Die Idee kam mir 2018 beim Urlaub auf Sardinien.

Im September 2022, bei einer Toskana-Rundfahrt, hatte ich es umgesetzt. Die Geschichte ist also zu 100% in Italien entstanden.

 

Ich zähle es mir als "meine Italien-Zeit" an ;-)

 

Dorfstrand

 

1
Energisch machte Cesar einen Salto. Und gleich noch einen. Landete mit den Beinen im Wasser. Nebenan standen die Mädels bis zur Hüfte im Meer. Wenn sie das nicht beeindruckte? Noch ein Salto! Die anderen drei Jungs aus seiner Gang machten es ihm nach, machten keine so gute Figur dabei wie er. Außer Antonio – der bekam seine Salti ähnlich gut hin, noch dazu mit weniger Anstrengung. Aber Cesar war der Anführer ihrer Vierer-Gang. Das musste der Antonio spüren lassen – ihn regelmäßig herausfordern, mit ihm Kräfte messen und ihn dabei schlechter dastehen lassen. Antonio war vier Monate älter als er, somit schon 16. Ihm gelang alles mit weniger Mühe, er machte eine bessere Figur dabei. Nur war er zu gutmütig, um die Führung der Gruppe für sich zu beanspruchen. Diese Abgeklärtheit, dieses In-sich-ruhen, forderte Cesar regelmäßig heraus.
Und warum interessierten sich die Mädels so auffallend wenig für die Fähigkeiten der Jungs?

Die fünfzehnjährigen Mädchen hatten andere Interessen. War Filipe von ihrer Schule auf dem anderen Ufer, oder nicht? Ein Junge, der gut aussah, gepflegt war und sich zu kleiden wusste – da musste man sich das schon fragen.
Antonio fanden sie auch ganz gut. Er hatte Selbstbewusstsein, stellte sich regelmäßig Cesar gegenüber, war freundlich, sah gut aus und war älter als sie. Die Mischung passte. Doch sie wollten ihn hier nicht zu sehr beachten – das musste auffallen, und wurde womöglich falsch aufgefasst.
Cesar legte es darauf an, hier bei einem Publikum wir ihrem zu landen. Seine testosterongeschwängerte Art stieß sie ab. Und die beiden Anderen aus der Gang waren noch Kinder. Sie interessierten sich ohnehin mehr für Jungs, die ein wenig älter als sie waren. Doch davon waren gerade keine am Strand. Sie testeten ihre weiblichen Reize aus, für die sich gerade niemand zu interessieren schien. Wenn einer etwas von ihnen wollte, konnte er sich zu ihnen gesellen, und ein Gespräch beginnen. So wussten sie am besten, was sie von ihm halten sollten. Allein mit Kunststücken waren sie nicht zu beeindrucken. Also genossen sie ihre freie Zeit, das Meerwasser, das ihnen um die Oberschenkel schnappte, die Sonne und den Sommer, der ihnen vorkam, als würde er nie enden.

Die Damen jenseits der 50 verglichen gerne, wie andere Dorfbewohner früher waren, und was heute aus ihnen geworden war. Gerade bei der Jugend fielen diese Unterschiede sehr groß aus. Aufgrund ihrer Lebenserfahrung konnten sie sehr gut einschätzen, ob den Betroffenen die Veränderungen zu ihrem Vor- oder Nachteil ausgefallen waren. Ihre Männer und Kinder schalteten bei solchen Themen erstaunlich schnell ab. Die Frauen genossen also die Gesellschaft Gleichgesinnter, die diese Art der Unterhaltung erheblich vereinfachte.

Zwei Touristen fielen auf, störten nicht weiter. Sie hatten sich einen Sonnenschirm mitgebracht, in dessen Schatten sie sich kauerten. An Gäste am Strand hatten sich die Dorfbewohner längst gewöhnt. Am blasse Haut, viel Sonnencreme, Begeisterung beim Anblick des Meeres, lautstarke Bekundungen in fremden Sprachen, den Aufwand, den sie betrieben, und daran, dass sie oft ganze Tage hier verbrachten. Manche Bewohner hielten Ausschau nach attraktiven Fremden – blasse Haut und blondes Haar standen dabei hoch im Kurs. Andere hatten Mitleid, dass sie das restliche Jahr in einer großen Stadt im Norden, abseits der Natur, verbringen mussten.
Sie traute sich zuerst ins Wasser. Nahm ihre Taucherbrille, tastete sich langsam vor, gewöhnte sich ans kühle Nass.
Auch das konnten sie oft beobachten: einer blieb am Strand zurück, um auf die Habe aufzupassen. Zwar verständlich, so weit weg von zuhause – dennoch ulkig. Als ob man ihnen nicht trauen konnte.

