Pupplinger Au
Ausflug in den Urwald

(Juni 2020)

Die Isar ist ein Gebirgsfluss, dessen unzähmbaren Gewalten die Menschen immer wieder vor Probleme gestellt hatte. Noch heute ist sie oft von Wald umgeben. Südlich von Wolfratshausen wird dieser wieder zu einem Urwald.
Die Wildnis beginnt an der Abzweigung. Kein Schild weist darauf hin, ich verpasse sie. Eine etwas engere Straße, ohne Mittelstreifen, führt durch Wald. Irgendwann kommt ein Parkplatz. Ich bin der einzige.
Das Warnschild „Betreten auf eigene Gefahr“ nehme ich zur Kenntnis, immerhin. Hier ist ein Auwald, der ohne menchliche Eingriffe wieder zum Urwald wird. Hauptsächlich besteht er aus dünnen und kurzen Kiefern. Eine Vielzahl angelegter Pfade führt durch die Au. Nach gerade mal 100m schon die erste Aufgabe. Der Regen der letzten Tage staut sich auf dem Weg. Ein dünner Baumstamm liegt daneben. Trockenen Fußes weiterzukommen, ist nicht möglich.

Gleich 20 m weiter ist noch so eine Stelle. Immerhin haben die Ranger (die heißen hier wirklich so), ein Brett an einen Stamm geschraubt. Es wackelt und schwimmt auf der Wasseroberfläche. Erst auf den dritten Versuch traue ich mich hinüber. (Früher kein Problem. Jetzt bin ich 0,3 vernünftiger, habe aber die ganze Ausrüstung am Hals, um die ich mich mehr sorge, als um mich ...).

Schöne Bilder, an sich. Leider auch der Weg, den ich gehen will.
Vorbeikommen, ohne nass zu werden: keine Chance.


Der Weg zieht sich, bis ich an den Fluss komme. Im Wald führt der Weg am Ufer entlang. Immer wieder geht es raus auf Kiesbänke. Meine Lieblinge, die Krähen, sind schon da. Ich sehe Wasservögel, und verweile, mache Fotos und schaue durch mein (uraltes) Fernglas.
Überraschung: es sind 2 Gänsesägerinnen, also: Gänsesäger, Weibchen.
Zu ihnen gesellen sich 2 Stockenten (Erpel). Die werden sich doch nicht etwa auf Sympathie abchecken, oder gar beschnuppern?

 

Erstaunlich schnell fließt das Wasser dahin (wie ich finde), am anderen Ufer ist dunkler Wald. Ab und an sehe ich ganz hinten die Alpen. Ich bin der einzige (an einem Montag).

 

Die nicht-so-berühmte Isarschleife bei Puppling.

Bayrisch Columbia“ : so wird die Gegend von manchen genannt.
Es ist eine Anspielung an die westliche Provinz in Kanada, mit Bergen und Wald, wo es so ähnlich aussehen soll (British Columbia). Ich hielt das für übertrieben. Doch seit ich hier war, hat sich mir so mancher Vergleich mit Kanada aufgedrängt. LINK


Auf dem Rückweg folge ich einer Libelle. Der Weg bricht ab, unten ist überflutete Wiese.
Ein Goldlaufkäfer krabbelt an mir herum.
Nachforschungen ergeben: die Libelle ist eine Blauflügel-Prachtlibelle (Männchen. Die Art gilt als gefährdet). Wenn sie fliegt, sieht das Flattern aus, wie bei einem Schmetterling. Da sie komplett schwarze (offiziell: blaue) Flügel hat, kann ich es sehen. (Ich dachte immer, Libellen wären rasanter. Aber sie haben meist transparente Flügel, so dass ich es nicht erkenne ...).

l.o.: Prachtlibelle

r.o.: Goldlaufkäfer

 

Sooo viel war heute nicht zu sehen. Aber ich freue mich über jedes Wildtier, das ich sehe, und das ich nachträglich bestimmen kann (nein, ich bin kein Crack. Ich forsche nachträglich ziemlich lange nach, um meine Sichtungen zu bestimmen. Und selbst damit liege ich nicht immer richtg).

Und wie ich so überlege, wie ich meinen Rückweg über die Wasserlöcher bewältige, kommt von hinten ein Jogger an, sagt „Servus“, turnt auf den Hölzern über die Pfützen, und ist weg. Da kann ich mal sehen, wie man das macht ...

Als ich auf die Straße einbiege, ist nichts los. Wieder an der Abwzeigung angelangt, fühlt es sich für mich tatsächlich ein wenig so an, wie aus der Wildnis zurückzukehren.
Ich docke noch beim „Bierkini“ an (Getränkemarkt), und nehme mir lokale Spezialtiäten mit heim. Die Betreiber sind mit mir gleich per du und superfreundlich. So ist das hier.

HINWEISE
Vor Ort sind keinerlei Einrichtungen. Bitte nicht rauchen, bzw. Filter wegwerfen, Müll hinterlassen, laut sein, etc. Nicht die Wege verlassen. Es ist die Wohnung der Tiere und Pflanzen, genauso sollte man sich dort verhalten.

auf dem Weg: in Attenham

REVISITED

Februar 2021

 

Auf den Schleichwegen kommt mir ein Nackter entgegen. Die Sonne scheint und der Sommer ist zum greifen nah. Auch wenn wir noch dick eingepackt sind, bei Temperaturen um die 10°C.

 

oben: es ist eine verdammte Wildnis da draußen ...

2.v.o.l.: Dem Biber hat's geschmeckt

2.v.u.: die Biberburg???

u.l.: "Le speed ce cool": 3 Gänsesäger lassen sich auf der Isar treiben - die um die Kurve herum richtig schnell wird. Das mögen sie.

u.r.: es ist ein verdammter Sumpf da draußen ...