Zum „CO2-Ausgleich“ für diesen Flug spende ich für den Erhalt der Regenwälder:
oroverde.de

 

KANADA, Ontario, September 2017
„Yours to discover“
(Wahlspruch der Provinz Ontario)

 

PROLOG
Dieses Jahr waren in Ontario so viele Deutsche unterwegs, wie noch nie. Vielleicht liegt es am amtierenden US-Präsidenten? -> Kanada als das „bessere Amerika“?

Kanada hat ein gutes Image. Es ist etwas anderes als die USA, das weiß man ja.
Mein Stand vor Abfahrt, durch Recherche: Es gibt eingeborene Kanadier – First Nations und Inuit. Alle anderen sind eingewandert. Das wissen sie auch. Ein bisschen Heimatpflege ist da schon in Ordnung.


Kanada und die USA sind:
2 Länder, 2 Völker, 2 Welten
Dass der Unterschied aber so deutlich ausfällt, überrascht mich wirklich.

Es wird eine Reise voller Kuriositäten, und mehrerer Deja-Vus. Doch der Reihe nach.

Oberbayern, bei Föhn, am Rande des Sturmtiefs

 

(1) Ab durch die Mitte
Am Alpenrand herrscht Föhn – wie ein Loch im Himmel. Wir starten mit Icelandair in die Morgensonne. Erst später sehen wir die Ausläufer des Sturmtiefs Sebastian, das Deutschland noch immer beutelt.
Eine schöne Frauenstimme macht die Durchsagen. Es klingt wie eine Lesung, oder ein Märchen (ich sage nur: Land der Sagas). Die Notfall-Verhaltens-Regeln sehen wir am Monitor, gezeigt in der isländischen Natur. Notbeleuchtung und Polarlicht, Notrutsche benutzen oder über einen Wasserfall springen – alles dasselbe. Das ist mal prof. Marketing, von dem wir uns eine dicke Scheibe abschneiden. Die nächste Durchsage endet mit so etwas wie „love from the crew“.
Ein Panorama-Landeanflug bringt uns über das ganze südliche Island, mit Gletschern (Vatnajökull), Bergen, Flüssen, schwarzen Stränden, vulkanischen Urlandschaften (Laki-Spalte), Geröllpisten ... (Das persönliche Higlight meiner Frau ;-) )
Den Flughafen von Keflavik (Reykjavik) erkennen wir nicht wieder. Vor 5 Jahren noch nett und beschaulich, ist dort jetzt ein großes Gebäude, mit Gängen, Wegleitsystem, Passkontrolle (!) und Umsteigeweg durch den neuen und extragroßen Duty-Free-Shop. Draußen wird gebaut, das Ding wird voll aufgebohrt. Flankierend werben die Isländer bei uns kräftig als „Nordamerika-Hub“.
Indische und asiatische Gesichter mischen sich in die Warteschlange, wir kommen Toronto näher.

Island von oben, beim Landeanflug auf Keflavik/Reykjavik


Auf dem Tracker, später aus dem Fenster, sehen wir, wie viel Tundra, bzw. Wald, Seen und Sümpfe in Kanada vorherrschen. Das Farmland beginnt für uns überraschend weit südlich. Obwohl Kanada ein riesiges Land ist, ist das meiste (für uns Weiße) nicht nutzbar ...


Kleine Vorab-Info zu Kanada:
Grad Celsius
Metrisches System
Volumen in Liter
Kreisverkehre
Recycling (fast flächendeckend)

(2) Namasti TORONTO
Ein Inder mit Turban fährt das Taxi, telefoniert währenddessen mit Bekannten, auf Hindustani, Punjabi oder ähnlich.
Bei Tim Hortons arbeiten 4 kleine Frauen hinter dem Tresen, die untereinander dieselbe Sprache sprechen.
Es gibt einen Bollywood-Radiosender, ausschl. in einer der indischen Sprachen. Und einen Fernsehsender (Omni TV, www.onmitv.ca), der immerhin engl. Untertitel dazu bietet.

Asiaten gibt es mehr noch als Inder. Überall in der City gibt es kleine Supermärkte, Regale zweisprachig und zweischriftig. Über den Tresen und an der Kasse reden sie asiatisch (v.a. koreanisch) miteinander.
Mit uns reden alle englisch und sind sehr freundlich.
    In Koreatown essen wir lecker, werden sehr freundlich und lustig bedient. Die Rechnung kommt handschriftlich, in koreanischen Schriftzeichen.
    Die Weißen laufen herum wie wir – keine amerik. Looks. Sie reden nicht mal richtig amerikanisch, also „weniger Kaugummi“. In den Straßenschluchten stehen kleine, alte viktorianische Häuschen.
    Fürs Museum sind wir noch zu früh, deshalb warten wir auf dem Campus der Victoria-Universität. Gebäude und Park mit Ahornbäumen sehen aus wie in England; etwa 80% der Studenten, die herumlaufen, haben ein asiat. Aussehen.

Royal Ontario Museum (Toronto)
Schöne Sammlung an Sauriern – Skelette, Versteinerungen (teils aus Deutschland: Holzmaden und Solnhofen), Modellen.
Kultur aus Byzanz, Ägypten, Griechenland und der First Nations.


Vor dem Museum düst ein alter Mann im E-Rollstuhl vorbei. Sein Look: weißes Hemd, Krawatte, Rauschebart, Schottenmütze, Sonnenbrille.
    Ein schwarzer Jugendlicher schlurft vor uns über den Gehsteig, hält sein Telefon nahe ans Ohr. Das spielt Musik ab, er selbst rappt die ganze Zeit dazu (jedes 5. Wort war entweder sh*t, f*ckin oder n*gg*r).