Emilio saß allein am Strand, beobachtete die Touristin, wie sie sich langsam ins Wasser traute, fand sie nicht weiter interessant. Sein Freund Francesco kam hinzu. Im Sommer trafen sie sich, nach der Arbeit, gerne am Strand. Meist gingen sie ins Wasser, um den Büroschweiß abzuwaschen. Zum Kochen war es noch zu früh, niemand wartete auf sie. Nicht jeden Abend war in der Bar etwas los, an manchen Tagen blieben sie allein zuhause. Oder trafen ihre Freundin, wenn sie gerade eine hatten. Die Zeit zwischen Arbeitsende und Abendessen hatten sie, seit zwei Jahren, für sich reserviert. Sie kannten sich von klein auf, hatten viel zusammen erlebt, konnten sich alles erzählen. Auch wenn es nichts zu reden gab, war es gut. Dann saßen sie da, beobachteten Leute. Oder sie tauschten Meinungen aus, zu Themen aus Politik und Wirtschaft. Meist endeten ihre Gespräche in Blödelei.

Nur einer, der passte nicht so ganz hierher. Der alte Dino kam abends oft hierher, trug sein altes Tarnhemd, hatte einen Bleigürtel um, Taucherbrille, Flossen, eine kleine Sauerstoffflasche und seine Harpune dabei. Seit Jahren, oder Jahrzehnten, ging er abends gerne auf die Jagd nach Fisch, Oktopusse, und was ihm sonst vor die Harpune kam. An manchen Tagen fing er mehr, als seine Familie essen konnte – dann verschenkte er einen Teil seiner Ausbeute. Niemand wusste so recht, was er mit ihm anfangen oder reden sollte – aber er gehörte zum Dorf und wurde geachtet. Dass er heute etwas anderes vorhatte – das konnte keiner der Dorfbewohner ahnen.


2
Mit einem mittelgroßen Oktopus gab sich Dino heute zufrieden. Mit ihm im Gepäck schwamm er weit raus, ganz weit. An Rückkehr war nicht mehr zu denken. Bei den Fischen hatte er sich, in all den Jahren, wohler gefühlt, als unter Menschen. Hatte gefunden, was ihm immer gefehlt hatte: tiefe Ruhe, und das Gefühl, in ihrer Welt akzeptiert zu sein. Hätten Familie und Arbeit bei der Bahn ihn nicht gebraucht, wäre er gerne selbst zum Fisch geworden. Nur aus Pflicht- und Ehrgefühl war er nach jedem Tauchgang zurückgekehrt.
Dann hatte ihn zuerst die Bahn nicht mehr gebraucht, später seine Frau Tiziana. Fünf Jahre vor der Rente seine Anstellung zu verlieren, ließ in einer Gegend wie dieser keine Chance, nochmals irgendwo unterzukommen. Also hatte er seine Tage zuhause verbracht, die Kinder waren schon lange aus dem Haus, es gab nicht wirklich etwas zu tun, außer im Haushalt zu helfen. Ärger mit seiner Frau war er bereits gewohnt, meist verflog er von selbst wieder. Doch wie sie ihm in den letzten vier Monaten, seit er arbeitslos war, behandelt hatte – diese Seiten kannte er an ihr noch gar nicht. Der Streit wollte und wollte nicht enden. Sie waren es noch nicht gewohnt, so viel Zeit miteinander zu verbringen, mussten sich erst neu mit der Situation arrangieren. Dass dieser Tag kommen würde, war ihnen beiden klar gewesen. Sie hatten in fünf Jahren, zu seiner Rente, damit gerechnet. Letzte Woche hatte es ihm gereicht. Er hatte alle Vorbereitungen getroffen. Viel Trinkwasser, Konserven-Nahrung, ein kleiner Gaskocher und ein wenig Kochgeschirr, eine Plane mit alten Stangen, Handtücher, frische Kleidung und seinen Schlafsack – all das hatte er in den letzten Tagen auf diese Insel geschafft. Sogar an Öl und Gewürz hatte er gedacht. Zwar konnte er nicht kochen, hatte seiner Frau allerdings aufmerksam dabei zugeschaut. Für sich selbst etwas zuzubereiten, oder sich einen Fisch zu grillen – das brachte er zustande.

