Zum „CO2-Ausgleich“ für diesen Flug spende ich für den Erhalt der Regenwälder:
oroverde.de

 

SARDINIEN

September 2018
"Epic Sardenha"

Oder: mit Sardinen nach Sardinien

Oder: Serpentinien

 

 

Alle waren schon da: Steinzeitmenschen, Nuragher, Phönizier, Römer, Pisaner, Genuesen, US-Filmstars. Jede Menge deutscher Touristen, die von Küste, Wasser und dem guten Essen schwärmen. Nur wir hatten keine Ahnung, dass es so etwas Schönes in relativer Nähe gibt.
Doch wir wären nicht wir, wenn wir nur am Strand blieben. Dazu gibt es zu viel zu sehen. (Und Strandurlaub ist für mich, ohne Witz, die härteste Übung).
Italien war bei uns lange negativ besetzt (den Bericht von 2004 restauriere ich gerade ...). Vielleicht kann Sardinien uns umstimmen?

Wir starten zu einer Reise, auf der wir nur ein wenig suchen, und viel zu finden bereit sind. Dass es so viel werden wird, ist zu Beginn nicht abzusehen ...

Ruhe und Zeit am Flughafen. Ausreichend früh sind wir da, kommen gut durch. Obwohl uns der Münchner Flughafen bei jedem Besuch noch größer vorkommt (er wird auch kräftig aufgebohrt), sind wir bald „abgefertigt“. So bleiben uns fast 2h zum abhängen. Erst kurz vor dem Einsteigen kommen Leute in diesen Bereich. Wir sind zu Anfang schon entspannt.
Ein Wohlfühlflug bringt uns direkt nach Olbia. Der Käptn sagt die Route durch, damit wir schauen können. Links die Adria bei Venedig, rechts später Orbatello und das Tyrrhenische Meer. Lange nur Blau unten. Dann eine Runde über der Insel: viele Berge, weites und leeres Land, Straßen mit wenig Verkehr.


Mir gehen plötzlich weitreichende Gedanken durch den Kopf.
(Siehe ganz unten, im Anhang)

Mit einem kleinen Mietwagen (Renault Clio, inkl. Navi „Johnny“ - der dt. Synchronstimme von Johnny Depp) fahren wir von Olbia nach LaConia. Erste Eindrücke: Kaktusfeigen, viele Eukalyptusbäume. Viele Kurven. Tolle Buchten. Viele Berge, weites und leeres Land.

 

Glücksmoment mit Kormoran
Die Putzfrauen werfen uns aus unserer Butze, Einspruch zwecklos; die Frau ist noch nicht ausflugsbereit. 10 Minuten kann ich mit meinem Charme herausschlagen (so wenig habe ich

also ...). Wir verdrücken uns, an einen der Strände des Campingplatzes, setzen uns unter Pinien. Viele Eidechsen und Libellen. Die Frau zeichnet, oder erkundet das Leben im Wasser. Ich entdecke einen Kormoran, der auf seinem Stein sitzt in der Bucht sitzt und seine Flügel zum trocknen ausbreitet.
Nachforschungen haben ergeben: es ist eine Krähenscharbe (ein naher Verwandter).

 

Capo d‘Orso (Bärenfelsen), Erosion auf der Spur
Parkplatz 3 €, Eintritt 3 € p.P.

Erodierte Granitfelsen, in Form eines Bären (ca. 10x10m). Auf dem Weg nach oben sind viele typische Pflanzen beschrieben und zu sehen. Die Aufmerksamkeitsspanne Erwachsener dafür liegt übrigens bei ca. 3-5 Sekunden (keiner ist wirklich da, sondern geistig schon oben, und der Körper hetzt hinterher).
Über uns fliegt ein echter Kolkrabe (Corvo Imperiale) und krächzt leise (unser Glücksmoment).

An Pflanzen sehen wir einen Olivenbaum, Kaktusfeigen, phönizischen Wacholder, einen Myrtelstrauch (dessen Beeren für einen Verdauungsschnaps verwendet werden).

Unser Liebling: Gigaro Sardo-Corso. Eine endemische Pflanze auf Sardinien und Korsika. „Wenn sie reif ist, verbreitet sie einen stinkenden Geruch“. Großartig.

l.u.: der Bärenfelsen abends, in starker Vergrößerung, vom Strand aus gesehen

 

"Ruine mit Meerblick". Auf dem Weg hoch zum Bärenfelsen ...

 

Schnorchelpatrouille
Ein Schwarm Minifische direkt unter mir. Am Boden wühlt ein heller Fisch im Sand nach Nahrung. Fische mit schwarzer Ellipse amHeck, einer mit schwarzen Zebrastreifen. Etwas größere, etwa in der Größe einer Hand.
Alles nur 10-20m vom Ufer. Weiter draußen wird es nicht mehr, eher weniger. Als nichts mehr kommt, drehe ich um. Zwei Fische sind mir an den Füßen gefolgt.
In der Brandungszone liegt eine Felsplatte am Boden, von Spalten durchzogen. Hier tummeln sich die Kleinen.
Auf den Steinen wachsen Pflanzen (oder Korallen?), von Sand überzogen. Ein brauner Fisch sticht immer wieder rein, mit seinem spitzen Maul, um zu schauen, ob sich darin ein Leckerli befindet.
Meine Frau entdeckt dort sogar eine kleine Flunder.

