeit hier erhältlich: LINK

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Mehr Geschichten zum Thema Reisen, viele auch aus Italien, finden sich in diesem Band versammelt:

Urlaub ist das wahre Leben. Wo sonst erlebt man Menschen so, wie sie wirklich sind? Frei von ihren Rollen, Pflichten und Aufgaben – mit ausreichend Zeit für sich selbst.

Begleite unsere Protagonisten auf ihren Entdeckungen an Orten, die so zufällig gewählt sind, wie unsere Lebenslinien verlaufen.
Ob auf den Azoren, Sardinien, Asien, oder auf Geschäftsreise – überall begegnen ihnen alte Familiengeheimnisse, vergessene Geister, neue Perspektiven oder Kulturschocks.

Heiter getupfte, kurze Episoden laden ein, das Buch immer wieder zur Hand zu nehmen.
Finde Inspiration, Unterhaltung, vielleicht eine ganz neue Art zu lesen, eventuell sogar ein wenig über Dich und das Leben.

 

 

LINK

#Achtsamkeit #Italien #Toskana #Olivenöl

 

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Vielen Dank für Deinen Besuch

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Welche Heilige ist auf dem Bild in Mantua oben ohne dargestellt? Und um was geht es dabei?

Weiß das einer von euch?

 

Plot-Ideen für Horror-Stories?

 

Kommentare, Anmerkungen, Ergänzungen, was auch immer:

Lasst es mich wissen