Oh, wie frei fühlte er sich, als er auf „seine“ Insel kam, und sich getrocknet hatte! Es hatte etwas von Robinson, von einem Trapper oder einem Entdecker. All die Träume seiner Jugend fielen ihm ein. Die ganze Welt war ihm offen gestanden! Was hatte er nicht alles erleben wollen ... Dazu hatte er alle Zeit der Welt gehabt ... Doch ehe er sich versehen hatte, hatte er Entscheidungen treffen müssen, war sein Leben in festen Bahnen verankert gewesen. Vergessen waren all seine Träume.
Der Oktopus sollte bis morgen liegen bleiben, damit er ihn ausnehmen und verarbeiten konnte. Für heute tat es für ihn ein Dosengericht. So blieb ihm ganz viel Zeit, unter dem Sternenhimmel seinen alten Träumen nachzuhängen.


3
Das Leben ging weiter seinen gewohnten Gang. Die fünfzehnjährigen Mädchen und die Jungs der „Gang“ gingen zur Schule, langweilten sich, waren von einzelnen Lehrern genervt, träumten von Jungs und Mädchen, die ihnen unerreichbar schienen.
Mütter jenseits der 50 versorgten den Haushalt, manche gingen Teilzeitstellen nach, Emilio und Francesco saßen in ihren Büros und wickelten Aufträge ab. Schüler gingen nachmittags nach Hause, bekamen dort Mittagessen, telefonierten danach mit Freundinnen, spielten auf ihren Telefonen, hatten keine Lust auf Hausaufgaben und schoben diese auf. Den beiden im Büro ging die Arbeit schwer von der Hand. Sie alle sahen dem frühen Abend entgegen, den sie wieder am Strand verbringen wollten.

Nur für eine war an diesem Tag etwas anders. Ihr Mann war seit gestern nicht aufgekreuzt. Ein Anruf auf seinem Handy brachte nur die Entdeckung, dass er es zuhause liegen gelassen hatte. Lange überlegte sie, ob sie sich jemandem anvertrauen und um Rat fragen sollte, ob die Polizei die richtige Anlaufstelle war. Oder ob dies nur einen Schatten auf ihr Ansehen werfen würde. Lange lag sie, nach einer schlaflosen Ncht, ratlos und nachdenklich auf dem Sofa, überlegte was zu tun war. Wenn sie ihre Ratlosigkeit zugab, gestand sie aller Welt ein, dass ihr der Haussegen aus den Händen geglitten war. Würde sie der Polizei erzählen, dass sie einen Unfall fürchtete, könnte sie womöglich nicht mehr tun, als sie ohne schon tat.
Ja, sie machte sich jede Menge Vorwürfe. Hatte sie ihren Dino tatsächlich so hart angefasst, dass er sich nicht mehr zu ihr traute? Was sollten ihre Freundinnen und die Nachbarn denken, wenn das raus kam? Es war einfach zu peinlich!

Tagsüber gehörte der Strand ein paar Touristen aus dem nahen Hotel. Meist lagen sie in der Sonne, ab und an gingen sie zum Abkühlen kurz ins Wasser. Die wenigen Kinder planschten die meiste Zeit im Meer oder bauten Sandburgen.
Sieben Männer im reifen Alter, aus einem Priesterseminar für Spätberufende, die ebenfalls im Hotel weilten, dort Unterricht und Gespräche abhielten, verbrachten ihre Pause mit schwimmen.
Am späten Nachmittag kamen die Schüler aus dem Ort dazu. Sie hatten ihre Hausaufgaben erledigt oder verdrängt, konnten bis zum Abendessen draußen bleiben.

Etwas war heute anders. Cesar und seine Jungs schlugen weniger Salti. Die fünfzehnjährigen Mädchen lagen im Sand, sahen ihnen nicht mal zu.
Das Touristen-Pärchen mit dem Sonnenschirm kam hinzu, hatte tagsüber einen Ausflug gemacht. Sie ging abermals schnorcheln, entdeckte die Fische, die sonst niemanden interessierten.
Dass sich etwas verändert hatte, und einer heute nicht erschien – das bemerkte keiner.