 

 

Ausflugstag (Hardcore): westlich von Arzachena, an der Straße nach Luogosanto, gibt es jede Menge Ruinen. Wir kaufen eine Kombikarte für 3 Attraktionen.

Coddu Vecchiu (das Riesengrab), um 1600 v.Chr. entstanden
Ein hoher Frontstein, oben rund, mit einem Türchen nach Osten, und dem Schiff nach Westen. Vermutlich wurden die Verstorbenen von oben, durch eine Lücke im Dach, hineingehoben (dann der Deckstein aufgesetzt). Insg. 27m lang, 3,75m hoch.
Davor wird ein Versammlungsplatz vermutet, wahrscheinlich für Zeremonien.


Nuraghe La Prisgiona
Mit dem Auto nur wenig weiter, war eine Siedlung. In der Mitte thront ein Turm, drum herum gruppieren sich Häuser

 

Nekropole La Muri
Ein Gräberfeld. Senkrechte Steine, Kammern, Grundrisse von Gebäudeanlagen. Es gibt viel zu schauen, obwohl das Gelände eher klein und übersichtlich ist.

 

 

Kaktusfeigen: wachsen überall. Riesige Kakteen, die sie als Früchte hervorbringen. Die Frucht gibt es im Supermarkt (ca. 0,30 €/St.). Ist ein weiches Obst, nur leicht süß. Ich mag das. Aber mit vielen Kernen.

 

Dann der „Italien-Moment“ im Supermarkt:
- ich parke den Wagen an prägnanter Stelle
- komme zurück, etwas Fremdes liegt darin
- ich frage eine ältere Frau, mit Sonnenbrille auf, ob es ihres ist, und ob wir Wagen tauschen wollen
- sie entschuldigt sich, räumt um. Die Sonnenbrille bleibt natürlich auf
(genau das Gleiche ist mir 2004 in Rom schon mal passiert)

 


Ausflugstag (soft), billig, wieder westlich von Arzachena
Villa Sant Steva (Burgruine)
gratis
Ruine eines kleinen Wohnturms, Mauern der umliegenden Gebäude, umgeben von erodierten Felsen und einem Eichenwäldchen. Wir sind die einzigen, bleiben über eine Stunde. Es ist perfekt ruhig.
Ich genieße den warmen Windhauch im Schatten, denke an früher zurück, an all die Fotos, Aufzeichnungen und Ideen, die ich in naher Zukunft verwerten kann und will. Anders gesagt: ich verbinde mich mit meiner Vergangenheit, um weiter zu gehen.
Meine Frau sitzt unter einem „Pilz-Felsen“ und kritzelt.
Für uns beide ist dies die schönste Stunde des Urlaubs („Wir haben sie unabhängig voneinander befragt“ ...)


Madonna dei Bambini

(gratis)
Marienstandbild, in deformierten Steinen. Bunte Wimpel, ein Glaskasten mit Dankgegenständen („Maria hat geholfen“). Wir sind die einzigen.
Ein Bussard fliegt vorüber, krächzt hoch und laut.
Wir finden eine wilde Korkeiche, ihre Rinde ist aufgesprungen und zerfurcht. Ihre Eicheln sind mit „Plüsch“ bedeckt, mit einer weichen Hülle, die die Früchte langsam abstoßen ...
Gegenüber steht ein altes Haus in einem wilden Garten, wie ein Spukschloss.


Eremo di San Trano

(gratis)
Im 4. Jh. kamen 2 Heilige hierher zum beten. Später wurden (ihre?) Gebeine gefunden und an einem Altar verehrt. Das Kirchlein geht zurück auf das 12. Jh.
Das Ganze ist eine Karstlandschaft, auf dem Berg, wir sehen runter zum Meer und rüber nach Korsika.
Auf einmal sind wir alleine. Sitzen unter wilden Olivenbäumen, genießen Ruhe und Schatten im warmen Wind. Die Tischplatte wurde um einen alten Baum arrangiert (anstatt ihn zu fällen). Das nenne ich mal Respekt vor Bäumen. Ich mag das.

 

 

Nach Castelsardo
Hinter Palau geht es in engen Kurven hoch, hoch, hoch. Ein Stück geradeaus, danach mehr Kurven mit Steigung (deshalb der Biker-Spitzname "Serpentinien" für die Insel). Korkeichen stehen am Hang (erkennbar an ihren roten Stämmen nach dem Schälen), eine Wolke hängt an der Bergspitze fest, Nadelbäume stehen herum, bei Schneefall ist hier Kettenpflicht. Dann sind wir oben. Es geht geradeaus. Das Land ist ziemlich leer und landwirtschaftlich geprägt. Wenige Höfe, weitläufige Wiesen mit vereinzelten Korkeichen oder anderen Bäumen, zwischen denen Schafe oder anderes Vieh zum grasen herumläuft. Wir kommen nach Tempio Pausania.