Toronto ist eine riesige Stadt (2,6 Mill. Ew., Großraum 5,8 Mill.), mit vielen Wolkenkratzern. Auf dem Gardiner Expressway (über den normalen Straßen, also „aufgebockt“) ist fast immer Stau, die „urbane Zone“ zieht sich raus bis Burlington und Hamilton. Dann erst wird es ruhig. Wir sind im Mietwagen und fahren ein Stück weiter.

 

Green Belt
Der Q.E.W. (Queen Elisabeth Way) bringt uns durch die Weingegend Kanadas. Ja, richtig gelesen: hier wächst Wein. Die Weingüter haben alle Namen und sind auf dem Highway ausgewiesen.
Neben den üblichen Namen, die Qualität, alte Namen oder mediterranes Feeling verbreiten, gibt es auch Coffin Ridge, Foreign Affairs und Organized Crime Wineyard.

(3) NIAGARA
Die Fälle sind toll, keine Frage. Wir hätten sie uns nur größer vorgestellt. Viel größer ist der Rummel der um sie gemacht wird. Auf beiden Seiten stehen Hoteltürme, Aussichtstürme; Hubschrauber kreisen die ganze Zeit.
Unten fahren Boote bis vorne hin, damit man schön nass wird. Die US-Boote heißen beide „Maid of the mist“, die kanadischen beide „Hornblower“. Die Fahrgäste auf den kanad. Booten tragen rote „Leiberl“ (Rettungswesten, Gummianzüge), die amerik. blaue.
    Den ganzen Tag kreisen Hubschrauber. Nicht nur Hubschrauber, zur Abwechslung fliegt eine Avro Lancaster ihre Runden (brit. 4-mot. Bomber aus dem WK2).

Niagara at night
Abends gehen wir nochmals raus. Zikaden zirpen, es ist eine milde Nacht, ich fühle mich wie in den Südstaaten.
Der Rummel ist größer noch als tagsüber. Es blinkt und dröhnt, Leute schieben sich durchs Gewurle. Besonders beliebt sind Geisterbahnen/Spukschlösser.
Die Fälle werden angeleuchtet, die Farben wechseln ständig.

White Water Walk
5 Min. Autofahrt von Niagara Falls
Bei den Niagarafällen läuft der Lake Erie in den Lake Ontario, durch den Niagara-River, in einem Canyon. Ein Boardwalk führt direkt am Fluss entlang. Das Wasser läuft mit 48 km/h durch die Schlucht, die Wellen türmen sich 3-5 m hoch auf. Wir stehen einfach da und lassen diese Urkraft auf uns wirken.
Ich bekomme Lust zu baden.
Der erste Schwimmer, der es wagte den Fluss zu bezwingen, war Capt. Matthew Webb. Er hatte als Erster den Ärmelkanal, von England nach Frankreich, durchschwommen. 1883 versuchte er den Niagara-River – leider erfolg- und leblos.
    William Kendall, Polizist aus Boston, war 1886 der erste, der den Fluss lebend schaffte, musste aber gerettet werden.
Die nächsten Verrückten hatten sich immerhin in ein Fass gelegt ...
Das andere Flussufer gehört übrigens schon zu den USA, immer wieder führen Brücken hinüber.


In den Großen Seen lagern etwa 20% des weltweiten Süßwassers.
(Nochmals 20%, ein wenig mehr sogar, liegt im Baikalsee)

Eben noch in der prallen Sonne, fahren wir durch Dunst – der See schickt Schwaden aufs Land. 
Der Highway führt meist gerade, mit nur wenigen Kurven, kaum Ausfahrten oder Tankstellen bringen Abwechslug. Sirius XM schickt uns chillige Beats, ich kämpfe gegen die Müdigkeit und fahre gegen die tiefstehende Sonne. So cool es in Filmen aussieht in den Sonnenuntergang zu fahren, so nervig ist es in echt.

(4) Zwischen London und Windsor
Tilbury, Thamesside, Melbourne, Chetham-Kent, Leamington – alles ist voller britischer Namen.
In Wheatley steigen wir im Blue Heron Getaway ab, bei Cathy. „Einfach reingehen“, sagt der Zettel an der Tür. Das Zimmer ist viktorianisch eingerichtet, Cathy ist sehr freundlich und lustig, das Frühtstück gibt‘s mit Musik und ist beide Male eine gelungene Überraschung.

Am einen Abend gehen wir ins Pub
DÉJÀ-VU 1
10-15 Min. zu Fuß, vorbei an weißen Holzhäusern und gepflegten Rasen. Von jeder Laterne hängt ein Plakat, mit dem Foto eines Soldaten aus beiden WK, mit Ahornfahne und Union-Jack – im Dienste ihrer Majestät ... „Lest we forget“
Im „Pogue“: innen modern und schwarze Möbel, viele Zapfhähne, ein Pub wie in Schottland oder England. Irische Musik dudelt, jeder spricht englisch, es gibt Fish‘n‘Chips, dazu dunkles Bier (Black Forest). Kurzzeitig weiß ich nicht mehr, in welchem Land ich bin (England? Australien? Schottland?). Das Pogue wurde eröffnet, erzählt Cathy später, um zu vergessen dass man in Wheatley ist. Bei mir hat es gewirkt. Erst Ford PickUps und Peterbilt Trucks, die auf der rechten Spur fahren, bringen mich zurück.

