Eine kurze Kurzgeschichte, entstanden zwischendurch. So liest es sich, wenn ich Fantasy mit Humor kreuze. Viel Spaß!

 


„Elfe nach Zwölf“

Kurz nach Mitternacht brachte ich den Müll nach draußen. In schwülen Sommernächten fing er bald an zu müffeln. Leise und vorsichtig, um bloß nicht zu stören, schlich ich aus dem Block. Der alte Nörgl machte gerne eine große Welle, mit Aushängen und bösen Wörtern. Die nervigen Fliegen fehlten, und bei Mondschein hatte sogar die Wertstoffinsel etwas Romantisches.
Helle Sternchen schwirrten umher, wie Glühwürmchen, nur dass sie mehr glitzerten. „Der Müll ist nichts für euch“, murmelte ich. Das Geglitzer nahm Form an und langsam wurde ein Wesen erkennbar. Sah ich schon Sternchen? Klein und bunt flatterte es vor mir auf und ab. Ich sah lange, rote Haare, helle Haut mit Sommersprossen, glänzende Augen in einem ruhigen Blick. So etwas Schönes hatte ich seit „Schokolade zum Frühstück“ nicht mehr gesehen!

„Ha-, ha-, hallo. Ich bin der Karsten, stotterte ich.
„Elfriede die Elfe. Und ich kann dir einen Wunsch erfüllen. Aber mach schnell!“
Ich war baff. Eine derart schöne Sagengestalt schwebte vor mir auf und ab, und mir musste ein Wunsch einfallen. Der Wunsch meines Lebens! Da gab es doch so viel! Wo waren all die frommen Wünsche jetzt, wo es drauf ankam?
Sie flatterte auf und ab und schien etwas genervt.
„Fällt dir nichts ein?“
„Küss mich!“
Sie wurde verlegen und wich aus. „Das.., das geht leider nicht. Du Mensch, ich Elfe..., andere Lebensform... - du verstehst?“
„Dann mach ganz viel Geld!“
Wiederum gab es Probleme. „Ähhhm..., also: Etwas Kleingeld kann ich dir machen, für Kippen und Bier. Ein paar kleine, nichtregistrierte Scheine vielleicht. Aber die großen sind alle registriert - und fehlen dann irgendwo... Früher war das einfacher... Nimm was Anderes!“
„Lass mich überlegen...“
„Mach hin, mann! Wegen dir bin ich auch nicht hier. Ich soll einen alten Mann überraschen, der noch in der Kneipe hängt. Er kann jeden Moment kommen.“
„Du beehrst mich aus Langeweile?“
„So siehts aus. Also: Was ist?“
„Äh ja, pass auf: Ich wünsche mir ein glückliches Leben!“
„So sei dir gewährt“, meinte sie, schüttelte ihren Zauberstab und schickte mir einen Sternchenregen. Sie lächelte mir ruhig zu, dass es eine Augenweide und Freude war. Damit verschwand sie.

Langsam ging ich zurück in meine Wohnung. Alles sah aus wie vorher. Der Abwasch war noch immer nicht gemacht, die Wäsche nicht gebügelt, das Bad nicht geputzt. Das sollte ein glückliches Leben sein?
Auch in den Tagen danach war alles wie immer. Meine Arbeitskollegen: Bescheuert wie eh und je. Der Chef: Eingebildet und größenwahnsinnig. Die Alte: Dachte nur an ihre Schönheit und die neue Schuh-Collection. Das sollte ein glückliches Leben sein?

Ich holte mir ein kühles Bier und schaute in die Glotze. Dürre, rationiertes Trinkwasser, Hunger, Überschemmung, ein Tornado macht Menschen obdachlos, Bürgerkrieg, Seuchen, Hunderte sind auf der Flucht.
Was die Betroffenen am dringendsten brauchen? Sauberes Trinkwasser, Nahrung, warme Kleidung, Unterkunft. Mittelfristig: Frieden, Sicherheit, Arbeit. In anderen Ländern hatten Menschen andere Wünsche, wie freie Meinung, Information, oder Luxus wie ein eigenes Auto oder ein wenig Urlaub.

Meine Freundin rief mich zum Essen. Sie hatte den Tisch hübsch dekoriert, ein neues Rezept ausprobiert und sich viel Mühe mit dem Essen gemacht.
Es gab ein Gericht mit Fleisch, frischem Gemüse - und ich konnte mir ein Getränk aussuchen. Mir genügte sauberes Leitungswasser.
Mein Mädel lächelte, dass es eine Wonne war.

Was sollte mir eine Elfe noch dazugeben können?