Tempio Pausania
Hierher kommt man wegen der Mineralquelle (oder zum Kaffee, wie wir). Die Quelle ist gut, der restliche Ort wirkt abgerockt.
Wenn die Parkuhr nicht funktioniert (so wie jetzt), beim Tabacchi bezahlen. Der Tabak-Trafikant schickt uns zur Parkuhr. Ach, die geht nicht? Dann zahlt ihr halt nix ...
    Nach Besichtigung der Quelle (2 Min.) gehen wir in die edle Bar, klemmen uns an den Tresen. Viel ist nicht los. Auf Toilette (1 für alle Männchen): absperren is‘ nich‘, spülen auch nich‘ (alle Hebel etc. sind entfernt). Na gut.
1 Cappuccino + 1 Espresse Macciato am Tresen: 2,50 €, mit Trinkgeld 3 €. Die Lady freut sich über das Trinkgeld.
Für mich sieht der Ort aus wie im Osten. Klar: von Küste und Tourismus sind wir hier weit entfernt. Das Navi („Johnny“) schickt uns durch den halben Ort, es bleibt trostlos.


Von hier geht es fast nur noch bergab, über Felder und Weiden, durch ziemlich leeres Land. Erst vor Sassari sind wieder Ortschaften.
Eine Kirche steht am Wegesrand (neben der Autobahn):  Santissima Trinita di Saccargia

Santissima Trinita di Saccargia
(vor Sassari)
Ab 1112, pisanische Romanik, 41 m hoher Turm, ab 1364 verlassen, Dornröschenschlaf bis ins 19. Jh. Romanisch, einschiffig mit Holzbalkendecke, Apsisbilder aus dem 13. Jh., einem pisanischen Maler zugeschrieben, sind auf Sardinien einmalig. Die mittlere Reihe zeigt: 14 Figuren (!). Eine ist Maria, Jesus ist ohnehin in der Mitte, bleiben 13 Apostel. 13? Vermutet wird Paulus (der Jesus nie persönlich kennenlernte).
Die Mauern bestehen aus weißem Kalkstein und schwarzem Basalt.

 


Wir fahren weiter, ins Gewerbegebiet – Sassari wirkt ähnlich abgerockt, aber es ist mehr los. Unsere Wahl für Proviant und Souvenirs ist der Carrefour-Supermarkt, in einer kleinen Mall. Danach zur Smart-Coffeelounge. Auf dem Riesen-Monitor laufen Imagefilme für dieses Auto. Sogar Künstler nehmen sich dem Raumwunder-Flitzer an. Oder soll ich sagen?: Ein gewinnorientierter Konzern will, mit Hilfe von Künstlern, sein Image aufpolieren.
Nächste Erkenntnis: auch wenn ich mir Heißgetränke gern brennen heiß den Hals hinunterschütte – gegen Italiener stinke ich ab. (Espresso in 3-5 Min. ist hier weit von den Bestzeiten entfernt).
How to make: an der Kasse ein Ticket kaufen (z.B. „un caffe“), am Tresen einlösen.

Ab Nachmittag bitte keinen Cappuccino mehr bestellen, das ist völlig unüblich (und machen nur Touristen).

 

Castelsardo
ist Touristenmagnet. Mittelalterliches Gassengewirr auf einem Felsen, direkt am Meer.

Wir sind mit dem Auto rein, haben an der Straße geparkt (1,50 €/h). Mit Parkplätzen haben sie es hier nicht so (kein Großparkplatz etc.). Jede Menge Gastronomie und Souvenirläden. Meine Frau sucht eher nach Entschleunigung und Zeichenmotiven, ich nach Kuriositäten. Das finde ich:
- Ein Wappen von 1775 über einer Tür. Ein Arm angelt einen Fisch aus dem Meer, Leuchtturm und Sonne sind mit drin im Motiv
- Die Kirche Santa Maria delle Grazie:
Unter dem Altar liegt der leidende (gekreuzigte?) Jesus, als Ganzkörperfigur, in Lebensgröße, in einem Glaskasten, unter dem Altar
Ein Kreuz mit 2 Leitern an der Wand, als wären es Requisiten

Dass Italien religiös und ein wenig seltsam ist, war mir klar. Finde ich noch mehr davon?
- Chiesetta del Purgatorio (Fegefeuerkapelle):
Klein und schlicht. Das Hauptbild zeigt einen blonden Engel, der sich liebevoll und zärtlich um den leidenden Jesus kümmert.


Und natürlich (endlich gebührenpflichtig):
Cattedrale Sant‘ Antonio Abate (4 € p.P.)
Die Dame in der Krypta erzählt ohn‘ Unterlass, ital. + engl. abwechselnd (für alle Anwesenden), aber sehr interessant. Sich abseilen ist nicht, wie in der Schule ...
Hier das Konzentrat:
- oben, in der Kirche, ziehen sich Kapellen die Wand entlang (völlig üblich). Jede war die Grablege    für eine reiche Familie, die sie „abonniert“ hatte.
- unten, in der Krypta, liegen Bischöfe & Co. begraben. Ein kanad. Forscher kam auf 21-22 Skelette
- ab 1503 war Castelsardo Bistum
- silberne Schuhe und Krone: sind für Maria. Am 15. August ist Prozession. Diesen Brauch (oder diese Ausstattung?) hatten sie dem byzantinischem Ritus entlehnt
- eine hölzerne Madonna (aus 1 Stück Holz gefertigt) wurde in einer Kiste gefunden. Früher stand sie in der Kirche, irgendwann wurde sie unten abgesägt o.ä. In der Kiste „schlief“ sie, am 15. Aug. wurde sie zur Prozession hervorgeholt
- Reliquien: waren unverzichtbar. Faustinus hat eine eigene Kiste. 10-20 weitere Heilige teilen sich einen handgroßen „Setzkasten“. Und ein gesticktes Reliquar, spanisch 17. Jh., arrangiert seine Muster um einen weißen Punkt in seiner Mitte, der je 1 Knochensplitter ist.
- Der „Meister aus Castelsardo“ schuf im 15. Jh. bedeutende Bilder. Sein wichtigstes: die Dreifaltigkeit. Gottvater (oben), schaut klug und gelassen drein, hält den Kreuzbalken. Gottsohn hängt am Kreuz, sorgt somit für die Erdung. Der Hl. Geist ist (als Taube) dazwischen, als bindendes Element. Die Golddekoration ist spanische Schule. Erst wird das Holz reliefartig geschnitzt, dann vergoldet. Die Mandorla fasst das Geschehen ein, symbolisiert die Einheit der Welt.
      Für mich ist vieles byzantinisch. Die gute Frau verweist immer wieder auf die Renaissance. Italienisch sind die Gesichter, und die Natur im Hintergrund. Flämisch ist die räumliche Perspektive. Sardinien war also nicht Provinz, sondern künstlerisch auf der Höhe der Zeit. (Das wollte sie, glaube ich, damit sagen).