Pelee N.P.
Wie ein Tafelspitz ragt die kleine Halbinsel in den Lake Erie. Hier ist Kanadas südlichster Punkt, auf der Höhe von New York, Rom, Barcelona.
Auf einem Boardwalk gehen wir durchs „Feuchtgebiet“. Wetlands sind ein großer Wasserspeicher, binden CO2 und beherbergen viele Tier- und Pflanzenarten. Bei starkem Regen lassen sie sich vollaufen, bei Trockenheit halten sie das Wasser. Sie wirken mäßigend auf ihre Umgebung, in ihrer Nähe treten Extreme kaum auf ...

Die Halbinsel ist eine wichtige Station für Zugvögel. Grob 300 Arten ziehen hier durch, sie ist ein wichtiger „Hub“ für Vögel im östl. Nordamerika, dazu kommen Fledermäuse und Monarchfalter.

der südlichste Punkt Kanadas

 

Monarchfalter sind Schmetterlinge, die aus Mexiko kommen, bis nach Kanada fliegen, und die nächste Generation o.ä. fliegt zurück. Wir erkunden den „Spitz“. Zikaden zirpen.
Mind. 5 Monarchfalter flattern vorbei, über den großen See (dessen Ufer drüben wir nicht sehen können), auf ihrem Weg nach Mexiko. Hüllen gehäuteter Zikaden hängen in den Bäumen.
In den Wetlands raschelt es. Karpfen tauchen auf, schnorcheln um die Seerosen herum, mit dem Maul an der Oberfläche, saugen sich was ein.
Wilde Truthähne laufen über die Straße – sie sind fast eine Plage im Land.


Abends, im Radio meines Vertrauens (CBC Radio 2): ein Typ macht Sendung, stellt Bands vor, erzählt etwas dazu, spielt was ihm gefällt. (So wie es früher bei uns war, bevor Marketing und Controlling das Format geschliffen haben). Und diese sonore Stimme, die kenne ich doch? Ja klar, er spielt: Godspeed you black emperor (meine Lieblingskanadier).
Im Québec-TV: sie reden französisch, manche haben „Knubbelgesichter“, alle sind wohlgekleidet (z.B. schwarzes Hemd, Sakko drüber). Es sieht wirklich aus wie in Frankreich und ist null amerikanisch.

Nach langen Gesprächen (3h) mit Cathy fällt der Abschied schwer. Es wird auch immer deutlicher: Kanadier sind keine Amerikaner, sie sind wie wir. (Amis sind „loud and bossy“, hören wir)
Ach ja: vor Weihnachten, Anfang November, meldete sie sich mal bei „Open House“ an. Ein Einrichtungshaus gestaltete es schön (mit Reklameschildern), Gegen Spende bekommen Leute Zutritt zu allen Open Houses, können schauen. Ihr Mann malt Bilder und verkauft Wein, das war die Synergie.
Love from the crew: mit einer Umarmung kommen wir erst los. Wir haben uns sehr wohl gefühlt – verlassen aber das Eck der Britishness.

An der Tankstelle
Bei den Zeitschriften liegt die Royalty neben dem John-Wayne-Magazin und dem Farmer-Almanach.
Im Readers Digest lese ich einen unlustigen Witz, der sehr bezeichnend ist:
Wie bringe ich 20 betrunkene und raubeinige Kanadier dazu, meinen Pool wieder zu verlassen?
Ich sage: Entschuldigung, würdet ihr bitte meinen Pool wieder verlassen?
    (Witze dienen ja auch der Identifikationsbildung. Wenn man sich vom allg. Amerikaner abheben möchte, der gleich mit Flinte im Anschlag kommen und schimpfen würde, funktioniert dieser Witz)

Die Ladies an der Kasse fragen mich woher ich bin. Sag nix: Dänemark oder Deutschland!
Ja, wie habt ihr das erraten? Sie deuten etwas wie: Gesicht, Gesamterscheinung, überhaupt ... „Der Akzent.“ Auch klar wie es in Europa so ist: du fährst da 4 Länder an 1 Tag. Aber hier ist das anders: hier fährst du 4 Tage in 1 Land.
Sie geben uns Tipps. Wir sollen ganz hoch in den Norden, zum Lake Supreme, da ist es toll. Danach sollen wir zurück an die Tanke, und ihnen erzählen wie‘s uns gefallen hat.


(5) KITCHENER
Auf der Weber Street, über die Koch- und die Otto-Street, rollern wir rein. Vorbei am „Schwaben Club - Willkommen“, in gotischen Lettern.
Harald, der Besitzer des Frederick-Street-Inn, ist Deutscher, erzählt uns ein bisschen. Die Stadt hieß mal Berlin. Bis in die 1950er war Deutsch hier Sprache Nr. 1, mittlerweile auf Rang 3 (nach Englisch und Chinesisch). Die Region bleibt aber deutsch geprägt. Im Umland liegen: Bamberg, Heidelberg, Rostock, Bornholm, Wartburg, Holstein, Neustadt, Brunner.
Kitchener ist eine Hochburg der Mennoniten (Verwandte der Amish, unterteilt in versch. Strömungen). „Die reden deutsch“, heißt es. Harald weiß: es ist ein wirrer Mischmasch, inkl. Platt, Holländisch und diversen alten Sprachen – also für uns nicht zu verstehen. Derzeit kaufen sie viele Farmen auf, die zum Verkauf stehen, neuerdings auch an der Ostküste. Seine Frau Amanda weiß: das Farmland in den Prärien (Manitoba, Saskatchewan) bringt nur 1/3 des Ertrages (vielleicht expandieren die Mennoniten deshalb nicht dorthin – vor allem wenn sie das Land traditonell bearbeiten und Traktoren ablehnen?).
Amanda erzählt uns noch von Ontario. Sie ist ruhiger noch als Harald, trägt Brille und wirkt intelligent. Ein „Look“ der mir öfter auffällt (und so ganz unamerikanisch ist).
Nord-Ontario ist Wildnis. Eine Zuglinie fährt hoch, hält ab und zu für Hütten, wo man jagen und fischen kann. Viel mehr kann man dort nicht machen. Wer zurück will: muss dem Zug winken, damit er stehenbleibt. Ein Verwandter von ihr ist Musiker. Er arbeitet als Pianist in einem dieser Züge, damit die Fahrgäste ein wenig Abwechslung haben. Stundenlang nur Wald anschauen ist sonst echt zu langweilig (für Kanadier).