4
Es war ein seltsames Gefühl für Dino. Nach seinem kargen Frühstück gab es nichts zu tun. Das machte wenig Unterschied zur Arbeitslosigkeit – doch fand sich im Haus immer irgendeine Tätigkeit. Aus Verlegenheit schwamm er im Meer.
War es das, was die Touristen hier machten? Baden, herumliegen, faulenzen? Da er keinerlei Ideen hatte, was er mit seiner Zeit anfangen sollte, ging er an Land und legte sich in den Schatten.
Bald schon musste er an sein Leben denken, als er noch jung gewesen war. Er hatte genauso viel Zeit gehabt wie heute, war dabei voller Ideen und Träume gewesen. Nach Amerika fahren! Mit der richtigen Musik im Radio den Highway entlangfahren, durch die Wüste, vorbei an roten Steinformationen, Florida, Alaska ... Singen wie Elvis. Er hatte es sich einfach getraut, es hatte den Leuten gefallen. Daraus hätte sich etwas machen lassen. Mit 19 hatte er das alles noch nicht ernst genommen, mit 20, 21, 22 war immer noch viel Zeit dafür gewesen. Alles hatte sich damals nach Aufbruch angefühlt, nach großen Veränderungen – bald schon, wenn die Zeit reif dafür war. All das fiel ihm in diesen Momenten wieder ein, 40 Jahre später – nur, weil er alles hinter sich gelassen hatte.
Konnte er etwas davon nachholen? Hatte seine Stimme noch Ähnlichkeit mit Elvis? War es möglich, es zu probieren? Musste das nicht peinlich werden? Er war alleine hier, oder nicht? Erst fiel es ihm schwer, sich an Melodie und Text zu erinnern, dann fing er einfach zu singen an: ‚Love me tender‘. Die ersten Takte klangen heiser und schüchtern, doch bald schon hatte er seine Stimme gefunden und fand Gefallen daran. Wie einfach es war, und wieviel Spaß es ihm bereitete! Er kam sich vor, als wäre er, von Memphis, Tennessee kommend, den Mississippi hinunter geschwommen, bis New Orleans. Zum ersten Mal seit vielen Jahren, fühlte er sich wieder lebendig.
Was konnte er noch singen? ‚Hound Dog‘? Nur kurz musste er überlegen, bis ihm Text und Melodie einfielen, dann legte er los. Fehlende Textstücke ersetzte er mit „Lalala“ oder „Nanana“ – er war mit sich zufrieden. So konnte es ewig weitergehen, hier draußen im Blue Bajou, im Mississippi-Delta, oder wo immer er sich befand. Freiheit war das wahre Leben! Glücklich und erschöpft ließ er sich auf den Boden sinken.
Aus dem Winkel seiner Augen nahm er ein Boot wahr. Es hielt auf seine kleine Insel zu. Waren sie gekommen, um ihn zurückzuholen? War es das mit seiner Freiheit gewesen?


5
Es war Antonio, der mit dem Boot an der kleinen Insel anlegte. Dino war zu neugierig, um sich zu verstecken. Er half ihm sogar, das Boot an den Strand zu ziehen und dort festzumachen.
„Ich hab‘ gewusst, dass ich dich hier draußen finden würde“, meinte Antonio zur Begrüßung.
„Warum bist du dann gekommen?“ Dino verstand es nicht.
„Ich wollte Elvis hören“, scherzte er, brachte ihn damit zum Schmunzeln.
„Ich hab‘ nicht mal annähernd Ähnlichkeit mit seiner Stimme“, wehrte Dino ab.
„Das merk‘ doch ich nicht, kann es somit nicht beurteilen ...“
„Warum bist du dann gekommen?“
„Wir sorgen uns um dich. Auch wenn du’s nicht glauben kannst.“
„Das ist schön“, kombinierte Dino. „Also: zu wissen, dass man wenigstens vermisst wird. Aber mir geht’s gut hier. Ich hatte nicht vor, so bald zurückzukommen.“
„Du meinst, deine Fisch-Geschenke wären uns egal. Und deine Frau mache nur Stress ...?“
„Das ist doch so?“
„Über deine Fische hat sich noch jeder gefreut. Weißt du übrigens, was die im Laden kosten? Und mit deiner Frau haben wir geredet. Sie freut sich, wenn du heimkommst.“
„Was weißt du schon davon?“
„Sie hat es uns erzählt, und fühlt sich schuldig. Wir leben in einem Dorf, da bleibt nichts geheim, weißt du ... Ich habe ihr angeboten zu vermitteln. Wenn es nicht besser wird, kannst du immer noch gehen. Niemand weiß, wo du bist.“
„Wie kommst du dann hierher?“
„Ich schwänze die Schule, falls du nicht mehr weißt, welcher Tag heute ist. Es ist Dienstag, am Vormittag – alle sind in der Schule oder ihrer Arbeit. Keiner hat gesehen, welche Richtung ich fahre.“
„Aber welches Interesse solltest du daran haben, dass ich zurückkomme? Wer bezahlt dich dafür? Das ist doch mehr als verdächtig.“
„Die Lücke, die du hinterlassen hast, ist deutlich zu spüren. Da hinzufahren, wo ich dich vermute, und mit dir zu reden, ist etwas, das ich tun kann. Also habe ich es zumindest probiert.“
„Vielen Dank für deinen Mut.“
„Kommst du?“
„Wenn du mir versprichst, dass ich nicht in eine Falle laufe!“
„Na also. Und üb mal ein Stück von Elvis ein – das wird ein Ankommer!“