 

Einen eigenen (kleinen) Ausstellungsraum hat die:
Semana Santa (Karwoche):
Castelsardo ist stolz auf seine große Bruderschaft, etwa 100 Leute
- Sie organisieren den Umzug am Montag der Karwoche (Montag vor Ostern)
- nur 12 dürfen teilnehmen. Sie tragen weiße Gewänder und Kapuzen (wie in Andalusien um die gleiche Zeit. Oder der Ku-Klux-Clan).
- es geht raus aus der Stadt
- erst bei Dunkelheit wieder zurück. Die Straßenbeleuchtung wird gelöscht.
- Mädchen, im Alter 10-12 Jahre, ziehen sich ebenfalls weiße Kleider an, tragen weiße Hauben, und eine Kerze in einer Art Papiertüte
- die Prozession geht sehr langsam
- die Männer singen tief, mit Anklängen an alte Weisen und die sardische Sprache

Ich hoffe ich habe alles richtig verstanden und wiedergegeben.

r.o.: Reliquien von Faustinus (ein ganzer Kasten für ihn)

M.l.: Sammel-Reliquiar. Jedes Loch in der oberen Dose enthält einen Knochensplitter, die Tafel darunter ordnet sie zu

M.r.: Heilige Dreifaltigkeit, der "Meister aus Castelsardo"

u.l.: gesticktes Sammel-Reliquiar, aus Spanien. Jeder "Knopf" ist ein Knochensplitter

u.M.: ein weiteres Werk des "Meister aus Castelsardo"

u.r.: Semana Santa, Prozession (Foto).

 

 

Elefant: ein erodierter Fels, ca. 2x2 m, der sehr an einen Elefanten erinnert.
Von Castelsardo die Straße hoch nach Nordost.

 

Der schöne Moment: unter einem (kleinen) Olivenbaum liegen (im BagaBaga)
im Radio: viele Franzosensender, von Korsika rüber


Wir fahren weiter, Richtung Oristano, an der Westküste, etwa in der Mitte der Insel.
Durchs Landesinnere, wieder Berge, Felder, weites, leeres Land ...


Necropoli Sant‘ Andrea Priu
Wir folgen Johnny-dem-Navi. Rein ins leere Land. Rauf auf die schmale Zufahrtsstraße. Auf der Straße läuft eine Schafherde. Einer der Schäfer, im Auto vor uns, versucht sie immer wieder zum laufen zu bewegen. Es dauert. Irgendwann laufen sie von selbst, kennen ihre Weide ...
Wir lösen Tickets, die Tour startet in 10 Minuten.


Die Nekropole ist ca. 6.000 Jahre alt, stammt aus der Jungsteinzeit.
- mit Steinbeilen hatten die Urmenschen Kammern aus dem Fels gehauen, um dort ihre Toten zu bestatten (die Arbeit dauerte lange)
- Die Kammern gleichen Häusern (den Häusern zu Lebzeiten)
- in der kleineren Kammer: Schrägdach + 2 Stelen
- in der großen: flache Decke und 2 Rundsäulen
- im Eingang: Löcher in Kreisform angelegt, für Nahrungsopfer
- im Hauptgrab: Fresken aus der Römerzeit, sowie christliche Fresken aud em 9. Jh.
- der Stier (= wichtiges Symbol im Mittelmeerraum) wurde hier nicht gefunden. Vermutlich wurde er von den Römern gründlich entfernt ...
- Heißt: die Vorgänger-Kultur wurde jeweils gründlich übertüncht
- Die römischen Fresken: tauchten bei der Restaurierung 1997 auf
- im Eingangsbereich sind noch rote Farbreste der steinzeitlichen Bemalung
- es ist die größte Nekropole Sardiniens


Das Ticket-Office ist 800m die Straße weiter und den Berg hoch.
Denn: unter dem alten, am Fundort, wird ausgegraben
Wir sind, nach der Führung, nochmals hoch, um Kaffee zu trinken und aufs WC zu gehen. Sie haben sich gefreut, dass Gäste die Einrichtung annehmen und unterstützen, anstatt gleich abzuhauen. Der wahre Grund ist: weit und breit gibt es sonst nichts.