Kitchener sieht nicht besonders deutschtümelig aus. Dennoch beschleicht uns andauernd ein Heimatgefühl. Der Ziegelbau hier sieht dem Gasteig ähnlich, die Mall dort sieht eher aus wie das PEP, eine große Trambahnhaltestelle ist in Bau, inkl. Anzeigetafeln.
Gut: die Oktoberfest-Halle (für das angeblich zweitgrößte Fest nach München) krönt ein Neuschwanstein-Turm und ein Maibaum steht daneben ...
In einem Second-Hand-Laden gibt es dt. Kinderbücher, daneben einen Teller mit dem Schwabenlied.
Abends entscheiden wir uns gegen Schnitzel und Warsteiner vom Fass, in Schwaben-, Concordia-, oder Transilvania-Club, essen im Great Trunk Saloon.


DÉJÀ-VU 2
Auf dem Heimweg vom Saloon überkommt uns das nächste Deja-Vu. Der halb erleuchtete Büroturm, die lange Ausfallstraße mit Laternenlicht, die Tram-Haltestelle mit Anzeigetafeln, dann fährt noch ein Linienbus mit Leuchtanzeige ums Eck ... Wie M-Ostbahnhof oder Augsburg bei Nacht ...

St. Jacobs (unweit Kitchener)
Die Kiesspur neben dem Highway ist für Kutschen reserviert (anstatt für Schneemobile). Und tatsächlich sind Mennoniten in schwarzen Pferdekutschen unterwegs.
Am Supermarkt steigen sie auch in PickUps, erkennbar an schwarzen Anzügen, langen Röcken und Häubchen. Wie gesagt gibt es versch. Richtungen, von traditionell, über angepasst bis modern.
Wir schauen noch in einen riesigen Antikmarkt. Die ganze Halle ist voll mit altem Zeug – so viel davon auf einem Haufen habe ich bei uns noch nie gesehen ...

Wir verlassen die Gegend der Germanness. Links Neustadt, rechts Holstein, neben der Straße Kutschenspuren, wir aber fahren nach Norden.


Bruce Peninsula
Ein kurzer Marsch durch Wald führt zur Küste. Der junge Ranger, mit schottischem Einschlag im Akzent, versucht einen Pilz zu bestimmen. Die Halbinsel ist berühmt für ihren Pilzreichtum, er hat noch viel zu lernen.
Auf dem Rückweg sehen wir ihn wieder. „Ach ja, das war ein Bovist“, meine ich im Scherz. Er konnte ihn bestimmen. Es waren „Babies“, deshalb schwer zu erkennen: der Honey Mushroom – und der leuchtet im Dunkeln.
Er erzählt noch ein wenig. Endlich ist der Sommer gekommen, wenn auch außergewöhnlich spät. Auf 1 Tag Sonne gab es 3 Tage Regen, auch das ist nicht normal in Ontario ...

Cyprus Lake: wieder geht es durch Wald. Eine Gartenschlange läuft uns über den Weg. Das Wasser des Lake Huron ist frisch, ich hänge nur die Füße rein. Dafür mögen mich nun die Mücken, und die sind bissig. Die Kanadier baden – es ist ja Sommer.
Ein Haubentaucher schwimmt heran, taucht in wenig Abstand zu den Badenden.
Fast alle Leute hier reden schottisch eingefärbt.
Auf dem Rückweg kreuzt eine kleine Klapperschlange. Frech bleibt sie halb unter einem Blatt, schaut zurück zu uns, scheint keine Angst zu haben.


(6) MIDLAND
Nach Midland fährt man wegen der Huron-Indianer, Gerry & Valerie, und Lilly. Doch der Reihe nach.

Huronia-Museum (in Midland):
nettes, kleines Museum, mit vielen alten Sachen – und dem Nachbau eines Huron-Dorfes an der Originalstelle. Calvin von der Westküste (= 5 Tage einfache Fahrt) erklärt uns sehr viel.