„Wir finden dich toll, keine Frage“, meinte Claudia, eins der fünfzehnjährigen Mädchen, zu Cesar. „Nur deine Angeberei nervt. Und die dominante Art, mit der du mit Antonio umspringst. Deine ganzen Rangkämpfe und so – das ist echt voll anti. Aber Salti kann keiner so gut wie du.“
„Du bist doch die Claudia?“, wich er aus.
„Ja, und?“
„Für mich wart ihr immer eine Gruppe ohne Namen, die auf nichts reagiert. Endlich traut sich mal eine von euch vor.“
„Wenn du dein Macho-Gehabe nachlässt, kommen wir vielleicht ins Gespräch ...“

„Wie ist dir denn diese Insel eingefallen?“, wollte Claudia wissen.
„Ich habe mir überlegt, wohin ich mich zurückziehen würde“, erklärte Antonio. „Dann bin ich einfach mal los. Bevor ich da war, habe ich schon Elvis gehört, und wusste, dass ich richtig bin.“
„Wer ist Elvis?“
„So ein Sänger von ganz früher. Hab‘ ich zufällig mal irgendwo gehört ...“
„Ist Dino bereit zurückzukehren? Was hat er gemeint?“
„Nur, wenn er die Wertschätzung erfährt, die einem normalen Menschen zusteht, hat er gesagt. Wie hat denn seine Frau reagiert? War es wirklich so einfach, wie du erzählt hast?“
„Ja, die Arme hat sich so gesorgt! Ich bin mir sicher, dass sich zwischen den beiden viel zum Guten ändert.“
„Wollen wir nach der Schule los rudern?“
„Nimm mich mit!“


6
Dino gab ein Konzert im kleinsten Rahmen. Nur ein Stück: ‚Love me tender‘. Nur für Claudia, Antonio und für seine Frau. Natürlich blieb es in diesem Ort nicht geheim. Sie wollten mehr – auch flottere Nummern von Elvis.

Dino gestern einen Barsch gefangen, heute lud seine Frau an den Strand ein. Die Sonne am Horizont tauchte den Himmel in kräftig leuchtende orange, gelbe und rote Farben. Nicht jeder hatte sein Fortbleiben bemerkt, manche erfuhren erst jetzt davon. Nachdem die Gäste versorgt waren, stimmte sich Dino ein und gab zwei Nummern zum Besten. ‚It’s now or never‘, und ‚Blue Suede Shoes‘. Er bekam johlenden Beifall.    
Cesar reklamierte den Erfolg für seine ganze Gang unter seiner Führung. Claudias Freundinnen blieben lieber unter sich, entdeckten dann Emilio und Francesco, zu denen sie sich gesellten. Diese interessierten dich jedoch mehr fürs Essen. Für die Jungen war die Musik von Elvis eine Entdeckung – einfach, roh, handgemacht. Für Emilio und Francesco war sie altbacken und uninteressant. Sie fühlten sich fehl am Platz, blieben aber, weil sonst nichts los war.
Fehl am Platz fühlten sich auch Claudia und Antonio. Sie hatten sich allerdings schon für morgen zu Kaffee und Cornetto nach der Schule verabredet – weitab des Dorfstrandes.

 

 

 

 

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