Wir fahren zum nächsten Hotel (in Santa Catarina di Pittinuri). Durch Orte, die nur aus asphaltierter Fläche zwischen den Häusern bestehen, auf der alle fahren, parken, radeln oder gehen.
Im Radio fehlen die Franzosen-Sender, dafür höre ich arabische Musik (aus Tunesien herüber? -das ähnlich weit weg ist, wie Rom oder Marseille ...)


Su Nuraxi
Eine der größten Nuraghen-Festungen auf der Insel, also der berühmten „Steineklopfer“ aus der Bronzezeit (ganz grob um 3.000 v. Chr.). Nur mit Führung zu betreten (12 € p.P.), was auch Sinn macht.
Erkennbar ist bis heute der Hauptturm in der Mitte. Um ihn herum gruppierten sich 4 Wachtürme, in jeder Himmelsrichtung einer, mit der „Burgmauer“ außen herum.
Später kam eine zweite Mauer, mit 7 Türmen, hinzu. Außerhalb der Mauer entstand eine Siedlung.
In der Burg befand sich der Brunnen (15m tief), die Grundlage der Ansiedlung, sowie die Vorratskammer (um ein paar Tage eingeschlossen sein zu können).

Was ist ein Turm? In den Wänden erkennbar sind Löcher – sehr wahrscheinlich für Balken, um eine Zwischendecke zu tragen. Ein Turm hier bestand meist aus 3 Stockwerken, die sich jeweils konisch nach oben verjüngten. Der Schlussstein ließ sich herausheben, ohne die Statik zu gefährden. So war eine Flucht nach oben, ins nächste Stockwerk, möglich. Der Häuptling wurde in einem fensterlosen Turm „aufbewahrt“ und bewacht.
In den Häusern um die Burg gab es meist ein Bad. Forscher vermuten, dass ein heißer Stein ins Wasser gelegt wurde, für Warmbadetag, oder Dampfbad. Außerdem wurde ein Mahlstein gefunden, der auf ein Mühlhaus schließen lässt.
Zu trinken gab es Wein und Bier.

Die Steine wurden über Rampen gezogen und aufgeschichtet. Unten große, nach oben kleiner werdend. Zwischenräume sind mit kleinen Brocken gefüllt.
Von hier aus überwachten die Menschen das fruchtbare Land zwischen den Bergen, etwa 60 km weit.

r.u.: Schnittzeichnung eines Turms

 

 

 Fahrt in den Sumpf: Sinis
Wir nehmen den Schleichweg. Zwischen Oliven und Schilf. Schon sind große Käfer auf der Straße. Ein wenig weiter sehen wir welche von ihnen eine Mistkugel rollen.
    Einbiegen auf die Straße zur „Salina“. Hier machen die Flamingos aus der Camargue Station. Und da hinten stehen große Vögel herum. Wir gehen über das trockene Becken. Der Sand ist voller Abdrücke, die uns nach Flamingo aussehen, die im Pulk beieinander standen. Und finden eine Feder. Nur die Flamingos – die sind schon wieder weg, weitergezogen.
Nach einer Weile nähern wir uns den Vögeln auf etwa 500 m, können Fotos machen: es sind Reiher (Graureiher?) – was mich persönlich mindestens genauso fasziniert.

 

Am Strand: Is Arutas
Im Naturschutzgebiet, immer noch auf der Sinis-Halbinsel. Der „Sand“ ist eher feiner Kies, aus Quarz. Weißer Strand, hellblaues Meer, sauberes Wasser. Hinten, auf den Steinen, sitzt ein Kormoran (diesmal ein echter). Übers Wasser fliegt ein Pulk Reiher.

 

Zum Schluss der kleinen Runde fahren wir Richtung Tharros bzw. nach:
San Giovanni di Sinis
Der Weg ins Zentrum führt an flachen Häusern mit wenigen Fenstern vorbei, vor ihnen wachsen Kakteen mehrerer Arten - ich fühle mich wie in Mexiko. Und dann noch die Kirche: sie unterstreicht diesen Eindruck nochmals. Sie ist ein echtes Kleinod!
Die Leute reagieren so:
- das ist eher romanisch (Holländer)
- da ist ja gar nix drin. Ich hätte mir irgendwie viel mehr vorgestellt ...
- Kind knipst Papa, perfektes Fotolachen in Strand-Outfit

Die Kirche ist aus grobem Stein, mit wenigen Rundbogenfenstern, einer flachen Kuppel, ohne Turm. Grundplan und Kuppel stammen aus dem 6. Jh. (!), im 9.+11.Jh. wurde sie romanisch erneuert, seitdem hat sich kaum was verändert.
Drinnen: alles sehr grob und verwittert. Dreischiffig, mit einfachem Tonnengewölbe. Links oben sind 4 Löcher im Dach, als Fenster. Die Kuppel ist über der Vierung, von innen ist die Natursteinkonstruktion zu erkennen.
Im Weihwasserbecken ist innen ein Fisch abgebildet – ein altes Symbol für Christus und/oder die Christen. (Es kann auch, zielgruppengerichtet, für die Fischer sein). Ich jedenfalls habe so etwas noch nie gesehen ...

Nachforschungen haben ergeben:
Es ist eine der bedeutendsten Kirchen auf Sardinien. Zitat: „eine der kirchengeschichtlich interessantesten, weil ältesten byzantinischen Krichen auf Sardinien“ (Wikipedia).