Also:
- Tabak: wuchs im Dorf, zumindest als Reserve. Auch wenn alle Felder außerhalb waren (Mais, Bohnen, Tabak) war hier immer ein „Notbedarf“, sicher vor Übefällen. Tabak gehört zu vielen Ritualen. Auch als Hungerblocker auf Jagd ist er gut. Die Pflanzen hier sind Geschenke von First Nations. Die Blätter des Tabaks werden geerntet, getrocknet und gelagert, zu Ritualen dann verbrannt. Das riecht mehr nach verbrannten Pflanzen denn nach Zigarette (in denen ganz viel Chemie steckt). Für den Winter werden die Setzlinge ausgegraben und im Langhaus aufbewahrt, im Frühjahr wieder angepflanzt.
- Mais: ist Nahrung Nr. 1, machte bis zu 80% der Ernährung aus. Lässt sich gut lagern, z.B. eingegraben. Gab es in allen Härtegraden, wie Ausgrabungen zeigten.
Mais wurde in Kombination mit Bohne und Kürbis („Squash“) angebaut. Die Pflanzen werden unterschiedlich hoch, vertreiben sich gegenseitig viele Schädlinge.
- Fleisch: gab es wenig. Es wurde roh gegessen, der Rest geräuchert, für längere Haltbarkeit. Fleisch zu braten war ihnen unverständlich (weil es roh viel leckerer ist).
- In einem Dorf lebten mehrere Familien, mit starkem Zusammenhalt
- Beerdigungen: Einzelne werden aufgebahrt, bis mehrere beisammen sind. Dann werden alle zusammen verbrannt/bestattet, außerhalb des Dorfes (meist im Frühjahr, da der Winter immer Opfer fordert). Daran nehmen alle teil, denn das Dorf ist ja ein enger Verbund (s.o.)
- Kinder: werden im Dorf beerdigt, bei ganzem Leibe (also nicht verbrannt), unter häufig genutzten Wegen. Wenn schwangere Frauen darüber gehen, kann die Seele des Kindes wandern und vielleicht wiedergeboren werden. Die Namen verstorbener Kinder werden den nächsten wiedergegeben, so kann das „alte“ Kind weiterleben.
- Lebenserwartung: Frauen 40-45 J., Männer darunter (wg. Jagd, Krieg, etc.). Frauen ab 30-35 waren fast immer blind, manche bekamen Lungenkrebs. Denn: sie saßen den ganzen Tag am Feuer, im Winter im Langhaus, bekamen ständig den Rauch ab.
- Die Irokesen hatten die Huronen nach Süden vertrieben (= hierher). So lebten sie zwischen jagenden und ackerbauenden Völkern. So wurden sie gute Händler. Der nahe See war ideal, um Waren per Kanu zu transportieren.
- Für die ersten weißen Siedler (Franzosen) waren sie somit ideale Handelspartner, und genossen die Zusammenarbeit. Vorteil: Neue Waren, Sicherheit durch Allianz. Nachteil: Seuchen der Weißen dezimierten sie (machten sie zu einem leichteren Ziel für die Irokesen).

das nachgebaute Dorf des Huronia-Museums.

r.o.: Tabak

l.u.: das Langhaus von innen


Charters Inn
Valerie zeigt uns das Haus. Es ist 150 Jahre alt. Für uns ist das alt, für euch nicht, weiß ich  schon. Sitzen können wir überall ... Wir bekommen den Schlüssel. Unser Zimmer können wir damit absperren, und die Haustür, ach, die Haustür - die ist seit Jahren nicht mehr abgesperrt.
Gerry erzählt interessante Sachen und zaubert das Frühstück. Er hat französische Wurzeln, vielleicht auch deshalb. Also:
grüne „Honeydew“-Melone mit Limette. Die saure Limette drüberträufeln, sie lässt die Melone süß werden. Geht evtl. mit kanarischen Melonen, nicht aber mit Wasser- oder Honigmelone. Übrigens kann man auch Meeresfisch mit Limette „kochen“. Dauert so 6-8h, dann ist er durch, inkl. die Farbe zu wechseln. Wird in Südamerika gemacht, meint er – funktioniert aber nicht bei Süßwasserfisch.
oder: Egg Benedictine, mit Räucherente und Sauce Bearnaise auf Brötchen
Dazu bekommen wir Tipps zum fliegen, bootfahren, Wölfe treffen und was sonst noch Spaß macht.

Love from the crew: meine Frau bekommt Küsschen links und rechts zum Abschied.

Und Lilly? Das beste Restaurant in Midland ist „Lillys Italian Eatery“. Großer Andrang, Reservierung empfehlenswert. Wir sind einfach rein, waren früh genug da. Ist wirklich ein gutes Restaurant.


Sainte Marie among the Hurons
(bei Midland)
ist der Nachbau eines Klosters bzw. Aussenpostens der ersten Siedler. Um 1600 war Kanada französisch, die ersten Siedler ließen sich am St. Lorenz-Strom nieder, kamen über Kebec und Montreal, errichteten hier einen Außenposten.
- Jesuiten: waren die Erforscher (im Auftrag Frankreichs), sie erforschten Sprache und Gewohnheiten der Huronen, auch „Wendat“ genannt. Das betrachteten sie als Voraussetzung für Verständnis und Bekehrung.
- Das muss man sich in etwa so vorstellen: die First-Nations haben bereits den richtigen Glauben, wissen es nur noch nicht. Dazu muss man erst verstehen, was sie (bislang) glauben, und ihre Sprache lernen.
- Ab 1693 wurde hier ein Kloster gegründet. Die Anlage war wie ein Fort angelegt, inkl. Türmen und Soldaten zur Bewachung. Die Jesuiten hatten ihren Bereich, bekehrten Huronen war der Zutritt gewährt. Daneben gab es einen Bereich für unbekehrte Huronen, die ebenfalls Schutz genossen.
- Die Mönche errichteten einen Wasserkanal für die Kanus, auf der Grenzlinie beider Bereiche, also für alle zu benutzen. Damit konnten die Kanus in den See, vom See zurück, be- und entladen werden.
- Die Reise nach Kebec (und andersherum) dauerte ca. 30 Tage.
Ernährung: Mais, Bohnen, Kürbis, (einheim.) Huhn. Also komplett anders als in Europa. Die Mönche mussten sich also umstellen. Meist wurde Eintopf gekocht (kennen wir schon aus Irland: großer Topf, alles rein, kochen, tagelang weiterkochen). Bis zu 60 Leute mussten ernährt werden, also nicht lang rumtun und alles in den Topf werfen ...
- Mais: war härter als heutige Sorten (s.o.). Die Weißen mussten ihn also einweichen, kochen (Eintopf, s.o.), oder Brot daraus backen.

