NEUE Bilder! (Dez. 2023)

 

Nervenheilanstalt Haar (bei München)

November 2019


Nach ihrer Gründung 1905 war die Nervenheilanstalt in Haar (Lkr. München) die größte in Deutschland. Das ist sie heute noch.
Da ich seit vielen Jahren daran vorbeifahre, wurde es Zeit, mir das anzuschauen.


„Mal schauen, ob’s mir dort gefällt“, meinte ich scherzhaft dazu. Einige hatten verstanden, ich wolle mich einweisen. Entsprechend waren die Antworten, von „Endlich siehst du’s ein“, bis hin zu: „Geh bloß nicht nach Haar, da gibt’s bessere Adressen.“


Die gesamte Anlage ist sehr weitläufig, und so etwas wie eine Stadt für sich. Bäckerei, Wäscherei, Gewächshaus, alles war da. Was man entlang der B471 sieht, sind interessante alte Gebäude, aber nur ein kleiner Teil der Anlage.
Das Meiste liegt zur Seite, und genau da schaue ich vorbei.

 


Westlich der B471 ist der neuere Teil, 1907 geplant, 1909-1912 errichtet, weil das Klinikum schon bald nach Eröffnung zu klein wurde. Die Wege sind derzeit für Autos gesperrt (2019). Die Kirche ist gesperrt, ihre Wände dreckig, der Zugangsweg vermoost, und die kahlen Bäume recken ihre Äste in den düsteren Himmel, geben dem Gelände ein verwunschenes Aussehen. Klar, dass ich herumschleiche und mich totknipse.

 

M.l.: die "Hörnchen" am Kopf dieses Heiligen resultieren aus einem Übersetzungsfehler. Unheimlich ist das allemal, und der Spruch macht's nicht besser ...

 

Das Gebäude der Gerontopsychiatrie hat eine Länge von 300m, und ist somit, neben dem Schloss Schleißheim, eine der längsten Fassaden im Freistaat. (Quelle: Infotafel auf dem Gelände)

 

Die Häuser wirken abgerockt, dreckig, verlassen, für mich sieht es aus wie im Osten (endlich!) – nach Subkultur, und so.
Aufgelockert wird das Gelände mit Parkanlagen aus Wiesen und Bäumen.

Dämmerung legt sich aufs Land. Ich höre Raben krächzen, ein Auto in der Ferne fährt vorbei. Mehr höre ich nicht. Kein einziges Licht geht an. Allmählich begreife ich: ich bin in einer Geisterstadt.

Ein Schild kündigt an, dass das Ganze posh herausgeputzt und teuer verkauft wird. Es ist auch beste Wohngegend, nur derzeit leerstehend. Tief sauge ich die Stimmung ein und knipse mich tot.

 

 

Östlich der B471 ist der ältere und noch genutzte Teil. Um einen Straßenring herum stehen sanierte Jugendstilgebäude, mit Praxisräumen, Küche und Wäscherei, oder Patientenzimmern. Dazwischen ist immer wieder Wiese oder Park.

 

Die Kirche St. Raphael ist geöffnet, innen finde ich einen irren Stilmix vor. Jugendstilkirchen gibt es ja nicht sooooo viele …
Byzantinisch anmutend, in einer Art Ravenna-Verschnitt, dazu zackiges modernes Schwarz-Weiß-Linien-Design, Bibelsprüche sind an die Wand geschrieben – die Mischung ist ... eigen …

 

Schräg gegenüber, in der Kapelle, sind nur die Farben anders. Was ich von der Ausführung halten soll, weiß ich bis heute nicht …

 

Dafür weiß ich jetzt, woran ich so oft vorbeifahre.


Warum ich mich nicht angemeldet hatte? Es war ein Samstag, und am Wochenende ist die Anmeldung geschlossen. Und wochentags bekomme ich dort keinen Parkplatz. Tja.

 

 

ANHANG

Der Hof für Arbeitstherapie, Jugendstil, ebenfalls von 1905

(eine Woche zuvor aufgenommen).

 

DAS BUCH

Oskar Maria Graf, "Wir sind Gefangene"

Er war hier Patient

 

 

 

NACHTRAG, Oktober 2020

Wenn ich es beim Vorbeifahren richtig sehe, werden die neuen Wohnhäuser z-w-i-s-c-h-e-n den alten Gebäuden errichtet.

Bislang stehen sie nämlich noch unverändert. Nur mit neuen Nachbarn.

 

Und das mit der Geisterstadt, das ist in sich ein Lost Place, also eine Geisterstadt auf Zeit ...

 

 

NACHTRAG, Januar 2021

Die neuen Häuser sind, wenn ich es im Internet richtig erkenne, nur in einer Ecke des Geländes.

 

Hier ein Leserbrief, der mich zu diesem Beitrag erreicht hat.

Ich gebe ihn wunschgemäß anonym weiter, und formuliere den Inhalt ein wenig um, womit die Aussage aber erhalten bleibt:

 

 

Hinter den Mauern des spielen sich Tragödien ab, die sich keiner so ausgesucht hat.
Heutzutage wird versucht zu heilen, wo es nur geht.
Für manche Menschen hängt ihr Leben von der Heilung ab.

 

REVISITED

Februar 2023

 

Es ist ein Wochentag, ich bin nicht alleine - und eine Geisterstadt ist es nur in Resten. Leute gehen zum Bus, zur Schule, es gibt Bänke und Abfalleimer, Laternen, gepflegte Fußwege. Die ganze Anlage wird zu einem Park umgestaltet.

 

Im westlichen Teil, stehen neue Häuser, zum Teil schon bewohnt. Ein Schild weist darauf hin, dass dort kein Spielplatz ist.

 

In einem der Häuser kann man sich informieren und eine Wohnung kaufen. Falls man zuviel Geld hat. Und sich nicht daran stört, dass tagsüber Leute vorbeilaufen und nachts der Wind unheimliche Geräusche in den leeren Häusern gleich nebenan verursacht ...

 

Die alten Gebäude werden saniert. Es sieht nicht danach aus, dass sie Teil einer poshen Siedlung werden. Gepflegt durch die Geisterstadt spaziern, solange es sie noch gibt ...

 

Und zu einer Horror-Story animieren mich die Gebäude auch noch ...

 

l.u.: nee nee, neue Häuser sind kein Spielplatz ...

 

 

 

REVISITED, Sommer 2023

Dass ich mich gern hier herumtreibe, erkennt man an der Vielzahl an Fotos über die Monate ...

 

Juni 2023:

 

August 2023:

 

September 2023:

#lostplaces   #lost places    #geisterstadt     #münchen    #jugendstil     #reisebericht      

#kuriosum   #anstalt   #haar

Werbung (in eigener Sache)

Kaum ein Angestellter, der seine Firma nicht als "Irrenhaus" bezeichnen würde.

Kuriose Geschichten sind da vorprogrammiert. Sie einfach aufzuschreiben – das wäre langweilig.

Aus der Sicht eines Außenstehenden sind sie, wenn richtig aufgerührt, äußerst amüsant.

 

In der Region gefunden!

 

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"Der sich im Moor versteckt" spielt in der Nähe. Eine der Fortsetzungen wird das Gelände als Schauplatz haben.

 

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