 


Essen gehen (im Asterix)
Ich möchte es italienisch machen, bestelle 1. Gang und 2. Gang (Primera Piatti und Segunda Piatti). Das Asterix ist ein sehr schönes Lokal, mit freundlichen Menschen. Es wirkt schlicht – das ist uns auch lieber, als wie Touristen-Kitsch ...
Nur: die Karte ist italienisch. Ich bestelle 2 Sachen, die ich nicht verstehe. Das kam dabei heraus:
1. Gang: Nudel-Paella mit Meeresfrüchten. „Fregula“ heißen die runden Nudeln, die mit Tomate etc. eingekocht werden. Zum ersten Mal knacke ich Shrimps.
2. Gang: ein durchwachsenes Steak
Beides hatte ich nicht erwartet. Ich mache echte Selbsterfahrungen ...

 

Nach Möglichkeit hatten wir selber gekocht. Eine Dose Sardinen hatten wir tatsächlich von zuhause mitgenommen (wegen des Wortwitzes).

 


Stadt -und Regentag
Dunkle Wolken kommen vom Meer, halten auf das Hotel zu. Blitze zucken, leiser Donner grummelt.
Das Frühstück findet wieder auf dem Balkon/Wintergarten statt. Die Fensterstücke reichen nicht für die ganze Breite, überall pfeift der Wind durch, lässt Tischdecken tanzen. Wir genießen den Wind in den Haaren (und einzelne Tropfen im Gesicht), denn zuhause machen wir das nicht. Nur tanzende Servietten und Tischdecken machen es schwer. Das Personal hilft beim Reintragen, heute dürfen wir ausnahmsweise im Restaurant sitzen.


Den Vormittag verbummeln wir in Oristano.
Seit 2 Tagen fahre ich mit leuchtender Reifendruck-Warnlampe herum, drücke immer wieder gegen die Reifen, kann keinen Druckverlust feststellen. Seit 2 Tagen sagt mir ein Mann der Straßenwacht-Hotline (in Mailand), dass sie erst ausrücken, wenn die Hitsche ganz liegenbleibt. Also fahre ich weiter und ignoriere die Leuchte – ich gewöhne mich schon langsam ein ... Jetzt endlich lassen wir das machen: 5 Minuten, ohne etwas zahlen zu müssen. Nochmals vielen Dank an das Renault-Autohaus in Oristano!
Danach hängen wir im Einkaufszentrum ab, lassen den Regen durchziehen. Am Nachmittag starten wir nach Santa Cristina.

Santa Cristina
(direkt neben der Autobahn SS131, gleichnamige Ausfahrt)
Hierher kommt man wegen des Brunnenheiligtums. Wir finden: Her Spookyness. Doch der Reihe nach.
In der Bronzezeit entstand hier ein 7m tiefer Brunnen, zu dem eine Treppe hinabführt. Oben ist eine Kuppe mit Loch in der Mitte. 2x im Jahr, zur Equinox, fällt bei höchstem Sonnenstand ihr Licht durch die Öffnung aufs Wasser. Entstanden: ca. 1.000 v. Chr. Rund um den Brunnen ist eine Mauer mit Hütten erkennbar. Ob es Pilgerherbergen waren, oder Verkaufsstände, ist nicht bekannt. Die Brunnenanlage ist erstaunlich gut erhalten. Das liegt vermutlich daran, dass sie nach unten geht, und nach oben nur eine flache Kuppe hat – sie also in späteren Zeiten übersehen wurde. (Vor allem Türme, als „Landmarken“, wurden oft Opfer von Zerstörung. Die nächste Kultur wollte ihre eigenen Zeichen in die Höhe bauen ...).

Da der Quelle bzw. dem Ort magische Kräfte zugesprochen wurde, entstand im 13. Jh. eine Wallfahrtskirche, mit Pilgerwohnungen rundherum. Das ist gleich nebenan und heute ein Geisterort, also ein wenig spukig.


Dahinter ist verfallener Turm aus der Bronzezeit, mit Steinhaus nebenan. Wegen Ausgrabungsarbeiten bleibt der Zutritt derzeit verwehrt, aber das stört nicht wirklich. Das Ganze liegt in einem uralten und verwitterten Olivenhain. Und der ist weitläufig, bei Schlechtwetter genau im richtigen Licht, und wenig besucht. Immer wieder finden wir Gesichter in den knorrigen Bäumen, weit ausladende und gewundene Äste, jede Menge Motive in diesem „Spukgarten“. Das hatten wir nicht gesucht, aber -mit offenen Augen- gefunden; für uns eines der Highlights dieser Tour.


The spooky return
Im Hotel heult Wind durch die Gänge. Am Abend sitze ich an der offenen Balkontür und schaue hinaus. Kein Mensch am Strand, es ist still. Nur Wellenrauschen ist zu hören. Eine leichte Brise weht ins Zimmer, bringt dunkle Wolken und treibt Wellen in die Bucht und an den Strand. Die Nebensaison beginnt, mir gefällt sie gut.