Viele Huronen bekehrten sich
- manche aus taktischen Gründen (Sicherheit, Schutz, techn. Fortschritt wie Schusswaffen, Versorgungssicherheit)
=> die Huronen-Gemeinschaft wurde geschwächt
- Verlust durch von Weißen eingeschleppte Seuchen: bis zu 70% des Volkes
- die Jesuiten forderten den Abbruch der Kontakte zu „heidnischen“ Verwandten
- und: die Irokesen legten an Angriffen zu

Der Niedergang:
- 1648 machte sich ein Trupp auf, um mit den Irokesen über Frieden zu verhandeln
- Dem voraus ging eine Versammlung, um die gemeinsame Position zu klären
- Der Block der Traditionalisten war größer und einflussreicher geworden. Vielen waren die Verluste und Opfer (Kontaktabbruch) zu hoch, deshalb unterstützten sie diesen Block
- Die Irokesen hielten nicht viel von Frieden, verschärften ihre Angriffe noch

1648 wurde die Siedlung aufgegeben (nach 10 Jahren Existenz).
Die Moral von der Geschicht‘: als Traditionalist überlebt man jede Mode.

Kuriosa: der Audioguide spricht feinstes Norddeutsch. Und der Film zu Beginn des Besuchs (ca. aus den 80ern, von VHS kopiert) lief auf deutsch, mit engl. Untertiteln.


MARTYR SHRINE: gleich gegenüber, eine Kirche im Stile französischer Neogotik, Ist allen nordamerikanischen Märtyrern gewidmet.

WYE MARSH: gleich daneben. Wetland, mit einem Boardwalk in den Sumpf. Wir sehen Frösche und Chipmunks.

l.o.: Martyr Shrine


Roadmovie-Feeling
Nach dem Kaffee bei Tim Hortons noch schnell ins Dollarama? Nichts leichter als das. Zwei Ampeln zurück, links ab zu WalMart, gleich daneben ist es. Oder war das im letzten Ort? Sieht alles gleich aus ...


An der Tankstelle
2 Jungs, 19-20 J. alt, arbeiten als Tankwart, schleichen ums Auto herum. Einer fragt beiläufig: Ist das euer Auto, oder ein Leihwagen? (Leihwagen). Woher kommt ihr? (D‘land). Ja, das dachten sie sich schon. Alle Leihwagenfahrer sind Deutsche, dieses Jahr.

Parry Sound
Vom Highway gehen immer unscheinbare Straßen ab, von diesen weitere etc. Hier wohnen Leute. Fast am Ende einer dieser Straßen steigen wir ab.

DÉJÀ-VU 3
Ziergegenstände im Garten, man spricht deutsch, unser Zimmer wirkt wie ein umgebautes Kinderzimmer, zum Bad quer über den Gang. Frühstück kostet extra. Danke.
Ich komme mir vor wie bei Schwiegermama o.ä. Mal was abspülen? Besser heimlich im Bad (und nicht erwischen lassen). Sitzen? Im Zimmer.
Türen und Fenster sind aus Deutschland, das ganze Haus wirkt als stünde es in Deutschland, in der Provinz. Und die Haustüre bitte richtig absperren.

Killbear NP
Es ist ein Wochentag und nichts los. Wir legen uns auf die Steine und dösen. Ein Motorboot fährt vorbei (zum einkaufen?), sie winken uns zu. Es ist ein kleiner, schöner Nationalpark, mit steinigen Ufern, Wald und Ruhe.
Am Raby Lake halten wir, 2 Reiher fliegen über den See und unser Auto, drehen noch eine Ehrenrunde.


MUSKOKA
Paddel und Schwimmweste einfach aus dem Schuppen holen, Kanu ins Wasser und lospaddeln, 2-3 Runden auf dem kleinen See mit dem dunklen Wasser drehen, dann brav aufräumen. Das Ganze gehört zum Motel „Spring Lake Resort“. Das Mädel managt Anmeldung und Restaurant im Alleingang, im Radio läuft Rockmusik (Moose FM), vor dem Laden hängt die polnische Fahne (neben der Ahornfahne), es gibt Tyskie -und Zywiec-Bier. Hier sind wir richtig. Das Zimmer ist geräumig, wir dürfen kochen. Perfekt.

Muskoka ist auch eine Marke für Bier und Kaffee. Das Stout ist mit Kaffee angereichert. Das brauche ich, wenn ich nachts im See bade und mich danach aufwärmen will. Auf dem Umleitungsbier „Detour“ erkennen wir die Straßen und Orte wieder. Sommer ist Baustellenzeit, überall sind Baustellen mit „Flagmen“ (anstatt Ampeln), oder Umleitungen. Vor dem Frost muss es fertig werden.
Das leckere Cream Ale gibt es vorne vom Fass.

Die Landschaft ist anders als an den Großen Seen: hügelig, bewaldet, viele kleine Seen mit trübem Wasser, irgendwie gemütlich.


Durch den ALGONQUIN PARK düsen wir ab. Er ist genauso, nur spektakulärer.
Nachdem der Nationalpark endet, sehen wir gestapelte Baumstämme und mehrere Holz-Trucks.


Das Radio spricht zu uns. Eine schwer verständliche Stimme unterbricht das Programm, es ist eine Testdurchsage, für Notfälle. Ah ja.