Der Himmel voller Schwalben
Am Morgen öffne ich die Balkontür, lasse Luft herein und Mücken raus. Das macht wohl gerade jeder, denn ganz viele Schwalben (ca. 50) jagen wendig vor der Hotelfassade und über die Klippe bzw. über dem Meer. Noch ist es ruhig, ich höre nur sanftes Wellenrauschen und das Piepsen der kleinen Jäger. Allmählich trauen sie sich näher heran, die Mutigsten sausen ca. 0,5m an mir vorbei. Fasziniert schaue ich zu; es ist mein Glücksmoment, der schönste des Tages.
(Nachforschungen ergeben: ob Schwalben oder Segler (z.B. Alpenseger) ist auf den Fotos für uns nicht genau zu erkennen)
Beim Frühstück kreisen sie noch, doch schon deutlich weniger. Ein Rabe bzw. eine Nebelkrähe sitzt auf dem Zaunpfahl, hebt den einen Flügel, um sich dort zu putzen, dann den anderen. Und um 8:45 kommt ein Kormoran angeschwommen (diesmal ein echter), kraxelt auf seinen Stein und trocknet seine Flügel.


Wir fahren hoch, an die Costa Paradiso.
Der Strandvon Vignola Mare: wird für Heliotherapie benutzt (und ist deshalb unbewacht/ohne Bademeister)

Straße der 1000 Oldtimer
Heute ist Oldtimer-Rallye! Mindestens 40 alte Schlitten, mit einheitlichem Abzeichen auf Motorhaube und Türen, kommen uns entgegen, die meisten davon Ferraris. Dazwischen Polizei mit Blaulicht an, als Eskorte. Wir freuen uns über den Anblick, machen aber die Fenster zu und Lüftung aus. Mit Bleifrei-Benzin und Katalysator würden die Kisten ja nicht mehr fahren ...

Capo Testa
Erodierte Felsblöcke am Meer, sehr malerisch und fotogen. Der Nachteil: jeder kommt hierher. Parkplätze: 2-3 kleine Plätze auf dem Weg, alle schon voll bzw. Glückssache. (Um 11:00 haben wir den letzten erwischt ...). Schroffe Kaps, teils grau, teils gelb-rötlich, die Küste entlang, und gegenüber liegt gleich Korsika. Wir wandern ein wenig.
Ich stehe auf einem Felsblock, im warmen Wind, schaue über das Land und aufs Meer, fühle mich wie ein Indianer. Meine Frau sitzt ein paar Felsen weiter und zeichnet das Ganze. Etwa 20 Minuten lang machen wir das. In dieser Zeit kommen ganz viele Bleichgesichter. Sie knipst ihn, er knipst sie, mit dem gewinnendsten Lächeln, dann sind sie wieder weg. Schon kommen die Nächsten, machen es genauso. Niemand nimmt sich Zeit, die Schönheit und den Facettenreichtum der steinigen Landschaft einzusaugen. Nur wir Indianer. Der weiße Mann ist verrückt.


Her Spookiness:
ich sehe überall schaurige Fotomotive, für noch zu schreibende Horrorstories.

Wer mehr Geld und weniger Geduld hat als wir Indianer: neben dem Leuchtturm wird gerade die Terrasse fürs Café gebaut. Ab nächstem Jahr gibt es dann Cappuccino + Cheesecake for

only 12,50 €, o.ä.


Wie ich im Hotel auf dem Balkon sitze, und das alles hier schreibe, sehe ich eine große Schildkröte (Breitrandschildkröte) unter den Pinienbäumen laufen.
(Der Aufpreis für den Balkon hat sich rentiert ...)

 

Wir haben unheimlich freundliche und tiefenentspannte Leute getroffen, die unglaublich schöne und vielfältige Insel gesehen. In der Zeit hier haben wir sehr, sehr viel gefunden (wonach wir meist nicht gesucht hatten).
Mit Italien sind wir (v.a. ich) wieder versöhnt und kommen gerne wieder.

Ach ja: Was sind denn nun Sarden?
So ganz konnte ich es nicht erfahren.
Sie sind eigen, v.a. durch ihre Sprache. Allerdings gibt es kein einheitliches Sardisch. Obwohl überall die Fahne mit den 4 Mohren weht, und die sardische Kunst betont wird, läuft es eher unter „Lokalpatriotismus“. Sie sehen sich, in zweiter Linie, als Italiener (was ich so als Antworten bekommen hatte).

 

Vielleicht wichtiger Hinweis:     ELEKTRIZITÄT

220V/230V, ganz normal. ABER: überwiegend eigene Stecker, ein Adapter ist notwendig.

 

 

 

Ich habe ihn bei Camping Isulededda in LaConia im Market gekauft. Sonst hatte ich sie nirgendwo gesehen ...

 

 

 

----------  ANHANG -------------------------------------

3. Reihe: wer schon immer nach Italien ziehen wollte: so kann das dann aussehen (in Sassari)

 

 

Allg. Nachbemerkungen

 

In den Supermärkten gibt es oft lokale Produkte, die ich in keinem zweiten Laden mehr sehe. Chargen-Nr. und MHD sind von Hand geschrieben. Oder es gibt krumme Gurken und Melonen von den Feldern nebenan.
Wir haben diesen Unsinn schon lange wegrationalisiert und alles vereinheitlicht. Hier, im Urlaub, lieben wir es.
Viel teurer als bei uns ist es dennoch nicht. (Von wegen: „Regional“ und dafür extrateuer ... (weil es ja das Gewissen entlastet)). Das haben sie noch nicht verstanden und müssen es erst noch von uns lernen ...