QUÉBEC
Wir fahren über einen großen Fluss. Links hoher Pegel, rechts tiefer, die Brücke dient also als Staustufe/Wasserkraftwerk etc. Am „anderen Ufer“ sind wir in einem „anderen Land“ (= wie über den Rhein ins Elsass fahren).
Das Schild heißt uns willkommen in Quebec, die Tempolimits sind ein wenig anders als in Ontario, die Designs der Schilder auffallend anders, der Highway führt nach Est oder Ouest. Das Stopschild heißt nicht mehr „Stop/Arrêt“, sondern nur noch „Arrêt“ (in Frankreich übrigens: Stop). Wir sind eindeutig woanders.
Ist die Landschaft anders? Mehr Wiesen, für mehr Kühe, mehr Milch, mehr Käse? Oder kommt es mir nur so vor? Führt der Highway eher an den Orten vorbei, anstatt hindurch? Jedenfalls sind wir bald in Ottawa, ohne eine Tankstelle oder einen Coffeeshop gesehen zu haben. Eine Regenwolke verfolgt uns.

In Gatineau, beim Tom Hortons. „Commandez ici“, statt „Order here“. Die junge Dame ist gepudert, hat gezupfte Augenbrauen, ist schick gekleidet (im Gegensatz zu Ontario, wo alle sind wie sie eben sind). Ich bemühe mich französisch zu brabbeln, in schlechtem Englisch kommen Rückfragen. Wir sind wirklich woanders. Während wir verweilen, zieht die Wolke über uns hinweg, regnet sich ab und zieht weiter.


DÉJÀ-VU 4
Im 227, Gatineau
Wir sind die ersten zum Frühstück. Im Fernsehen läuft eine Meeres-Doku, mit franz. Untertiteln. Die nächsten, nächsten, nächsten Gäste kommen hinzu, reden miteinander. Bonjour, bonjour. Ausser den Inhabern sind wir die einzigen nicht-französischsprachigen; meine Frau macht die Verständigung. Aber es ist lustig und freundlich, sie sind so wie wir. So ist das in Frankreich. Äh, wo bin ich jetzt?

Mir wird endgültig klar: Québec ist Neu-Frankreich. Die Leute sind geblieben und haben ihre Kultur bewahrt.

OTTAWA
Über eine Brücke gehen wir rüber. Fußgänger und Radfahrer haben eine eigene Brücke, direkt neben der Autobrücke. Es ist reger Betrieb. Die Leute sehen aus wie bei uns (null amerikanisch); in beiden Städten ist es zweisprachig.
Ottawa (Ontario) und Gatineau (Quebec) bilden die Hauptstadt Kanadas (offiziell ist es Ottawa). In den Straßen ist es sauber und geordnet. Gegen Toronto ist alles klein und übersichtlich.

r.o.: das Kunstmuseum. Der Bau ist offensichtlich an eine Kathedrale angelehnt ...

l.u.: Parliament Hill (kanad. Regierung)

 


Beaver-Tails
So heißt eine Süßspeisen-Fast-Food-Kette aus der Region. „Beaver-Tails“ (Biberschwänze) sind so etwas wie Schmalznudeln, langgezogen, mit wählbaren süßen Belägen.

Canadian Museum of History / Musee Canadien de l‘Histoire
Gatineau
Moderne Architektur, hell, ovaler Bau. Schöne Sammlung an Totems und Artefakten der First Nations des pazifischen Nordwestens.
Meine Highlights:
- eine Maske für Feiern, hell, dunkelblonde Haare, blaugeschminkte Augenpartie – sieht aus wie David Bowie.
- die Filme. Trickfilme erzählen Geschichten aus Sicht der Ureinwohner, um ihr Denken besser verstehen zu können (nicht alle Filme sind ernst und tiefschürfend)
- „First Nations“ heißen auf den Schildern auch „First peoples“, oder nur „peoples“. (Obwohl wir in der Schule gelernt haben, dass es dieses Wort nicht gibt ...)

r.u.: David Bowie?

 

Regen kommt auf, es kühlt ab auf 15-16°C. Die Radiomoderatorin von „Ottawas Alternative Rock“ meint dazu: „Ihr glaubt nicht, wie froh ich darüber bin.“ (Endlich versteht mich jemand)

Love from the crew: Minji möchte uns zum Abschied drücken, ihr Hündchen gestreichelt werden.

Nihao Toronto

DÉJÀ-VU 5
Jugendliche nuscheln Slang, eine Bierfahne weht vorbei, rotes Ziegelhaus mit hölzern vertäfelter Ladenfront gegenüber. Den passenden Betrag Bargeld ($ 3,25 p.P.) für die Tram bereithalten. Alles wie in the UK. Ich bin ja auch in the UK ... ? Schon wieder reingefallen.

Chinatown
Viele Leute auf der Straße. Um 18:00 sind alle Restos schon voll, die Läden voll mit Leuten vor rappelvollen Regalen. Kaum etwas, was es in einem chin. Laden nicht gibt ... (Ja, ich weiß: Dosenbier). Alles wie in China. Und draußen leuchten jede Menge Schilder mit chin. Schriftzeichen.
Wir gehen zum Hotpot, dort ist noch Platz. Schauen zu wie der Regen durchzieht, wie ein Streifenwagen vor dem Laden parkt und der Fahrer Brotzeit holt.
Dann kommt ein Fonduetopf auf die Heizplatte am Tisch. Wir werfen die ausgesuchten Zutaten rein: Spinat, Mini-Pak-Choi, Nudeln, Fleisch (ganz dünn geschnitten, damit es schnell gar wird). So wird uns warm, an diesem kühlen Abend.
City Lights
Um 20:30 haben die Läden noch immer auf.  Die Tram schaukelt uns heim. City Lights ..., in den Restos, den Bars, allen Gebäuden, den Wolkenkratzern dahinter ... Viele Leute sind unterwegs, die Nacht beginnt ...

in Chinatown Toronto

 

Heimflug
Toronto-Skyline, vor dem Ontario-See. Noch etwa 10 Minuten sehe ich „urbane Zone“, danach ca. 14 Min. lang Felder. Wieder erstaunlich früh (für mich) beginnt die Wildnis, mit Wald, Seen oder Tümpeln, Sümpfen. Über 2h lang sehe ich nichts anderes. Das beginnt auch gleich nördlich von Ottawa ...