Bei den Zeitschriften:
- Miracoli (Wunder, aktuell)
- La Presenza di Maria (Neues aus Lourdes, Fatima und Medjugorje)

Kuriosum 1: Mietwagen-Klausel: Bei Diebstahl in den Regionen Kampanien, Catania, Kalabrien und Apulien (=Süditalien, Festland) verdoppelt sich die Eigenbeteiligung („Mafia-Zone“)

Kuriosum 2: Berlusconi wollte 4 Atomkraftwerke auf Sardinien bauen (weil die Insel als erdbebensicher gilt). Bei der Volksbefragung war überraschenderweise die große Mehrheit dagegen.


Die Leute sprechen überraschend wenig und schlecht englisch (obwohl Viele vom Tourismus leben).

Autovermietung: AVIS, Budget, Hertz, Europcar – alle da. Jetzt neu: Sixt ist selbst vor Ort (ab Mai 2018). Wir hatten bei Sixt gebucht (früher noch), und wurden an den Kooperationspartner WinRent verwiesen.
Überraschung: bitte innen so sauber abgeben, wie ausgehändigt. Aha, OK. Heißt: gründlich saugen. Haben wir gemacht. Daran gab es nix zu mäkeln. (Nach diesem Check war das Mädel am Schalter plötzlich sehr wortkarg, fast abweisend. Als wäre sie beleidigt, nicht noch etwas rausleiern zu können ...).
Das war aber schon der einzige Punkt in Richtung „Mafia-Zone“.
Internet-Erfahrungs-Berichten geht es bei den einheimischen Vermietern noch dreister zu. Deshalb mein obiger Vermerk an die großen Firmen.

Verkehr allg.:
- Tüddel-Tanten: halten sie am Stopschild, oder rollen sie langsam weiter, ohne zu schauen?
- Tüddel-Opas: fahren mitten in der Straße, ziehen erst kurz vor uns rüber
- Parken/Ausparken: ist auch immer kritisch.
- SUV-Deppen: fahren auf dem Strich, statt in der Spur -> „Stricher“
- in den Orten: oft ist es nur eine geteerte Fläche. Sie beginnt direkt vor den Haustüren, dort fahren alle durch, Autos parken, Fußgänger sind unterwegs.
Viel Geduld und Rücksicht ist notwendig.
In den letzten Jahren habe ich wahnsinnig viel an Geduld und Nervenstärke lernen müssen, das kommt mir hier sehr zugute.
Allerdings bringen einem die Sarden selbst viel Geduld und Rücksicht entgegen

GEDANKEN

(Beim Hinflug, das letzte Stück übers offene Meer)


Seefahrt:
Zum Beispiel über die Entstehung der Seefahrt (nachdem ich lange nur Meer sehe):
Wieviel Wagemut braucht es, einfach aufs offene Meer hinauszufahren? Um unbekannte Welten zu entdecken, etc. ...
Aber: sind sie das früher wirklich?
Oder: sind sie nur die Küste entlanggesegelt? Wisssend dass Land kommt
-> wenn man 1x die Küsten des Mittelmeers abfährt, kommt man irgendwann wieder zurück. Dann ist klar, dass direkt gegenüber Land liegt. Erst danach probieren wir den direkten Weg übers Meer (soweit meine These)
Die Phönizier sind bis nach England gesegelt. Aber auch das geht immer an der Küste entlang ...
Kolumbus wollte den Seeweg nach Indien finden. Über die Seidenstraße etc. gab es schon einen Landweg. Somit war Indien (wie auch China) keine unbekannte Welt mehr. Nur der direkte Seeweg war noch unbekannt. Er ist also wohl nicht ins Unbekannte gesegelt (?). Dass dazwischen ein noch unbekannter Kontinent liegt, das kann nun wirklich keiner wissen ...
Und immer ging es nur um den Handel. Ohne rentable Ladung hätten es vielleicht keine Seefahrt gegeben ...


Mittelmeerküche:
- das Meer ist direkt vor der Haustür
- während das Land oft karg, und nach dem Sommer auch abgebrannt ist
- Heißt: Fisch und Meeresfrüchte sind, als Nahrungsergänzung, unverzichtbar (zumindest in früheren Zeiten)
- Oliven: sind die Ölfrüchte, die hier wachsen, und mit dem Klima zurechtkommen
- Die Leute mussten mit dem Vorhandenen auskommen, und hatten ihre Küche (regional) darauf ausgerichtet
- Die Vielseitigkeit der Mittelmeerküche resultiert wohl aus den jeweils vorhandenen Möglichkeiten. Was uns, in unserer Vereinheitlichung, wieder anspricht ...

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Bedingungsloses Grundeinkommen:

(auch das ging mir durch den Kopf, bei soviel Entschleunigung)
- war 1982 schon Thema
- durch die Automatisierung kam es zum Ende vieler Industrie-Jobs
- Das BGE war ein möglicher Ausweg, wurde aber abgewendet (durch Lobbyisten?)
- in Folge entstanden viele Dienstleistungsberufe
- Heute bedroht die Digitalisierung viele Arbeitsplätze
- Noch mehr Dienstleistung wird kaum machbar sein (?)
- fällt uns eine neue Wachstumsbranche ein?
- Die Lobbyisten sind immer noch dagegen, haben aber nur fadenscheinige Argumente
Daraus folgt: das BGE ist plötzlich diskutabel geworden