In Island, um Mitternacht, herrscht Hochbetrieb. Viele Leute, v.a. junge, stehen an zum Heimflug.
Wir haben starken „Tailwind“. Über den Atlantik, ostgehend (also im Jetstream) sehe ich auf dem Tracker unglaubliche 940 km/h.
Dann: herrlich leuchtet es unten, bei freiem Nachthimmel. Kleine Lichtflecken, dann Dunkelheit, wieder Lichter, ein paar größere. Ich erkenne so etwas wie Rotoren, die zu Lachsfarmen passen würden. Danach eine kleine Stadt, im Dunst dahinter eine größere. Welch gelobtes Land leuchtet mir für? So einladend, dass ich bleiben möchte? Ich muss den Tracker starten, er verrät es mir. Aber was frage ich mich überhaupt? Es ist Schottland, aus jeder Lage schön und einladend (ich bin da emotional und voreingenommen). Mein persönliches Highlight der Tour :-)

Damit drehen wir südgehend, über der Nordsee fliegen wir nur noch mit 800 km/h. Der nächltiche Panoramaflug über die Niederlande und das Ruhrgebiet bringt uns heim, erst am Alpenrand kommt eine Regenwolke.


Ein paar abschließende Infos:
Es gibt Mindestlohn und Krankenversicherung
Im Radio läuft oft europ. Musik (v.a. 80er)

Auf dem Highway fahren viele Volvo-Trucks

Wasser im Supermarkt:
entweder destilliertes Wasser mit Zusätzen, oder Quellwasser.
Mineralwasser kommt meist aus Europa: Icelandic (Island), Voss (Norwegen), ein polnisches, Gerolsteiner (in kleinen Fläschchen).

Mehr Unterschiede zu den USA?:
Brot schmeckt nach Brot und Kaffee nach Kaffee.
Schwarztee gibt es in 2g-Beuteln-ohne-Schnur in 80er-Packungen oder größer; wie in the UK, oft auch importiert aus the UK (z.B. Yorkshire Tea).

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So geht Kanada

Einreise:
ETA: elektronische Einreisegenehmigung, unbedingt vorher beantragen! Ohne gibt es keine Einreise. Kostet 7,-$ (Can.). Es sind nicht mal halb so viele Fragen wie bei den US-Behörden. Erforderlich ist ein maschinenlesbarer Reisepass. Auf dessen Nummer wird die ETA gespeichert.
Kein Ausdruck erforderlich.
https://www.etaca.org/germany/

Reisepass natürlich mitnehmen

Tanken
Auto volltanken. Dann ins Häuschen gehen und bezahlen (ganz normal). Mit Karte oder bar. Wie bei uns.
Nix Kreditkarte-in-Zapfsäule oder Vorkasse (wie in den USA).

 

1 Liter Normal (Regular, 87 Oktan): ca. 0,80 EUR

 


Bier und Alkohol im Staate Kanada
im Supermarkt = nix. Nur bleifreier Wein und Bier mit max. 0,5%.

Beer-Store: wie der Name schon sagt, gibt es hier Bier (und nichts anderes). Gibt es in vielen Kleinstädten, Dörfern, etc.
Der Vorteil: er nimmt leere Bierdosen zurück, für 10 Cent die Dose. Das Pfand gibt es gleich in Cash (auf Wunsch). Bietet sonst kein Laden.

L.C.B.O.: hier gibt es Bier, Wein und Schnaps, meist in großer Auswahl. Wie in Amerika üblich, wird alles in braune Papiertüten gepackt.
Der Witz: auf dieser Papiertüte steht groß „L.C.B.O.“, mit dem Logo des Ladens – grüne Flaschen, die aus einer L.C.B.O.-Tüte herausschauen. Also: niemand kann sehen was ich gekauft habe, aber jeder kann sehen wo ich gekauft habe. Und ja: ausser Alkohol gibt es dort nur Bier.
Auf mich wirkt das, wie die britische Parodie auf den amerikanischen Purtianismus ...
Ach ja: nix Rücknahme.
Die leeren Bierdosen aus diesem Laden nimmt der Beer-Store zurück.
(muss man nicht verstehen)

Bezahlen: erstaunlich viel geht mit Karte, eigentlich alles.

Restaurant:
„Wait to be seated“.
Die Bedienung fragt 1-2x ob alles passt (nicht so oft wie in den USA). Trinkgeld kann man bei Kartenzahlung gleich wählen (15%, 20%, oder mehr. Auch Beträge kann man eintippen). Alles unter 15% Trinkgeld ist unhöflich.

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KLANGKISTE
neben Bryan Adams, Neil Young, Loverboy und Nelly Furtado gibt es jede Menge frische Musik.

METRIC   (meine Lieblingskanadier)
„Help I‘m alive“   https://www.youtube.com/watch?v=qofhgtoHNh0

AUSTRA (meine Lieblingskanadier)
(Sängerin Kati Stelmanis stammt aus Litauen)
„Lose it“  http://www.youtube.com/watch?v=k1b3fCr8Co0
„Beat and the Pulse“   http://www.youtube.com/watch?v=u5jeMiqAq8E&feature=relmfu


Black Mountain (Alternative-Rock)
https://www.youtube.com/watch?v=MjJ3KZRHEOg

Special interest:
Godspeed you black emperor (meine Lieblingskanadier)
„The dead flag blues“ 
https://www.youtube.com/watch?v=-aLjup934Rk

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